PRS SE John Mayer Silver Sky Gold Spark – Goldener Silberschweif am Horizont?
Als US-Gitarrengigant Paul Reed Smith im Frühjahr 2018 die John Mayer Silver Sky First Edition präsentierte, traf das neue Signature-Modell des Singer/Songwriters auf ein immenses Echo innerhalb der Gitarrenszene. Im Vergleich zu den damals bereits alteingesessenen Modellen des PRS-Sortiments sorgte die neue Silver Sky zwar für frischen Wind, allerdings auch für viel Gesprächsstoff. Dementsprechend wurde das Modell in Foren und Kommentarspalten natürlich heiß diskutiert. Kein Wunder also, dass die ersten erhältlichen US-Modelle schnell wieder vergriffen waren.
Drei Jahre später ließ PRS schließlich die günstiger produzierte SE-Version folgen, die bis heute zu den absoluten Kassenschlagern des Herstellers zählt. Der MUSIC STORE in Köln konnte sich nun ein begrenztes Kontingent der PRS SE Silver Sky im Exklusiv-Finish Gold Spark sichern, das auf dem europäischen Markt so bisher nicht erhältlich war. Dankbarerweise stellte man uns ein Testexemplar bereit, das wir im folgenden Test auf Herz und Nieren prüfen wollen!
John Mayer

John Mayer gehört ohne Frage zu den schillernden Persönlichkeiten seiner Musikergeneration. Wenn ich unter Freunden und bekannten Gitarristen auf John Mayer zu sprechen komme, zeichnet die Resonanz ein vielschichtiges Bild vom vermeintlichen One-Hit-Wonder („Your Body Is a Wonderland“) bis hin zu götzenartiger Vergötterung. Tatsächlich fällt das Feedback in einem Aspekt jedoch einstimmig aus: Der Mann kann definitiv Gitarre spielen! Mit seinem zwischen Pop, Blues und modernem Songwriting angesiedelten Stil zählt er sowohl an der akustischen als auch an der elektrischen Gitarre ganz klar zu den prägendsten Gitarristen unserer Zeit. Besonders bemerkenswert ist sein besonders dynamischer „Mayer-Sound“, der seiner Musik diese einzigartig gemütliche und tiefsinnige Note verleiht.
PRS SE John Mayer Silver Sky Gold Spark – die Features im Überblick
- Korpus aus massiver Pappel
- Beveled Cutaway und ‚Tummy Cut‘-Kontur auf der Rückseite
- Ahornhals mit 635JM-Profil
- Palisandergriffbrett mit Small-Birds-Einlagen
- 22 Bünde
- 8,5″-Griffbrettradius (215 mm)
- Synthetischer Knochensattel, 41,3 mm
- Drei PRS 635JM „S“ Single-Coils
- PRS 2-Point Steel Tremolo
- Vintage-Style Mechaniken im Kluson-Stil
- Exklusives „Gold Spark“-Hochglanz-Finish
- Inklusive PRS Gigbag

Grundkonstruktion
Ergonomischer Pappelkorpus
Zunächst einmal vorweg: wer sich die PRS SE John Mayer Silver Sky näher anschaut, wird nicht umhin kommen, Vergleiche mit der berühmten Fender Stratocaster zu ziehen, die für dieses Modell offensichtlich Pate stand. Doch ist die Silver Sky als Design dennoch viel zu eigenständig, als dass das inflationäre Prädikat „Strat-Kopie“ hier gerechtfertigt wäre. Denn die Silver Sky macht einiges deutlich sogar besser als ihr fast 70 Jahre älteres Vorbild, was sich vor allem in der Formgebung des Korpus bemerkbar macht. Die Konturen des aus massivem Pappelholz gefertigten Korpus fühlen sich insgesamt schlanker an, vor allem der Zugang zu den höchsten Griffbrettlagen ist dank des Beveled Cut am unteren Horn erstaunlich angenehm. Auch die abgerundete Form des Halsfußes hat der klassischen 4-Bolt-Verbindung aus dem Hause Fender einiges voraus und räumt der Greifhand mehr Freiheit ein.
635JM-Hals aus Ahorn

Die grundlegenden Spezifikationen des Halses lassen zumindest auf dem Datenblatt erkennen, dass sich hier vertrautes Handling einstellt: 22 Bünde, 25,5-Zoll-Mensur und eine Sattelbreite von 41,3 mm klingen nach Zutaten eines bewährten Rezepts, das an sich nichts falsch machen kann. Lediglich der Griffbrettradius von 8,5 Zoll ist ungewöhnlich und siedelt sich zwischen den von Vintage-Instrumenten bekannten 7,25 Zoll und den in den Achtzigerjahren eingeführten 9,5 Zoll an. Wer moderne Playability zeitgenössischer Flitzefinger-Instrumente von Ibanez, Schecter oder Music Man erwartet, ist hier also verkehrt.
Im Zusammenspiel mit dem zwischen ausgewogener C- und D-Form angesiedelten 635JM-Profil des Ahornhalses ergibt sich ein stimmiges Konzept. Dabei richtet sich der Hals weniger an rasante Leadspieler als an Bluesmusiker und Spieler, die dem Instrument in klassischer „Baseballhandschuh-Haltung“ gefühlvolle Bends, facettenreiche Akkorde und größtmöglichen Ausdruck entlocken möchten.
PRS 635JM „S“ Single-Coils

