Steve Morse ist längst kein Gitarrist auf der Suche nach Anerkennung mehr. Er gilt seit Jahrzehnten als der Musiker unter den Muckern, als Virtuose mit Stil, Tiefe und erkennbarem Anspruch. Einer, der in der Jazzrock-Welt der Dixie Dregs begann, später mit Deep Purple rockend um die Welt zog, dessen Name bei G3-Nerds immer ein Leuchten in die Augen zaubert. Und der heute jenseits aller Erwartungshaltung einfach die Musik spielt, die ihm am nächsten ist.

Das neue Album Triangulation hört sich nach 16 Jahren VÖ-Pause der Steve Morse Band wie ein Neustart an, allerdings mit Dave LaRue (Bass) und Van Romaine (Drums) in vertrauter Besetzung. Der Titel, ein Navigationsbegriff aus Schiff- und Luftfahrt, passt dabei erstaunlich gut, denn Triangulation fühlt sich an wie die Koordinatenbestimmung eines Künstlers, der trotz seiner 71 Jahre feststellt, dass er immer noch einiges zu sagen hat, und dass Tiefe und Humor, Sound und Virtuosität ihn immer noch auszeichnen. Und so spielt Morse, inzwischen ein Mann, der schon ganze Karrieren anderer Gitarristen geprägt hat, auf diesem sehr aufgeräumt produzierten Album so unprätentiös, fokussiert und direkt, so unbeschwert, wie selten zuvor.
Unterstützung hat er sich dabei von den vergleichsweise jungen Kollegen Eric Johnson (45) und John Petrucci (58) geholt, die sich auf jeweils einem Track fast demütig in die Musik ihres Vorbilds einfügen. Wer also Instrumental-, Progressive- oder Jazzrock liebt, wer Gitarre nicht nur als Show-Objekt, sondern als Stimme versteht, wird bei Triangulation fündig.
