Pedal des Monats: UAFX Orion Tape Echo

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UAFX Orion – Tape Echo mit Raumfahrtlizenz

Es gibt Effektpedale, die einfach ihren Job machen. Und dann gibt es solche, die mit jedem Einschalten eine Geschichte erzählen. Oder besser gesagt uns Gitarristen plötzlich zu Geschichtenerzählern machen. Das UAFX Orion Tape Echo gehört definitiv zur zweiten Kategorie. Dieses Pedal macht keine halben Sachen. Es kratzt nicht einfach nur leicht an der Oberfläche der nostalgischen Aura analoger Bandechos. Nein, es katapultiert dich mit Schubkraft aus feinster DSP-Magie direkt in ein Paralleluniversum, in dem jedes Delay-Trail wie ein leuchtender Schweif eines Kometen durch das klangliche Firmament zieht.

Willkommen auf der Echo-Mission Voyager, kommandiert von Kapitän Universal Audio!

Frontansicht des UAFX Orion Tape Echo.

Ein Delay wie vom Mond

Das Orion ist mehr als nur ein Delay-Pedal. Es ist eine Zeitreise. Eine liebevolle Hommage an das legendäre Maestro Echoplex EP-III, eine Ikone, die sich in den 60er- und 70er-Jahren in das Herz unzähliger Gitarristen und infolge auch in die Ohren von Millionen vor Rockfans eingebrannt hat. Hendrix, Page, Van Halen – sie alle ließen sich vom schwebenden, leicht taumelnden Tape-Echo-Sound umgarnen, der nie ganz präzise, aber gerade deshalb so lebendig und aufregend klang.

Das UAFX Orion bringt diese Magie zurück – ohne Wartungsaufwand, ohne Bandsalat, aber mit einer Detailverliebtheit, die uns das Gefühl gibt, wir hätten ein Vintage-Gerät aus der Zukunft erwischt. Statt hörbar digitaler Emulation klingt es, als ob irgendwo im Inneren des Pedals doch ein echtes, winziges Band auf Spulen läuft. Wahrscheinlich angetrieben von einem kleinen Astronauten im glitzernden Raumanzug. Reindrehen, antreten & abheben!

UAFX Orion Tape Echo – Funktionen der Regler

Das Bedienpanel des Orion ist übersichtlich, analog gehalten und fühlt sich haptisch sehr hochwertig an. Fünf Potis – Delay, Mix, Feedback, Wonk und Rec Level – zieren die Oberfläche und sind nicht zu leichtgängig, sondern haben einen angenehmen Widerstand, so dass sogar ein Grobmotoriker wie meine Wenigkeit ohne Probleme die gewünschte Delay-Zeit eingestellt bekommt. Ein Drei-Wege Mini-Kippschalter lässt uns zwischen „Mint“, „Worn“ und „Old“ wählen, hier geht’s also um den „Abnutzungsgrad“ des simulierten Magnetbands.

Der An/Aus-Fußschalter darf natürlich nicht fehlen. Hier könnte der eine oder andere die Tap-Tempo-Funktion vermissen, was in diesem Preisbereich definitiv nicht zu viel verlangt ist. Allerdings ist das in diesem Fall kein Versäumnis, sondern gehört schlicht und ergreifend nicht zum Konzept des Pedals. Es ist das Ziel, das Echo unpräzise zu halten. Die Klinkenbuchsen und der Stromeingang sind oben auf dem Pedal platziert. Auf dieser Seite finden wir des weiteren zwei Kippschalter: Preamp On/Off und Bypass True/Trails.

 

Bedienelemente des UAFX Orion Tape Echo.
Das UAFX Orion bietet ein übersichtliches Bedienpanel mit fünf Drehreglern und „Tape“-Switch. (Bild: Universal Audio)

Delay

Soweit vom Namen her selbsterklärend, regelt er die Verzögerungszeit. Die Echorate kann zwischen 80 und 700 Millisekunden angewählt werden. Da uns hier ein Bandecho simuliert wird, ändert sich die Pitch der Delay-Fahne parallel zur Delay-Zeit.

Mix

Bestimmt das Verhältnis zwischen trockenem Signal und Echo. Bis zum Anschlag im Uhrzeigersinn gedreht, erhalten wir 100% Wet-Signal.

