Metal Guitar Guide: Das richtige Werkzeug für die brachialsten Sounds!
Du möchstest Gitarre spielen lernen, oder spielst schon eine Weile und suchst nach dem ein oder anderen Tipp? In diesem Metal Guitar Guide erfährst du welche die dunkelsten Gitarren sind, wie man sie am tiefsten stimmt und wie man sie nach einer Kettensäge aus der Unterwelt klingen lässt.
Mit Gitarre spielen meine ich hier also nicht wie ein Haufen Hippies ein G-Dur am Lagerfeuer schrammeln und über Liebe singen, sondern apokalyptische Drop-G-Breakdowns über Schweinsgeschrei ballern! Egal ob du Kutte und Nietengürtel oder Tunnel und V-Neck trägst, ob du auf Black Sabbath oder The Black Dahlia Murder stehst, hier werde ich dir helfen dein Riffing und deinen Sound auf ein Niveau zu heben, das Satan höchstpersönlich die Socken auszieht!
Richtiger Einstieg ohne Umwege
Ein Satz, bei dem sich seit jeher meine Fußnägel hochrollen:
“Fang erst mal auf der Akustikgitarre an und wenn du spielen kannst, dann geht’s mit E-Gitarre weiter!“.
Was ein Quatsch! Diese Blasphemie schmeißen wir unsanft in eine dreckige Kiste, verschließen sie und werfen sie sofort über Bord. Den Schlüssel werfen wir im Anschluss auch weg – vorzugsweise in ein anderes Gewässer.
Ich will hier niemanden dazu animieren die Grundlagen zu vernachlässigen. Als jemand, der diesen Fehler gemacht hat, kann ich nur davor warnen!
Mit steigendem Spielniveau wurde mir immer klarer, was für eine fiese Glasdecke dieser blinde Fleck „Musiktheorie“ ist. Und wieder 10 Schritte zurück gehen zu müssen, damit man ansatzweise versteht, was man spielt, ist alles andere als eine spaßige Angelegenheit. Aber niemandem ist damit geholfen ein Instrument auf Krampf zu lernen, das dich gar nicht interessiert. Wer Josh Middelton zum Vorbild hat, interessiert sich nur selten für Dezimen und Fingerpicking. Und im Bezug auf die Spielweise und die Spieltechniken sind akustische und elektrische Gitarren quasi verschiedene Instrumente. Wir starten also direkt mit E-Gitarre und zwar am besten mit einer, die für High Gain ausgelegt ist.
Wahl der Axt – was gilt es zu beachten?

Wichtig: In der Gitarre muss mindestens ein Humbucker Pickup in der Brückenposition verbaut sein. Humbucker Pickups (engl. Hum Backing – Rauschunterdrückung) sind die Antwort auf das Störgeräusch-anfällige Verhalten der Single Coil Tonabnehmer. Dieses äußert sich vor allem bei hohen Lautstärken und erst recht bei hohen Zerrgraden im deutlich höheren Grundrauschen und starker Rückkopplung.
Beides ist bei einer Metal-Bandprobe mehr als gegeben und einen Tonabnehmer, der damit nicht klar kommt, können wir gerade bei modernen staccato Riffs und Breakdowns einfach nicht gebrauchen. Die Tonabnehmer in der Brückenposition klingen aggressiver, liefern mehr Höhen und weniger Bass, als am Hals und werden deshalb hauptsächlich für die Rhythmusgitarren im Heavy-Bereich genommen.
Der Fokus liegt beim Heavy Einsteiger also nicht unbedingt darauf ob diese nun in Kombination mit Single Coils oder einem weiteren Humbucker verbaut sind. Solange ein Bridge-Humbucker am Start ist, hast du bei dem Rest ziemlich freie Wahl! Zu sehr verallgemeinern sollte man hier allerdings nicht, denn nicht alle Tonabnehmer sind gleich. Auch unter Humbuckern gibt es welche die besser und welche die weniger gut für Drop-Tuning-Doom Riffs geeignet sind.
Vorschläge nach Preisbereich:

In der Gegend um die 100 – 200 € bietet sich eine J&D 805Q oder eine Jackson JS Series Dinky JS12 für jeden Heavy Einsteiger an. Je zwei Humbucker, klassische Korpusformen in modern und ergonomisch und ein Tremolohebel mit aufliegender Brücke. Also ist der Spaß eines Jammerhakens gegeben, jedoch ohne dem Schrecken eine schwebende Brücke einstellen zu müssen.
Zwischen 200 – 300 € empfiehlt sich eine ESP LTD EC-10 oder ein anderes Modell der ESP Ltd. 10er Serie. Die obligatorischen Humbucker sind in einem Lindenkorpus verbaut, der durch einen Ahornhals vervollständigt wird.
Bei ca. 400,-€ ist die Schecter C-6 mein absoluter Favorit. Auch hier trifft Linde auf Ahorn. Die Schecter eigenen Humbucker sind meiner Meinung nach, die besten Eigenmarken Pickups im Heavy-Kontext. Generell kann ich Schecter Guitars immer in den höchsten Tönen loben, aber besonders das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hier unschlagbar!

