Auch wenn viele angehende Gitarristinnen und Gitarristen auf ihr das Gitarrenspiel anfangen, ist die Konzertgitarre bei Saitenwechseln nicht gerade einsteigerfreundlich. Vor allem dann, wenn eine Saite reißt, können viele Einsteiger dann oft nicht mehr üben, obwohl ein frischer Saitensatz bereits im Zubehörfach der Gitarrentasche bereit liegt. Im folgenden Beitrag erklären wir dir daher anschaulich und Schritt für Schritt, wie du die Saiten deiner Konzertgitarre richtig wechselst!
Saite gerissen? Kein Problem!
Gitarrensaiten sind ganz klar Verschleißteile. Entweder reißen sie im ungünstigsten Moment, oder sie klingen dumpf, wenn man sie zu lange spielt. Profis wechseln daher ihre Saiten also besonders häufig, damit ihr Instrument immer möglichst frisch und brillant klingt.
Das benötigst du für einen Saitenwechsel:
- Seitenschneider oder eine Kneifzange zum Abschneiden von Saitenenden
- Stimmgerät
- Optional: Saitenkurbel für schnellere Saitenwechsel
- Optional: Gitarrenpolitur und Mikrofasertuch
Welche Saiten sind die richtigen?
Zunächst einmal zur Wahl der richtigen Ersatzsaiten. Wenn du im Musikgeschäft nach Nylonsaiten für deine Konzertgitarre fragst, kannst du in der Regel schon mal nichts falsch machen. Zu den meistgenutzten Herstellern zählen Saitensätze von Augustine und Hannabach. Aber auch der größte Saitenhersteller D’Addario führt mit seiner Pro Arte Serie gute Nylonsaiten für Konzertgitarren im Angebot.

Nylonsaiten sind glücklicherweise nicht teuer und kosten üblicherweise zwischen 5 und 15 Euro. Es kann sich also durchaus lohnen, einige Sätze durchzuprobieren, bis du deinen Favoriten gefunden hast.
Die passende Saitenstärke wählen
Viele Saitensätze für Konzertgitarren sind in verschiedenen Stärken erhältlich. In der Regel gibt es hier drei Abstufungen, Leicht, Mittel und Stark. Oder auf englisch gerne auch als Light Tension, Medium Tension und High Tension bezeichnet.
Die Saitenstärke sagt aus, wie dick die Saiten im Vergleich sind. Weiche Saiten haben auf Standardstimmung eine geringere Saitenspannung und sind daher einfacher zu greifen. Starke Saiten sind hingegen etwas straffer gespannt und klingen auch etwas lauter, da hier natürlich mehr Saitenmasse schwingt.
Anfänger greifen also oft eher zu weichen Saitensätzen, Profis eher zu stärkeren Saiten. Im Gegensatz zu Stahlsaiten sind die Unterschiede bei Nylonsaiten allerdings marginal. Es ist also nicht ganz so schlimm, wenn du als Einsteiger einen Saitensatz in höherer Stärke nutzt.
Schritt 1: Alte Saiten entfernen
Zunächst müssen wir die alten Saiten bzw. die Saitenreste einer gerissenen Saite entfernen, bevor wir neue Saiten aufziehen können. Um die alten Saiten zu entfernen, lockern wir zunächst die Spannung der Saiten, indem wir sie durch Drehen der Stimmmechaniken lösen. Sobald die Saiten keine Spannung mehr haben und labbrig über dem Griffbrett hängen, können wir die restlichen Wicklungen und den Knoten am Steg per Hand lösen.
Tipp: Sobald alle sechs Saiten gelöst sind, hast du Gelegenheit, deine Gitarre gründlich sauber zu machen. Gerade schwer erreichbare Stellen kannst du jetzt ganz einfach mit etwas Politur und einem feinen Mikrofasertuch säubern und das Griffbrett von Staub und Schmutz befreien.
Schritt 2: Saite am Steg befestigen – alle Methoden im Überblick
Jetzt können wir anfangen, die neuen Saiten aufzuziehen. Am besten beginnen wir mit der richtigen Verbindung am Steg. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Saite zu befestigen. Die erste Methode ist eine einfache Schlaufe. So geht’s:
Einfache Schlaufe
Schiebe die Saite zunächst von vorne nach hinten durch das entsprechende Loch im Steg.
Führe das hinten rausstehende Saitenende unter der Saite her, sodass das Saitenende zu dir zeigt
Schiebe das Saitenende nun durch die sich bildende Schlaufe. Achte darauf, dass die Überkreuzung hinter dem Stegblock liegt. Halte das kurze Saitenende hinter dem Block und ziehe am langen Teil der Saite, um die Schlaufe zu straffen.
Die Schlaufe ist die simpelste Methode und funktioniert vor allem bei den umsponnenen Saiten (E, A und D) sehr effektiv. Für die nicht umsponnenen Diskantsaiten (G,H und E) ist diese Methode allerdings oft nicht ausreichend, da sie für die glatten Saitenoberflächen zu wenig Reibung erzeugt. Hier kommt die nächste Methode zum Einsatz:
Einfacher Knoten
Der einfache Knoten funktioniert fast genau so wie die einfache Schlaufe. Allerdings lassen wir die Saite ein weiteres mal überkreuzen, um dem Knoten mehr Halt zu geben.