Besonders beeindruckt bin ich von den drei PRS 635JM „S“ Single-Coils, die auf Basis der teureren US-Tonabnehmer eigens für die SE-Ausführung gewickelt wurden. Das klassische Regler-Layout mit Master Volume und zwei Tone-Reglern, die wahlweise Hals & Mitte oder die Stegposition in den Höhen dämpfen, ist durch einen Klingenschalter mit fünf Positionen ergänzt. Hier stehen also alle klassischen Strat-Sounds vom brillant-klaren Bridge-Pickup über spritzig-funkige Sounds in Mittelposition bis hin zum charakterstarken Neck-Pickup bereit. Auch die wundersam perlenden Zwischenpositionen 2 und 4, in denen es gerne mal so schön ‚knopflert‘, eignen sich hervorragend.
Am Verstärker überrascht zunächst der unerwartet kräftige Punch, den die drei Tonabnehmer liefern, sobald man etwas kräftiger mit dem Pick loslegt. Hier zeigt sich, dass die Pickups der Silver Sky einen weit gefassten Dynamikspielraum bereitstellen, der auch mit den Fingern gezupft durchaus seine Stärken auszuspielen weiß. Charakterlich befinden wir uns in der Nähe einer gut gepflegten Sixties Strat, die ihrem ausgeprägten Mittenspektrum und definierten Höhen sowohl im Clean als auch im leichten Overdrive-Gebiet besonders gefällt.
Solide hauseigene PRS-Hardware
Was die Auswahl der Anbauteile anbelangt, scheute Paul Reed Smith damals weder Kosten noch Mühen und entwarf alle Hardware-Parts der Silver Sky von Grund auf neu. Das macht sich nicht nur optisch, sondern auch haptisch deutlich bemerkbar und verleiht der Ausstattung ein wertiges Gefühl. Das Klinkenkabel rastet satt in das gewölbte Buchsenblech in Strat-Manier ein, Die Poti-Kappen fühlen sich sehr wertig an.

Das PRS 2-Point Steel Tremolo stellt eine gelungene Weiterentwicklung des Originals dar. Statt der gewohnten Sechsfachverschraubung setzt PRS für die Silver Sky SE auf eine moderne 2-Punkt-Aufhängung, die eine weiche Ansprache des Hebels garantiert. Besonders praktisch: Über eine per Innensechskantschlüssel verstellbare Madenschraube lässt sich bestimmen, wie fest der Tremolohebel in der Buchse sitzt. Dadurch bleibt der Tremolohebel je nach Vorliebe also entweder stets in Bereitschaftsposition, oder man lässt ihn bei Nichtbenutzung einfach herunterhängen.
Lediglich die Tuner fallen aus meiner Sicht ein wenig aus dem Konzept. PRS nennt sie Vintage-Style Tuners, was aufgrund des klassischen Kluson-Gehäuses an sich zwar stimmen mag. Allerdings folgen die großen grauen Kunststoff-Flügel weniger der optischen Vintage-Designvorgabe und wollen nicht so recht zum Gesamtkonzept passen. Auch die 3+3-Anordnung der Kopfplatte wirkt auf mich zunächst etwas fehl am Platz, sowohl optisch als auch haptisch bevorzuge ich an Strat-Style-Gitarren klassische 6-in-Line-Kopfplatten. Dennoch ist verständlich, dass es sich hier natürlich um klassische Design-DNA aus dem Hause PRS handelt, die das Headstock-Design widerspiegeln möchte.
Finish & Verarbeitung
Das Gold Spark Finish sieht wirklich umwerfend aus. Kaum zu glauben, dass man uns Europäern diesen edlen Look zunächst vorenthalten wollte! Was sich auf den Produktbildern nicht so ganz, beim echten Exemplar aber umso mehr zeigt, ist der leichte Metallic-Effekt der Lackierung. Dieser ist stimmig dosiert, trägt also nicht zu dick auf, und ist gleichmäßig über das gesamte Finish verteilt. Aus optischer Sicht ist das Modell also Top!
Ebenfalls positiv zu erwähnen ist die erstaunlich präzise und sorgfältige Verarbeitung. Die Halstasche ist sauber und passgenau gearbeitet, die Bünde wirklich sehr gut abgerichtet. Bereits beim Auspacken aus dem gut gepolsterten grauen PRS Gigbag ist das Instrument nahezu vollständig spielfertig eingerichtet, das Werkssetup bei unserem Exemplar also sehr gut gelungen. Lediglich den Saitenreiter der tiefen E-Saite habe ich mir jeweils mit einer halben Umdrehung der Madenschrauben tiefer gelegt, was allerdings auf persönliche Präferenzen zurückzuführen ist.
Fazit:
Die PRS SE John Mayer Silver Sky Gold Spark ist wirklich der helle Wahnsinn. Obwohl ich sie ursprünglich etwas voreilig als bloße farblose Strat-Kopie abgestempelt habe, bin ich umso erstaunter, wie sich das Modell gekonnt von der Vorlage abheben kann. Sowohl klanglich als auch optisch und haptisch konnte mich die Silver Sky SE also eines Besseren belehren und vollends überzeugen, weshalb sie künftig einen festen Platz meinem Fuhrpark einnehmen wird. Wer schon immer mit einer Silver Sky geliebäugelt hat, aber nicht das nötige Kleingeld für das US-Modell aufbringen möchte, erhält mit der SE-Version also eine gelungene günstige Alternative, die den Geist des Originals erstaunlich gut einzufangen weiß. Dringende Kaufempfehlung!
Pro
- Bespielbarkeit von Korpus und Hals
- Sound der Tonabnehmer
- Solide Hardware
- Hervorragende Verarbeitung
Contra
- 3+3-Anordnung der Kopfplatte


