Guitar Summit 2025: Musik braucht jemanden, der sie möglich macht
Es ist schon erstaunlich, was die Organisatoren des Guitar Summit jedes Jahr am letzten Wochenende im September im Congress Center Rosengarten in Mannheim auf die Beine stellen: Seit neun Jahren schaffen sie es auf gleichsam wundersame wie wunderbare Weise, Gear und Musik miteinander zu vereinen. Klar, die Aussteller auf dieser Messe sind Hersteller von Instrumenten und Equipment und präsentieren ihre Gerätschaften, aber durch Workshops, Masterclasses und vor allem Konzerte wird sichergestellt, dass zwischen all dem Gear das Eigentliche, die Musik, nicht zu kurz kommt. 2025: Der große Billy Sheehan war da, Periphery-Gitarrist Misha Mansoor zeigte sein Songwriting-Können, die wunderbare Wallis Bird legte einen denkwürdigen Auftritt hin, Andy Timmons referierte über „The art of melodic guitar playing“ und Akustik-Virtuose Mike Dawes bot „An introduction to modern fingerstyle techniques“.
Das sind alles fraglos großartige Musiker, doch sie alle wären als Künstler natürlich nicht die, die sie sind, wenn es ihre Werkzeuge nicht gäbe. Ein paar Highlights davon haben wir uns genauer angeschaut und in Bild und Ton erklären lassen.
Duesenberg: Bling-Bling für Gitarrenarbeiter
Zwischen Glitzer, Gitarren-Nerdtum und großem „will-haben“-Faktor: Duesenberg hatte abermals richtig groß aufgefahren – und dementsprechend war auch ordentlich Betrieb bei den Hannoveranern. Sie sind ja seit jeher dafür bekannt, für sowohl Sammler-Futter als auch Bühnenwerkzeuge und alles dazwischen zu sorgen. Und ein Instrument, das diese beiden Welten perfekt zu vereinen scheint, wird dieses Jahr 30 Jahre alt – und dazu kann man sich schon mal ein silbernes Pickguard gönnen – oder auch nicht: Die Starplayer TV präsentiert in der Starplayer CBR genannten Jubiläumsausgabe mit ausgefrästem Voll-Mahagonikorpus, Ahorn-Decke sowie historisch korrektem und stage-tauglichem Duesenberg Diamond Prestige Tremolo. Dazu bietet das Flex-Plus-Wiring einen Fünf-Wege-Schalter für HB/P-90-Kombis, Coil-Split und sogar out-of-phase. Was der Stand und das Duesenberg-Portfolio sonst noch zu bieten hatte, seht ihr im Video.
Ibanez Guitars: Nostalgie und Moderne
Unser letztes Video mit Mark von Ibanez war länger als gedacht, diesmal schaffen wir es in 13 Minuten. Und die sind vollgepackt mit besonderen Schönheiten und schönen Besonderheiten – und natürlich Neuheiten. Eine davon: Die bisherigen j.custom-Modelle heißen jetzt Ibanez Visions. Geblieben ist der kompromisslose Qualitätsanspruch mit handverlesenen Hölzern, mehrteiligen Bodies und aufwendigen Tops. Angelehnt an die legendäre Powerform von 1988 – inklusive Reverse-Headstock und Metallic-Finishes in „Purple Neon“, Schwarz und knalligem Gelb – zeigt man uns die 540P Reissue sowie die neue Iceman im Finish Cherry Red Sunburst.
Bassseitig präsentiert Ibanez nach dem Erfolg der EHB-Serie Headless-Modelle im erschwinglicheren Preissegment, sowohl vier- als auch fünfsaitig, sowie neue SR- und BTB-Bässe mit markanten Inlays und limitierten Auflagen.
Yamaha: Alles so schön bunt hier!
