„The best instruments I have ever made“ sind Geschichte. Der Satz stammt von Leo Fender und die Rede ist von G&L Guitars, der Firma, die der Urvater der modernen E-Gitarre Ende der 70er-Jahre gegründet hatte. Der Hersteller von den für viele besseren Strat- und Tele-Versionen als die Fenders selbst, hätte es bestimmt verdient gehabt, gebührend Abschied zu nehmen, anstatt einfach aufzuhören zu sein. Denn genau so ist es offenbar geschehen. Die Firma ist verschwunden (auch wenn die Homepage noch online ist), und das auf eine für viele surreale und unwürdige Art.
G&L war nie ein Unternehmen, das sich laut inszenierte, sondern eher ein stiller Gegenentwurf zu Fender und Music Man, ein Ort, an dem Leo, relativ befreit von Konzernpolitik, „sein Ding“ zu Ende dachte: MFD-Pickups, Dual-Fulcrum-Tremolos, der L-2000, die ASAT, die Comanche. Instrumente für Spieler, die nicht die ikonenhafte Fassade wollten, sondern den tatsächlichen Fortschritt im Detail.
Ein Ende ohne Erklärung
Was genau am Firmensitz in Fullerton passiert ist, lässt sich inzwischen mit Hilfe unterschiedlichster Quellen teilweise rekonstruieren, auch wenn bis heute niemand eine offizielle Stellungnahme abgegeben hat. Mitte September wurden die Fabrikarbeiter in einen zweiwöchigen unbezahlten Urlaub geschickt. Am 29. September, dem Tag ihrer geplanten Rückkehr, wurden sie entlassen. Der frühere Mitarbeiter Steve Araujo (YouTube: The Bass Hang), nach eigenen Angaben neun Jahre bei G&L Guitars, beschreibt diesen Tag: „An diesem Montag, dem 29. September, wurden die Mitarbeiter zu Einzelgesprächen gerufen, manche auch in Gruppengespräche, und ihnen wurde mitgeteilt, dass sie entlassen werden. Man sagte ihnen, man würde die Firma schließen, man würde G&L „töten“. Sie bekamen eine Abfindung und mussten Papiere unterschreiben. Die Türen wurden also am Montag, dem 29. September, geschlossen. Alle wurden entlassen. Keine Fabrikarbeiter mehr. Kein G&L mehr.“
Schon Wochen zuvor hatte Araujo selbst gekündigt. „Ich hatte das Gefühl, nichts mehr tun zu können, um dieser Firma zu helfen“, sagt er. Er ahnte, dass der Kurs nicht zu halten war. Offene Löhne, stockende Produktion, Händler, die seit Monaten auf Instrumente warteten. Das alles war nach seinem Dafürhalten nicht mehr zu kaschieren. Bei ihm sorgt vor allem die Art und Weise der Schließung für Irritation: Kein Brief an Händler, keine E-Mail an Kunden, eine Pressemitteilung, kein Satz auf der Website.
Wie ging und geht es mit G&L Guitars und Fender weiter?
In den folgenden Wochen wurden Maschinen verkauft oder verschrottet, Hälse und Schablonen landeten im Müll. Die letzten US-gebauten Gitarren gingen an MIRC in Tennessee. Dort sollen sie nun, wie es heißt, „liquidiert“ werden, sprich als Gebrauchtware angeboten werden. Natürlich dauerte es keine 24 Stunden, bis das Internet wusste, „dass Fender G&L gekauft hat“. Nur stimmt das nicht so ganz. Mehrere Quellen – darunter guitarcheology, das den Niedergang fast in Echtzeit dokumentierte – berichten: Fender hat nicht G&L gekauft, sondern lediglich geistiges Eigentum, Markenrecht, Namen. Ein Stück Geschichte in juristischer Form. Die Produktionsmittel und die Belegschaft wurden nach jetzigem Stand nicht übernommen. Am 6. Oktober meldete Fender die Marke „Leo Fender“ offiziell an, Ende Oktober ging der Markenname auf der eigenen Website online.
