Von Reparaturen & Mods zu renommierten Boutique-Pedals
Joshua Heath Scott fand seine Liebe zum Lötkolben, als er um 2007 anfing, für sich, seine Freunde und Bekannte Pedale zu reparieren. Seine Faszination und der Tüftlergeist waren geboren und er folgte dem weißen Hasen tief ins Pedal-Wunderland. Aus JHS Mods, von Josh modifizierten Boss Klassikern wie dem DS-1 oder BD-2, die er im Gitarrenladen seines Freundes verkaufte, wurden JHS Pedals. Zu den ersten Kreationen gehörten das All American, das Pulp n Peel und das von mir zum Pedal des Monats gekürte Morning Glory. Damals entstanden die Gehäusedesigns noch mit Permanentmarker, Stempelkissen und sehr viel DIY-Vibe. In den folgenden Jahren stiegt der Erfolg von JHS Pedals stetig und das fast nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Um 2012 beschließt der JHS Gründer, mit seinem Akward-Charme die Plattform Youtube zu erobern. Die Click-Zahlen des Kanals JHS Pedals – und parallel die Verkaufszahlen der JHS Pedals – schießen in die Stratosphäre. Es folgen einige Umzüge zwecks Vergrößerung und heute löten, verschrauben und verpacken ca. 30 Angestellte zusammen mit Scott Pedale, die inzwischen auf der ganzen Welt in den Ladenregalen funkeln und auf unzähligen Boards bekannter Gitarristen zu finden sind. Wer das Jahr 2023 nicht unter einem Stein verbracht hat, hörte vom „Bad-Monkey-Gate“, als Josh Scott mit einem Video über ein Overdrive mit 2-Band-EQ den weltweiten Second-Hand-Markt für einige Wochen demolierte. Die Hysterie bzw. der Hype um ein uraltes 50,-€ OD-Pedal, entstand zwar, weil die meisten die Intention des Videos nicht verstanden, das Ausmaß zeigte jedoch unmissverständlich, welchen Einfluss Josh Scott auf die Pedalwelt hat.
JHS Morning Glory – Bedienung & Features

Inzwischen bei der Version V4 angekommen, bekommen wir das Morning Glory in einem mattgoldenen Gehäuse, welches klar macht, dass wir hier etwas Edles in der Hand halten. Auch die cremefarbenen Potiknöpfe sehen klassich chic aus und steuern wie gewohnt Volumen, Drive und Ton. Fußschalter und Miniswitch für die Gain-Stufe machen einen soliden, langlebigen Eindruck und die In- und Output-Buchsen sind seitlich angebracht. Über der Input Buchse finden wir einen TS-Anschluss für einen Fußschalter, mit welchem wir den Gain Boost per Fuß anstelle des Mini-Switches einschalten. Darüber hinaus ist auf derselben Seite der Kippschalter für den Hi-Cut. Dieser ist vorteilhafterweise im Gehäuse eingelassen, was ein versehentliches Verstellen unmöglich macht. Der 9V DC Anschluss ist auf der Oberseite, Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.
Sound – Bluesbreaker, oder doch ein bisschen mehr?
Josh Scott macht kein Geheimnis draus, dass das Morning Glory in starker Anlehnung an das Bluesbreaker Overdrive entwickelt wurde. Vielmehr sogar lässt JHS verlauten, dass man mit dem Morning Glory den Bluesbreaker-Schaltkreis neu erfand. Was hebt das JHS Pedal denn genau von dem Urgestein ab?
Anfangs waren beide Pedale noch sehr nah beieinander, mit dem Unterschied, dass das Morning Glory noch etwas transparenter arbeitete und das Signal weniger verfärbt hat. Beides hat sein Für und Wider, abhängig vom Verwendungszweck. Die Versionen 1 & 2 unterschieden sich lediglich in der Gehäusegröße. Die Version 3 bekam dann den Hi-Cut, welcher sich besonders bei „schrillen“-Setups, wie z.B. Telecaster durch den Vox AC30, sehr bewährt hat. Das kontrollierte Höhen-Roll-Off verhalf auch bei solchen Kombinationen mit einem schönen Gain-Boost, ohne das Publikum mit den Höhen auszupeitschen.
Das weitere Update brachte uns mehr Headroom und einen zusätzlichen Gain Boost. Damit wird das Morning Glory zu zwei Pedalen in einem, besonders mit zusätzlichem Fußschalter. Klanglich ist die V4 ein grandioser Overdrive mit einer erstaunlich breiten Zerrpalette. Ohne Gain-Boost mit runtergedrehtem Gain-Poti ist das Pedal ein transparenter Wegbegleiter, der dein Signal nicht anzerrt, nicht einmal anperlt, aber trotzdem im Frequenzspektrum bereichert. Die Gitarre klingt größer, präsenter, man könnte schon fast sagen, sie klingt teurer.
Mit aktiviertem Gain Boost zeigt der Morning Glory ordentlich Zähne. Die Gain-Struktur wird bauchiger und kommt richtig dick von unten, ohne die perligen Höhen zu übertönen. Wir bleiben im Overdrive-Gefilde, bekommen aber deutlich mehr Schmackes. Was bei diesem Pedal immer wieder verblüfft, ist, dass es schon fast von selbst zu wissen scheint, was deiner Gitarre gerade fehlt. Ob Clean oder mit Zerre, ob Single-Coil oder Humbucker, das Pedal boostet genau die richtigen Frequenzen, um im Mix durchzukommen. Es dickt da an, wo es zu dünn ist, strafft aber auch das, was zu lose ist. Es fühlt sich an wie ein Wechsel von Schwarzweiß zu Farbe, als würde unserem Signal ein neues Leben eingehaucht.

Fazit
JHS Pedals ist in puncto Verarbeitungs- und Klangqualität genauso eine sichere Bank wie deren Youtube-Kanal in Sachen Humor. Das Morning Glory V4 ist eine würdige Fortsetzung eines Klassikers, denn die Liebe zum Detail, die z.B. man am Hi-Cut & Gain Boost erkennt, machen aus einem gewöhnlichen Overdrive-Pedal eine vielfältige Sound-Macht. Beide Gain-Stufen haben Charakter und brillieren sowohl im Low-Gain- als auch im High-Gain-Kontext. Ja! Natürlich habe ich das Pedal auch durch einen 5150 gejagt 😉