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Amp Amp Amp me up
Jetzt muss ich mich sehr anstrengen nicht wie Abe Simpson zu klingen:
“Damals zu meiner Zeit mussten wir die Verstärkerröhren noch in Kohleöfen vorheizen und die Kohle dafür mussten wir selbst aus den Minen ausgraben, was wirklich viel Arbeit war, wenn man bedenkt wie klein eine Bleistiftmine ist…“
Digitale Brühwürfel

Auch wenn es sich nach Geschwafel eines alten Mannes anhört, ist es doch schier unglaublich wie gut günstige Verstärker heutzutage klingen. Die digitalen Combos, die für die Nutzung im Wohn-/ Schlafzimmer gedacht sind, decken eine beachtliche Bandbreite an verschiedenen Klangvarianten ab. Wir kriegen glasklare Cleans, brachiale Distortion und alles dazwischen geboten.
Eine Grundpallette an Effekten wie z.B. Chorus, Tremolo, Hall und Echo sind meistens auch an Bord. Von den Fender Mustangs, über die Marshall Code Serie und die Line6 Spider Reihe, bis hin zu einem Fame DC-15 finden wir eine Menge erschwinglicher Amps, die einen, zumindest annehmbaren, aber oft sogar einen wirklich guten Metal-Tone liefern können. Und wenn dann noch Features wie: Kopfhörerausgang, Aux-Eingang und Audio Interface-Funktionalität dazu kommen, steht dem zukünftigen Pinch-Harmonic-Massaker nichts mehr im Wege.
Rohrzucker
Wenn man sich bei den aktuell angesagten Metal-Gitarristen umguckt, scheint es fast so als seien Röhrenamps ein Reklit aus lang vergessener Zeit. Da die digitalen Lösungen so vielseitig sind und sehr amtliche Ergebnisse liefern, wird die analoge Röhrenzerre von Metal-Gitarristen etwas vernachlässigt.
Nun gut, man muss zugeben die Amps sind schwerer, teurer und deren Lautstärke ist kaum zu zähmen. Aber sie sprechen zu uns, verführen uns und rufen uns zu sich wie „der eine Ring“. Wenn du einmal gehört hast wie dein Power-Chord so heftig durch den Raum donnert, dass die Hosenbeine deiner Baggypants flattern, dann stellst du den Begriff POWER CHORD nicht mehr infrage und willst nie wieder auf diese Wucht verzichten!
Röhrencombos

Die größte Problematik bei Röhrenamps im Hausgebrauch ist deren hohe Ausgangsleistung und die damit verbundene Lautstärke. Selbst ein 1 Watt Amp kann deine Nachbarn völlig auf die Palme bringen, oder zu Metal-Fans bekehren. Um den preislichen Rahmen nicht komplett zu sprengen, konzentriere ich mich hier auf Combos, sprich Geräte, die Verstärker und Lautsprecher kombinieren.
Bei digitalen Amps ist diese Art Gang und Gäbe, in der Röhrenwelt ist das eher umgekehrt. Was bei Röhrenamps eine deutlich größere Rolle spielt, ist der Lautsprecher und vor allem die Speakergröße.
Unter 10 Zoll sollte man nicht anfangen, denn die Overdrive Sounds klingen dadurch sehr dünn und schrill. Ein genialer und dennoch sehr günstiger Röhrenverstärker, der sich auch für Heavy eignet ist der Marshall DSL 5CR: 10“ Spaker, 2 Kanäle, 3-Band Equalizer und Reverb. Was will man mehr? Klassische britische Zerre, aber mit ordentlich Dampf.

Wer’s richtig Heavy haben will, wird mit dem EVH 5150 Iconic 15W 1×10 sehr glücklich. Der 5150 hat Metal Geschichte geschrieben und wurde auf mindestens zwei deiner Top 5 Alben gespielt! Die Iconic Combo ist die Wohnzimmer Variante der Legende mit der du später auch 7- & 8-Saiter Riffs spielen kannst.
Auch hier gibt’s 2 Kanäle, einen 3-Band-EQ und REverb. Außerdem bietet der 5150 Iconic Presence & resonance Regler um das verhalten des Lautsprechers noch präziser einzustellen.
Heads & Cabs für zuhause
Wer sich ein Topteil & Cabinet daheim hinstellen will, sollte auf eine 1×12 Box setzen. 10 Zoll Speaker sieht man meist in Combos und bei Cabinets geht’s bei 12“ los. Ähnlich wie beim Gitarrenpickup nüssen wir auch beim Amplautsprecher darauf achten, dass dieser Heavy Sounds abbilden kann. Die Fame Salt & Pepper 1×12 kommt mit einem Celestion Vintage 30 Speaker, der ein All-time-Classic im Heavy Bereich ist.In Kombination mit einem Lunchbox Head (Brotdosengröße) sind wir zuhause perfekt aufgestellt.
Die oben beschriebenen Marshall DSL und EVH 5150 Amps gibt es selbstverständlich auch als Lunchbox-Topteile. Den Marshall gibt es als Head mit 1 oder 20 Watt und den EVH mit 15 Watt Leistung und vergleichbaren Features. Ein weiterer Kandidat, den es leider nur als Topteil gibt, ist der PRS MT 15 Amp. Zusammen mit Mark Tremonti entwickelt deckt dieser Amp dynamische Clean und Brettharte High Gain Sounds ab. Hier kriegen wir einen Clean-Kanal mit Reglern für Volume, 3-Band EQ und Gain-Boost und einen Gain-Kanal mit Reglern für Gain, Master, Treble, Middle, Bass.

Weiter geht’s in Teil 2!
Damit haben wir die hauptsächlichen Komponenten deines Setups abgedeckt. In Teil 2 gebe ich dir ein paar Tipps bezüglich der Spieltechnik an die Hand und in Teil 3 kommen die Nerds auf ihre Kosten, wenn wir zum Thema Gear, EQ- und Soundeinstellung etwas tiefer in die Materie einsteigen.
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Titelbild: Anthony Nodado