So nimmst du deinen E-Bass effizient auf
E-Bass aufzunehmen kann eine echte Herausforderung sein. Schließlich müssen sie mit tiefen Instrumenten wie Bassdrum, Floor Tom oder Synths harmonieren und sich gleichzeitig gegen Gitarren behaupten, die gerne im Bassbereich mitmischen. Ziel ist der perfekte Spagat zwischen tragfähigem Low End und durchsetzungsfähigem Attack – und das am besten schon beim Tracking.
In diesem Beitrag stelle ich euch fünf erprobte Tipps vor, wie ihr eure Bassaufnahmen „bässer“ machen könnt! 😉
1. Das richtige Instrument wählen

So banal es klingt: Nicht jeder Bass klingt gleich. Wenn ihr die Möglichkeit habt, probiert verschiedene Modelle aus. Ein Precision Bass oder Music Man Stingray setzt sich oft besonders gut im Mix durch. Ein Jazz Bass kann dagegen durch seine weniger präsenten Mitten im Mix schneller untergehen – zumindest, wenn beide Pickups gleichzeitig aktiv sind. Für einen durchsetzungsstarken Sound lohnt es sich, nur einen Pickup zu nutzen.

Bei ruhigeren Songs, etwa einer Ballade, kann dagegen die Kombination beider Pickups einen wärmeren, runderen Klang erzeugen. Letztlich gilt: ausprobieren und auf die Ohren vertrauen!
2. Der richtige Signalweg: DI-Box, Preamp, Amp oder Modeler?
Es gibt viele Wege, das Basssignal in den Rechner zu bekommen. Manche Optionen liefern einen neutralen Sound, andere färben ihn stark. Die beste Lösung ist oft eine Kombination aus beidem.
DI-Box:
Die neutralste Form der Aufnahme. Sie wandelt das unsymmetrische Signal in ein symmetrisches, das per XLR-Kabel ans Interface oder Mischpult geschickt wird. Über den Link Out kann das Signal parallel an Effektgeräte, Preamps oder Amps weitergegeben werden.
Tipp: Immer eine DI-Spur mit aufnehmen – sie ist Gold wert für die Nachbearbeitung.

Preamp:
Bass-Preamps – egal ob Rack oder Pedal – bieten umfangreiche Klanggestaltung per EQ und Drive. Klassiker wie der SansAmp Bass Driver oder moderne Vertreter von Darkglass (Microtubes-Serie) liefern druckvolle Sounds direkt ins Interface, ganz ohne Amp.
Amp:
Auch echte Amps sind weiterhin eine hervorragende Option. Röhrenverstärker wie der Ampeg SVT oder Orange AD200 klingen auf Aufnahmen fantastisch. Mit einem Kickdrum-Mikro (z. B. AKG D112) lassen sich die Tiefen perfekt einfangen.
Ein zweites Mikro (z. B. Shure SM57, Sennheiser e906) ergänzt die Mitten und Höhen. Achtung: auf Phasenauslöschungen achten! Ein „Out of Phase“-Basssound ist leider nicht besonders tragfähig.

Modeler: Digitale Lösungen für E-Bass wie Darkglass Anagram, Line 6, Kemper oder Neural DSP liefern hochwertige Basssounds, die sich speichern und live reproduzieren lassen – ideal für effektreiche Setups oder mobiles Recording.

3. Die Subbass-Spur – Fundament und Druck
Genug Geartalk! Jetzt wird’s erst richtig spannend: Nutzt eure DI-Spur, um eine zusätzliche Subbass-Spur anzulegen. Kopiert dazu die DI-Spur und filtert alles über 100 Hz heraus – übrig bleibt ein tiefes Grollen, das dem Mix Stabilität und ein gesundes Bassfundament verleiht.
Bearbeitet diese Spur mit einem Kompressor, der einen kräftigen Eingriff und langer Release-Zeit bietet, um ein dichtes, gleichmäßiges Low-Endd zu erzeugen. Optional sorgt ein Sidechain-Kompressor, der auf die Kick Drum reagiert, für sauberen Platz im Mix. Mischt die Spur dezent unter, denn zu viel Subbass kann schnell künstlich oder matschig klingen.
4. Die Drive-Spur – mehr Attack und Charakter
Auch hier gilt wieder: DI-Spur duplizieren und einen Verzerrer oder Amp-Simulator nutzen (ich habe die besten Ergebnisse mit Amp Simulatoren im Stile eines Marshall Plexi erreicht). Dann per EQ die tiefen Frequenzen und Tiefmitten beschneiden – setzt den Lo-Cut irgendwo zwischen 200 Hz und 800 Hz, je nach gewünschtem Charakter.
Diese Drive-Spur liefert Knackigkeit und Biss im Anschlag, besonders hilfreich in dichten Mixes. Probiert außerdem mal mit dem Gainregler herum. Ich bevorzuge subtile Einstellungen, für härtere Gangarten darfs auch ein bisschen mehr sein.
Mischt diese Spur behutsam unter, bis der Attack stärker hervortritt – weniger ist mehr!
5. Post Production – Feinschliff im Mix
Ein Kompressor sorgt dafür, dass der Bass gleichmäßiger wirkt und sich besser im Mix behauptet. Mit einem EQ könnt ihr störende Frequenzen entfernen oder bestimmte Bereiche betonen. Wenn ihr eine Subbass-Spur nutzt, lohnt es sich, in der Hauptspur die tiefsten Frequenzen zu beschneiden. Ein dezenter Chorus-Effekt kann zudem Tiefe und Räumlichkeit hinzufügen, was besonders bei cleanen Basssounds hervoragend klingen kann!
Fazit:
Mit diesen fünf Tipps für das Bass-Recording bekommt ihr satte, definierte und druckvolle Basssounds, die sich perfekt in jeden Mix einfügen. Ob mit DI, Preamp, Amp oder Modeler – entscheidend ist die Kombination aus gutem Quellsound, cleverem Layering und Feingefühl beim Mischen. Probiert es aus und euer nächster Bass-Track wird garantiert „bässer“ klingen!
