Tone King Imperial – Wenn Könige aufs Board ziehen
Stell dir vor, du könntest den majestätischen Ton eines edlen Boutique-Röhrenamps einfangen und ihn – ganz ohne Gitarrenbox – auf dein Pedalboard schnallen: kein Backline-Ballast, nur purer Ton-Adel. Was wie ein Märchen aus dem Reich der Amp-Götter klingt, trägt den Namen Tone King Imperial Preamp. Und der Name ist Programm – Imperial ist hier nicht nur die Produktbezeichnung, sondern der akustische Anspruch auf die Krone!
Ausstattung: Ein Blick unter die Rüstung
Hört, hört! Des Gitarreros Herz erquicket, wenn irgendwo eine Röhre glüht. Konsequenterweise schwingt der Tonkönig gleich drei 12AX7-Glaskolben – mehr ist mehr. Zusätzlich arbeitet ein Zero-Watt-Amplifier im Imperial Preamp, der das Klangverhalten einer hart arbeitenden Endstufe erzeugt. Ob das wirklich nach Amp klingt, hören wir später.
Auf der Rückseite gibt es Anschlüsse ohne Ende: In- und Output, ein Stereo-Effektweg, Anschlüsse für den Effektweg am Amp, XLR-Outs in Stereo, ein MIDI-Input und eine USB-Schnittstelle. Last but not least: ein Kopfhörerausgang – so wird’s gemacht!

Die drei Footswitches sind jeweils doppelt belegt und haben unterschiedliche Funktionen, je nachdem, ob man kurz oder lang drückt. Folgende Funktionen sind schaltbar: Bypass, IR-Bypass, Channel, Loop-Bypass, Tremolo und Reverb. Leider ist nicht für alle genannten Funktionen eine LED verbaut worden, sodass man beim Loop-Bypass und IR-Bypass wissen sollte, ob die jeweilige Funktion aktiv oder deaktiviert ist.
Über MIDI können die Schalterstellungen und IRs gespeichert werden. Die Potieinstellungen werden nicht mitgespeichert – schade, aber dafür gibt es absolut analogen Preamp-Sound.
Zwei Reiche – ein Imperium
Der Tonkönig regiert mit zwei grundverschiedenen Kanälen. Im Rhythm-Channel geht’s um feinste Blackface-Sounds, die mit Reglern für Volume, Treble, Bass und Attenuation angepasst werden können. Zudem findet sich ein kleiner 3-Weg-Schalter, um zwischen drei IRs wählen zu können.
Im Lead-Kanal finden wir ebenfalls vier Potis. Diese regeln Volume, Tone, Mid-Bite und Attenuation. Dieser Kanal changiert zwischen 50er-Tweed- und britischen Sounds. Auch hier steht der 3-Way-Switch zur IR-Anwahl bereit.

Reverb – Festmahl im Thronsaal
Der Reverb ist zwar ein digitaler Vertreter seiner Zunft, aber der König berief ihn sehr bewusst an seinen Hof. Mit den Reglern Reverb und Dwell lassen sich die Intensität und die Länge des Effekts einstellen. Schon mal vorweg: Der Sound klingt absolut authentisch nach Federhall.
Tremolo – der Puls des Königs
Der Tremoloeffekt ist die eigentliche Geheimwaffe des Pedals. Klassisch ausgestattet mit Reglern für Speed und Depth, liefert er eher subtile, aber wahnsinnig organische Sounds. Vor allem im Stereobetrieb macht das wirklich Spaß.
Anwendungsmöglichkeiten: Der König ist ein Diplomat
Der Imperial Preamp entpuppt sich als echtes Multitalent und macht in jeder Situation eine gute Figur. Über XLR – wer mag, auch in Stereo – kann das Pedal ans Interface, Mischpult oder eine FRFR-Box angeschlossen werden. Eine Integration in dein bestehendes Pedalboard-Setup ist ebenfalls möglich. Durch den eingebauten FX-Loop kann man z. B. Delay- oder Modulationseffekte hinter den Kanälen einschleifen. Kompressoren, Zerrer, Wah usw. können einfach vorgeschaltet werden.
Wer auf seinen Amp nicht verzichten will, kann den Imperial in den FX-Return des Amps jagen oder wahlweise per Vier-Kabel-Methode vor den Amp und in den FX-Loop schicken. Als Pragmatiker habe ich einfach mal probiert, den Preamp in den Input meines looplosen Amps einzustöpseln. Auch das klingt hervorragend, wenngleich die Anleitung diese Idee in keinem Wort erwähnt.
Sound – Minnesang trifft Rock ’n’ Roll
Für den Test habe ich den Preamp vor meinen Morgan Tweed 20 Amp gehängt. Cool ist, dass ich den Hall und das Tremolo einzeln nutzen kann, ohne die Preamp-Kanäle zu aktivieren. Und allein diese beiden Effekte machen mir schon so viel Spaß, dass ich locker eine halbe Stunde lang vergesse, die Preamp-Kanäle überhaupt einzuschalten. Beide Effekte sind hier nicht nur Beiwerk, sondern klingen wirklich hervorragend und absolut echt. Man hört die digitalen Hallfedern wirklich schwingen, und von ganz subtiler Räumlichkeit bis zu riesigen Hallfahnen ist alles drin. Ich persönlich finde eine sehr dezente Einstellung mit Dwell knapp über Minimum und Reverb auf dem zweiten Punkt der Potiskala sehr schön.
Das Tremolo klingt sehr organisch und kann wunderbar dezent eingesetzt werden. Der Speed-Regler reicht von richtig langsam bis einigermaßen schnell. Für meinen Geschmack hätte er noch einen Ticken schneller sein dürfen, um Sounds à la Leslie zu erzeugen. Auch einen Tap-Tempo-Taster hätte ich cool gefunden. Das ist aber Meckern auf ganz hohem Niveau, denn die Sounds dieses Effekts sind absolute Königsklasse.
Rhythm-Kanal
Der Rhythm-Channel pumpt meinen Amp kräftig auf und liefert sowohl Bässe als auch Höhen, die dieser Amp von sich aus gar nicht erzeugen kann. Von Jazz über Funk und Country macht dieser Kanal überall da eine gute Figur, wo es clean sein muss. Mit weit aufgedrehtem Volume-Regler und unter Einsatz des Attenuators kann der Rhythm-Channel auch crunchen. Das klingt schön bluesig, und mittels Volumenpoti an meiner Gitarre kann ich auch problemlos wieder clean spielen. Ich probiere ein bisschen mit den Einstellungen des Volume-Reglers und des Attenuators und merke schnell, dass hier tatsächlich sehr unterschiedliche Sounds zu erzeugen sind. Nicht nur der Grad an Verzerrung und Kompression nimmt zu, sondern auch der Sound ändert sich merklich. Meine Lieblingseinstellung war bei beiden Reglern ca. in der Mitte, Bass und Treble knapp unter der Mitte. Hier konnte ich einen großartigen Allround-Sound erreichen, der auf dem Neck-PU meiner Tele sehr jazzig klang und an der Bridge wunderbar twangig.