Am Yamaha-Stand gab es in diesem Jahr zwar keine neuen Modelle, aber einen Haufen neuer Farben zu entdecken: Beach Blue Burst, Mist Green, Fire Red, Mint Green, Cream White – die Pacifica- und Revstar-Modelle haben zumindest fürs Auge einiges Neues zu bieten. Bei Yamaha ist man sich sicher, dass sich vor allem die Revstar in Fire Red als Verkaufsschlager entpuppen wird. Ebenso beliebt ist längst schon der Billy Sheehan Bass, der Yamaha Attitude LTD III mit zwei Outputs, die – in Stereo! – zwei Amps anfahren.
Bei den Akustikgitarren dreht sich bei Yamaha dieser Tage alles um die TAG3 C, eine Westerngitarre mit allerlei technischem Schnickschnack, der absolut Spaß macht: eingebauter Preamp, integrierte Effekte (Reverb, Chorus und Delay), Loopfunktion und Bluetooth-Schnittstelle. Dass sie dabei mit ihrer massiven Sitka-Fichtendecke und dem massiven Mahagonikorpus auch noch akustisch gut klingt, versteht sich von selbst.
Zu Yamaha gehören seit gut zehn Jahren auch die Modeling-Pioniere von Line 6, die am gemeinsamen Stand eine interessante Neuheit präsentieren konnten:
Line 6: Hallelujah, ein Touchscreen!
„Im Prinzip ist alles neu“ im Line 6 Helix Stadium, wenn auch das Äußere sich nicht allzu weit von den Vorgängermodellen weg zu bewegen scheint. Schlanker und eleganter ist es geworden und ein wenig futuristischer. Aber bei einem derartigen Hochleistungsgerät ist das, was unter der Haube ist, wichtig – und da hat Line 6 tatsächlich einiges anders gemacht. Das fängt beim Touchscreen an, den sich viele schon bei den früheren Versionen gewünscht, ja fast erwartet hatten, geht weiter mit neuen, schnelleren Prozessoren und einem neuen Modeling-Verfahren. Das nennt sich nun Agora statt HX und erfasst die Verstärker und Effekte fast schon nerdig präzise: Jede Röhre, jeder Kondensator und jedes Bauteil der Models wurde detailliert vermessen und in einen neuen Algorithmus übersetzt. Das Spielgefühl soll dadurch noch authentischer sein als es sowieso schon war. Verfügbar sein soll das Pedal, O-Ton: „Bis vor Ende Herbst.“
Beetronics: Ist schon wieder Fuzz-Nacht?
„Fuzzy, buzzy and crazy“: Die Pedale von Beetronics FX aus Kalifornien sind, sagen wir mal: speziell, genau wie ihr Entwickler Filipe Pampuri, der sich an den vier Tagen in Mannheim, passend zum Firmen-Namen und Credo ihrer Pedale, in einem Bienenkostüm präsentierte. Der kleine, unscheinbare Stand war so nicht zu übersehen – und einen genaueren Blick lohnen die extravagant aussehenden, handgefertigten Pedals. Neben Klassikern wie dem Swarm, einem ultra-eigenen und faszinierenden Fuzz-Harmonizer, und dem Royal Jelly, einem Fuzz/Overdrive-Blender, hatte er auch jüngere Modelle, wie den Wannabee, den Larva Morphin Phaser und den CB Harmochorus auf seinem Tisch liegen. Im BBD (oder auch BeeBeeDee) fand sich dort auch eine Premiere: Das erste Delay-Pedal des aus Brasilien stammenden Amerikaners deckt mit den drei Modi Classic, Lo-Fi und Pitch alles ab von vintage-warm bis futuristisch-abgedreht.