Schiebe die Saite wieder durch den Stegblock, als würdest du eine Schlaufe machen. Führe das Saitenende dieses mal aber anders herum unter der Saite her, sodass das Saitenende von dir weg zeigt
Nimm das Saitenende und schiebe es dann von dir aus kommend durch die sich bildende Schlaufe hinter dem Stegblock, sodass das Saitenende von dir weg zeigt.
Halte das kurze Saitenende hinter dem Block fest und zieh am langen Saitenende, bis sich der Knoten strafft
Dieser Knoten erzeugt durch das zusätzliche Überkreuzen mehr Reibung und funktioniert somit auch mit den nicht umsponnenen Saiten. Im Gegensatz zur bisherigen Einfachschlaufe überkreuzen wir die Saite von der anderen Seite aus, damit das Saitenende am Steg vom Spieler weg zeigt.
Gerade bei besonders dünnen hohen e-Saiten kann es sein, dass selbst dieser Knoten nicht ausreicht und sich wieder öffnet, sobald wir die Saite auf Spannung bringen. Um auch hier für sicheren Halt zu sorgen, überkreuzen wir die Saite einfach ein weiteres Mal:
Doppelknoten
Der doppelte Knoten funktioniert genau wie der einfache Knoten. Der einzige Unterschied ist, dass du die Saite mehrfach durch die Schlaufe führst, um mehr Überkreuzungen der Saite zu erhalten. Achte immer darauf, dass die letzte Überkreuzung nicht auf, sondern hinter dem Block liegt.
Nach diesem Prinzip kannst du so viele Überkreuzungen hinzufügen, wie du möchtest. Hier hat jeder Spieler seine eigenen Vorlieben: Manche mögen es praktisch und simpel gehalten, andere legen wiederum Wert auf einen einheitlichen Look. Die Hauptsache ist, dass alle sechs Saiten mit ihren jeweiligen Knoten auch unter Spannung zuverlässig am Steg halten.
Genau wie bei Schnürsenkeln müssen wir den Knoten am langen Saitenende gut festziehen, damit er sich in den späteren Schritten nicht mehr löst.
Achtung: Achte immer darauf, dass die letzte Überkreuzung des Saitenendes hinter dem Steg liegt! Sonst kann sich die Saite auch trotz mehrfacher Überkreuzung unter Spannung lösen.
Schritt 3: Saiten auf die Mechaniken wickeln
Sobald der Knoten am Steg fest ist, führe die Saite unter Spannung hoch zu den Mechaniken und achte darauf, dass sich der Knoten am Steg nicht wieder löst. Schiebe das Saitenende durch das Loch in der Wickelachse und lasse ein wenig Spiel, damit du genug Saitenlänge für eine passende Anzahl Wicklungen hast.
Ein beliebter Trick ist es, die Saite zuerst komplett durch die Achse zu ziehen und danach wieder soweit zu lockern, dass etwa eine Handbreit zwischen den ersten Bund und die Saite passt. Das gibt dir in der Regel genug Platz für 3-4 Achswicklungen.
Achtung: Wickelrrichtung beachten!
Bevor du anfängst, die Saite durch Drehen der Mechanikflügel aufzuwickeln, solltest du prüfen, in welche Richtung du die Saite wickeln möchtest. Bei der Konzertgitarre gilt: Die beiden E-Saiten werden nach außen gewickelt, alle anderen Saiten nach innen.

Der Sinn dahinter ist, dass alle sechs Saiten möglichst gerade über die Sattelkerben zu den Mechaniken führen. Dadurch erzeugt der Sattel möglichst wenig Reibung, wodurch sich die Stimmstabilität verbessert.
Jetzt kannst du die Saiten einfach aufwickeln. Achte beim Wickeln darauf, dass alle Wicklungen möglichst straff auf der Wickelachse liegen und nah beieinander sind. Vermeide Überkreuzungen der Saite auf der Wickelachse, da diese die Stimmstabilität ebenfalls beinträchtigen können.
Sobald alle Saiten aufgezogen sind, kannst du die Saiten mit einem Stimmgerät stimmen. Achte beim Hochstimmen, dass sich weder der Stegknoten noch das Saitenende an der Wickelachse lösen und die Spannung halten.
Schritt 4: Abschluss
Fertig? Noch nicht ganz! 😉 Am besten schneiden wir noch die überschüssigen Saitenenden ab. Vor allem die Saitenenden hinter dem Steg sollten wir kürzen. Bei manchen gespielten Tönen können sie nämlich ein lästiges scheppern erzeugen, wenn sie auf der Gitarrendecke aufliegen.
Wie du siehst, ist der Saitenwechsel auf einer Konzertgitarre keineswegs eine Raketenwissenschaft. Allerdings gibt es ein paar Dinge zu beachten, um es wirklich richtig zu machen. Doch keine Sorge: nach 2-3 Saitenwechseln gewöhnt man sich schnell daran und dann kann es sogar richtig Spaß machen, seiner Gitarre einen frischen Saitensatz und eine grundlegende Reinigung zu gönnen!