Feedback

Dieser Regler steuert, wie oft das Echo wiederholt wird. Bei hohen Einstellungen ist Selbstoszillation das Stichwort. Um diese wieder aufzuhalten, muss die Feedback-Einstellung zurückgefahren werden. Das Pedal lediglich auf Bypass zu stellen, schafft hier keine Abhilfe! Darauf werden wir vom Hersteller bereits in der Anleitung hingewiesen. Also: „It’s not a bug, it’s a feature!“ 😉

Wonk

Unter diesem Poti verbirgt sich, was andere Hersteller gern als „Wow/Flutter“ bezeichnen. Hinter diesen lautmalerischen Begrifflichkeiten verbirgt sich nichts kryptisches, wie man vielleicht anfangs vermuten möchte.  Im Grunde ist es der Anteil der Färbung bzw. Modulation, der unserer Delay-Fahne hinzugefügt wird. Dieser geht Hand in Hand mit dem 3-Wege-Kippschalter.

Tape – Kippschalter

Der 3 Wege Schalter lässt uns „das Alter des Magnetbands“ bzw. den Klangcharakter des Bandechos zwischen „Mint“, „Worn“ und „Old“ auswählen. Von Mint bis Old steigt der Anteil der Färbung und der hinzugefügten Bandwärme.

Rec Level

Dieses Poti ist nur bei den Potisionen „Worn“ und „Old“ aktiv und lässt den Zerrgrad stufenlos einstellen.

Kippschalter auf der Oberseite

Stirnseite des UAFX Orion Tape Echo.
Auf der Stirnseite gibt es zusätzliche „Bypass“- und „Preamp“-Schalter. (Bild: Universal Audio)

Außerdem können wir auf der Oberseite zwischen True Bypass und Trails Modus wählen. Der Trails Modus lässt das Echo natürlich ausklingen, nachdem wir das Pedal ausgeschaltet haben. Bei True Bypass ist es sofort still, wenn der Switch betätigt wird. Hier sind also je nach Bedarf beide Optionen abgedeckt. Ein weiterer Kippschalter gibt uns die Möglichkeit einen Preamp hinzuzuschalten. Und zwar nicht irgendeinen Preamp. Nein, hier haben wir die digitale Emulation des legendären EP-3 Preamps aus dem sagenumwobenen Echoplex Bandechos.

Was bei den Potis des Orion sofort auffällt: Jedes kleinste Drehen am Regler hat Wirkung. Das Pedal reagiert organisch, direkt, mit dem Fingerspitzengefühl eines Studioinstruments. Keine kalte Digitalität, kein anonymes Preset-Gedudel – sich mit diesem Pedal intensiv auseinander zu setzen wird von UAD mit grandiosen Klangergebnissen belohnt. Man kann mit dynamischem Spielen und gezielter Phrasierung aus jeder Note ein individuelles Erlebnis machen.

UAFX App und Dual-Modus: Tiefer eintauchen

Doch wer denkt, das Orion sei ein Retro-Knochen ohne digitale Muskeln, irrt. Die UAFX App öffnet das Tor zu weiteren Funktionen: Alternativen zu den Werk-Presets, Speicherplätze für eigene Setups, und vor allem der Dual-Modus, der versetzte Echos auf beiden Kanälen erzeugt und damit echte Stereo-Architektur ins Spiel bringt.

So lassen sich nicht nur klassische Rockabilly-Delays oder psychedelische Wall-of-Sound-Teppiche erzeugen, sondern auch experimentelle Texturen, die eher an Filmmusik oder Ambient Kreationen erinnern. Kurzum: Das Orion ist nicht nur ein historisches Reenactment – es ist ein kreatives Werkzeug für moderne Klangforschung.

Sound? Wie in Bernstein gegossen

Das Pedal klingt, als hätte jemand den perfekten Moment einer Session in Bernstein gegossen und daraus ein Pedal gebaut. Warm, voll, harmonisch – aber nie verwaschen. Selbst bei höherem Feedback bleibt das Echo stabil, ohne zu matschen, während es zugleich immer dieses Flirren, diese organische Lebendigkeit bewahrt.