Fieldfare Audio: Verzerrte kölsche Tön
Die beiden Kölner Tüftler Alex und Micha aus Köln machen, wie sie selbst sagen, „ehrliche Produkte für Musiker“. Und das merkte man auch am kleinen Stand ihrer Firma Fieldfare Audio. Dort präsentierten sie einerseits ihre bekannten Pedalklassiker, wie den transparenten Overdrive Antaris oder den flexiblen Revolt, andererseits aber auch einen völlig abgedrehten Prototypen, der schon bei halbem Gain in „Selbstoszillation des Todes“ verfällt. Optisch sind die kleinen Kisten wie immer echte Hingucker, teilweise schlicht belassen und dadurch extrem stylisch, teilweise aufwendig und durchdacht designed. Das Pedal-Line-up reicht vom minimalistischen OneFast mit nur zwei Reglern über den charakterstarken Reaktor-Distortion bis hin zum Antiheld, einem Bass-Distortion, der seinem Namen alle Ehre macht. Das Konzept der beiden: handgebaut, durchdacht, unaufgeregt, aber mit maximaler Wirkung.
Taylor Guitars: Neue Modelle für alten Klang
Traditionell geht es bei Akustikgitarren-Herstellern etwas gediegener zu. Vielleicht liegt das daran, dass die Ehrfurcht vor der Gitarrenbaukunst bei Akustikgitarren gemeinhin etwas größer ist als bei Anbietern von Rock-Guitar-Equipment. Kurzum: Am Taylor-Stand war es etwas ruhiger, aber umso edler. Dabei kann man auf Taylor-Gitarren auch durchaus reinlangen und sogar einen Verzerrer dazuschalten, wie Taylor-Artist The White Buffalo beweist.
Doch genau wie der genannte Künstler geht auch der Hersteller neue und unerwartete Wege: Die noch junge Gold Label Collection ist eine Serie, die zwischen den bekannten Standard- und Builders-Editionen angesiedelt, aber technisch ganz anders unterwegs ist: Der Ton der Grand Pacific erinnert durch sein überarbeitetes V-Class-Bracing an eingespielte Vintage-Instrumente, allerdings verfügt sie über einen sogenannten Action Control Neck, bei dem statt wie gewohnt drei Schrauben nur noch eine zentrale Verbindung den Hals am Korpus hält. Damit lässt sich der Halswinkel in Sekunden verändern – ganz ohne Saiten entspannen oder Hals abnehmen.
Aus derselben Reihe stammt die Grand Auditorium. Sie setzt auf denselben Halsmechanismus und das V-Advanced-Bracing, kombiniert mit einem dezent integrierten Expression-System-Pickup samt unauffälliger Bedienelemente im Schallloch. Das Ergebnis: ein transparenter, brillanter Ton mit warmer Seele. Die beiden Modelle – 517E Grand Pacific und 714E Grand Auditorium – richten sich an Spieler, die den typischen Taylor-Klang lieben, aber ein Instrument suchen, das sich reifer, eingespielter und zugleich flexibler anfühlt.
Dingwall: Zukunftsklassiker mit Rockstar-Vibes
Man muss die Geschichte kennen, um die Gegenwart zu verstehen. Kaum etwas trifft mehr zu als auf die Bässe von Sheldon Dingwall. Wer den Typen trifft, merkt sofort: Er ist kein gewöhnlicher Instrumentenbauer – eher so eine Mischung aus Tüftler, Musiker und Philosoph. Er nutzt unseren Besuch an seinem Stand zur Geschichtsstunde und erzählt über seine Multiscale-Bässe: „Wir haben das nicht erfunden“, sagt Sheldon, „aber wir waren verdammt früh dran.“ Das Ergebnis: bessere Saitenspannung, klarerer Ton, mehr Punch. Und: Man erkennt einen Dingwall-Bass schon aus 100 Metern Entfernung.
Dingwalls gibt es generell in zwei Ausführungen: Handgemacht in Kanada oder Ready-to-Play aus China oder Indonesien. Letztere sind allerdings komplett nach kanadischen Spezifikationen gefertigt – mit denselben Hölzern, eigener Hardware und finalem Setup direkt in Kanada.