Lead-Kanal
Im Lead-Kanal tauscht der König den Purpurmantel gegen eine zerbeulte Ritterrüstung und komprimiert wie ein Palastwächter nach vier Espresso. Hier gibt’s auf die Mütze. Der Sound ist deutlich dünner als der Rhythm-Channel und bietet eine gänzlich andere Klangcharakteristik. Von dreckigem Texas-Blues bis hin zu Hard-Rock-Sounds und Leads bekommt man hier alles hin. Der Mid-Bite-Regler wechselt den Grundsound und gefühlt auch den Gain-Anteil. Dreht man diesen Regler weit auf, kommt man deutlich hörbar in den Bereich von Plexi-Sounds, in der Gegenrichtung geht’s in Richtung Tweed – allerdings immer mit eigenem Charakter. Der Tone King versucht hier nicht, die Sounds 1:1 zu kopieren. Ich vermisse ein bisschen die Fülle, die der Rhythm-Kanal bietet, gewöhne mich aber schnell an den neuen Sound. Bei sehr hohen Volume-Einstellungen komprimiert mir dieser Kanal etwas zu krass – es pumpt und wird leicht fuzzy. Bis ca. drei Viertel des Regelwegs lassen sich aber durchweg extrem gute Sounds erreichen.
Auch am Interface macht der Tone King eine grandiose Figur. Die IRs klingen sehr realistisch und bieten eine breite Palette an Sounds. Einen Low Cut würde ich mir in einem späteren Update allerdings noch wünschen. Die Ir´s liefern eine ganze Menge Fundament. Eine spürbare Latenz kann ich nicht feststellen. Das Tremolo in Stereo ist ein absolutes Highlight.
Fazit: Der Sound regiert
Und wieder ist im Bereich der DI-Lösungen für Gitarristinnen ein neuer Qualitätsstandard erreicht worden. Das Konzept eines röhrenbasierten Preamps mit extrem guten IRs macht den Imperial Preamp zum absoluten Traum für alle, die echten Sound wollen, aber den Plexi oder Twin nicht mehr schleppen möchten. Der Tone King Imperial Preamp ist kein schnöseliger Pedalprinz. Er ist ein echter Klangkönig – mit zwei Seelen in der Brust, einem Thronsaal voller Reverb und einem Herz aus Tremolo. Für Gitarristinnen, die Wert auf Charakter, Vielseitigkeit und Boutique-Sound legen, ist dieses Pedal mehr als ein Werkzeug – es ist die Soundkrone. Lang lebe der Tone King!
Tone King Imperial – Facts
- Drei 12AX7-Vorstufenröhren
- Zwei Kanäle (Rhythm/Lead)
- Spring Reverb und Tremolo
- 3 IRs pro Kanal, bis zu 6 per Editor-Software
- Stereo-Effektschleife
- MIDI-fähig
- Preis: ca. 699 Euro bei MUSIC STORE