Besonders bemerkenswert ist der Preamp. Der Klang wird nicht einfach lauter, die Anhebung ist ehrlicherweise kaum bemerkbar. Was aber deutlich hörbar ist, ist die Aufwertung des Klangs. Der Ton wird wärmer, reicher und harmonischer. Auf gewisse Weise fühlt es sich ehrlicher an. Die Höhen werden etwas abgesenkt, aber wir verlieren nichts an Präsenz oder Definition. Alles wird auf wundersame Weise schöner und runder. Kein Wunder, dass dessen Vorbild, der Echoplex, eine Legende ist. Wenn nicht nur der Delay-Effekt traumhaft klingt, sondern auch schon der Preamp einen dermaßen positiven Einfluss auf unser Signal hat, ist der Platz auf dem Board mehr als Verdient.

Wer mit dem Volume-Poti an der Gitarre arbeitet, wird mit dem Orion sehr viel Freude haben. Das Pedal reagiert auf jede Dynamikveränderung, lässt deine Gitarre singen oder schreien, je nachdem, wie du sie spielst. Hören wir genau hin, wie uns das Orion antwortet und reagieren entsprechend, entsteht fast der Eindruck, wir würden uns mit dem Pedal unterhalten. Ein sehr reflektiertes Selbstgespräch.

Vergleich mit den Giganten: El Capistan & Co.

Natürlich drängt sich der Vergleich mit dem Strymon El Capistan oder dem Boss RE-202 auf. Beide sind etablierte Größen im Reich der Delay-Zauberei. Der El Capistan ist präzise, glasklar und bietet mit seinen „Tape Age“-Parametern ein beeindruckendes Spektrum an Charakter. Der RE-202 hingegen ist der moderne Nachfolger des Roland Space Echo und bringt einen Hauch Roland’scher HiFi-Schönheit mit.

Bild des Strymon El Capistan v2 und Boss RE-202.
Kompetente Konkurrenz: Strymon El Capistan v2 und Boss RE-202.

Aber das Orion braucht sich vor diesen Klassikern definitiv nicht zu verstecken. Denn es atmet. Es hat diese unnachahmliche Mischung aus Vintage-Vibe und Studioqualität. Es ist kompromisslos musikalisch. Und vielleicht ist das die größte Kunst eines Delays: Nicht nur Raum zu schaffen, sondern ihn mit Bedeutung zu füllen. Und wo ich das Thema Raum schon anspreche, verbraucht es deutlich weniger Platz auf dem Pedalboard als die anderen beiden Kandidaten.

Fazit: Tape, das dich trägt

Das UAFX Orion Tape Echo ist kein Effektpedal im üblichen Sinn. Es ist ein Zeitportal, ein Storyteller, ein Vibe-Maschine. Es bringt die Aura analoger Studios zurück, ohne deren Macken, aber mit all ihrer Magie.

Wir dürfen ein Delay nicht als Notwendigkeit ansehen, sondern viel eher als Inspiration verstehen. Unter dieser Voraussetzung finden wir im Orion einen treuen Begleiter. Es klingt nicht nur nach Vergangenheit – es interpretiert sie neu und macht sie greifbar für das Jetzt. Das Orion ist kein Tool für den Alltag, es ist ein Pedal für besondere Momente. Für Passagen und Songs, die Bedeutung haben. Es rüttelt den Zuhörer wach und schick ihn im gleichen Zug in eine Traumwelt. Es nimmt uns auf eine Klangreise mit, die überall, aber nicht am Ausgangspunkt endet.

Also: Kabel rein, Feedback auf Anschlag, Augen zu. Und schon hebt dein Sound ab – mit Warp-Antrieb, Vintage-Flair und einem Hauch von Sternenstaub.

UAFX Orion Tape Echo – Facts

  • Klassischer Tape-Delay-Effekt
  • Regler für Delay, Mix, Feedback, Wonk und Rec Level
  • „Tape“-Schalter (Mint/Worn/Old)
  • Bypass Trails/True Switch und Preamp Off/On
  • Status-LED
  • Betrieb per 9V DC Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Preis: 173 Euro im MUSIC STORE Online Shop

 

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