Zwischenzeitige Lieferschwierigkeiten hatten es schon erahnen lassen, dass bei der Karl Höfner GmbH und Co. KG mit Sitz in Baiersdorf bei Erlangen nicht mehr alles rund lief. Nun die Gewissheit: „Zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Veränderungen (§ 21 Abs. 1 und 2 InsO) wird am 10. Dezember 2025 um 17:05 Uhr vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet“, heißt es in der offiziellen Bekanntmachung des Amtsgericht Fürth. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Nürnberger Rechtsanwalt Dr. Hubert Ampferl bestellt. Er überwacht nun die finanzielle Situation des Unternehmens und prüft, ob und wie ein reguläres Insolvenzverfahren eröffnet wird. Das bedeutet also noch nicht das endgültige Aus des Traditionsunternehmens, ist aber wahrlich kein gutes Zeichen.
Traditionsreiches Familienunternehmen
1887 vom Gitarren- und Geigenbauer Karl Höfner gegründet hatte der Hersteller seinen ursprünglichen Sitz im böhmischen Schönbach, dem heutigen Luby in Tschechien. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Höfner zum größten Hersteller von Streich- und Zupfinstrumenten im deutschsprachigen Raum. Mit dem Eintritt der Söhne Josef und Walter Höfner in den Jahren 1919 und 1921 sowie der Aufnahme der Akustikgitarre in das Produktionsprogramm baute das Unternehmen seine Marktstellung weiter aus und wurde in diesem Segment zeitweise marktführend. Bis 1937 beschäftigte Höfner mehrere hundert Mitarbeiter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung aus dem Sudetenland erfolgte zunächst ein Neustart in Möhrendorf. Anschließend wurde der Firmensitz 1950 nach Bubenreuth in Bayern verlegt. Weltweite Popularität erreichte Höfner ab den späten 1950er-Jahren mit dem Halbresonanz-E-Bass Höfner 500/1, der durch Paul McCartney als sogenannter „Beatle-Bass“ Musikgeschichte schrieb und bis heute gefertigt wird. In den folgenden Jahrzehnten blieb Höfner ein familiengeführtes Unternehmen, das mehrfach strukturelle Veränderungen erlebte. Dazu zählt die Eingliederung in die britische Boosey-&-Hawkes-Gruppe in den 1990er-Jahren, umfangreiche Investitionen in die Modernisierung der Fertigung sowie später die Rückkehr in die Unabhängigkeit durch einen Management-Buy-out im Jahr 2004.
Heute produziert Höfner neben in Deutschland gefertigten Instrumenten auch international, und verbindet damit handwerkliche Tradition mit globalen Produktionsstrukturen. Über Jahrzehnte stand der Name Höfner für handwerklich gefertigte Gitarren, Bässe und Streichinstrumente „Made in Germany“. Nun ist das Unternehmen – wie viele Instrumentenbauer – offenbar durch strukturellen Marktdruck und veränderte globale Produktionsbedingungen in Schieflage geraten.
