Viele träumen davon, ein Instrument zu lernen – und oft bleibt es jahrzehntelang nur ein Traum. Doch wer sagt eigentlich, dass man jung sein muss, um Gitarre zu spielen? Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät! Auch mit über 60 kannst du die Gitarre in die Hand nehmen und einfach loslegen. Und das Beste daran? Reife bringt oft genau die Geduld und Hingabe mit, die fürs Musizieren nötig sind.
Warum gerade jetzt?
Mit dem Ruhestand oder mehr Freizeit im Alltag bietet sich endlich die Gelegenheit, Herzenswünsche anzugehen. Gitarre zu lernen fördert nicht nur die Feinmotorik und Konzentration, wie zahlreiche Studien belegen, sondern hält auch das Gehirn fit – ein wunderbares Training für Körper und Geist. Musik ist also nicht nur ein Hobby, sondern stärkt auch das Gedächtnis und beugt sogar gegenüber Demenzerkrankungen vor. Und wer gemeinsam mit anderen musiziert, wird sogar die eine oder andere Freundschaft schließen, die vorher undenkbar gewesen wäre.
Gitarre lernen im Alter – Vor- und Nachteile
Aus langjähriger Erfahrung als Gitarrenlehrer mit zahlreichen Schülern von jung bis alt kann ich sagen, dass es häufig die Älteren sind, die ihrem Potenzial am Instrument eher skeptisch gegenüber stehen. Dabei wird gerne übersehen, dass gerade die zusätzliche Lebenserfahrung einen unschätzbaren und schwer zu kompensierenden Vorteil beim Erlernen eines Instruments mit sich bringt, den ältere Schüler den jüngeren oft voraus haben.
Bekanntermaßen fällt das Erlernen neuer motorischer und kognitiver Fertigkeiten in jungen Jahren einfacher. Während jungen Schülern allerdings oft die Zeit für den Unterricht fehlt und man sich auch schneller ablenken lässt, können Erwachsene hingegen mit mehr Geduld, Konzentration und mehr Zeit zum Üben punkten. Darüber hinaus haben die meisten älteren Schüler bereits einen ausgeprägten Musikgeschmack entwickelt, sodass sie von Anfang an ziemlich genau wissen, was sie lernen möchten.
Der richtige Einstieg
Es muss natürlich nicht gleich das große Solo sein. Viele starten mit einfachen Akkorden und begleiten sich selbst beim Singen. Ideal ist eine Westerngitarre mit weichen Saiten oder eine Konzertgitarre mit Nylonsaiten, die sich leichter greifen lässt. Auch kleinere Gitarrenmodelle (z. B. 3/4-Modelle) können eine komfortable Alternative bieten.
Lernmethoden: analog oder digital?
Ungeachtet des Alters lautet die beste Empfehlung für jeden angehenden Gitarristen, den Einstieg gemeinsam mit einen Gitarrenlehrer zu bestreiten, da er dir im Unterricht direktes Feedback zu deiner Spieltechnik geben kann. Neben dem großen Angebot an Privatlehrern sind örtliche Musikschulen sicherlich ein sehr guter Ansatzpunkt, einen Lehrer zu finden, der dir sympathisch erscheint und dessen Lehransatz dir gut gefällt. Alternativ oder ergänzend dazu gibt es speziell für Spätstarter ausgelegte Online-Kurse, Lern-Apps oder Bücher. Der absolute Klassiker ist Peter Burschs Gitarrenbuch, das vollständig ohne Noten auskommt. Ein weiteres beliebtes Lehrwerk ist Justin Sandercoes JustinGuitar Gitarrenkurs für Anfänger mit zahlreichen Audio-Beispielen auf beiliegenden CDs und online abrufbanre Videos. Wichtig ist: Wähle ein Tempo, das zu dir passt.

Peter Burschs Gitarrenbuch kommt vollständig ohne Noten aus.

Justin Sandercoes Gitarrenkurs für Anfänger eignet sich für jung und alt.
Tipps für den Start
- Wähle ein gut spielbares Instrument – eine gute Bespielbarkeit ist entscheidend.
- Übe regelmäßig, aber kurz – lieber 15 Minuten täglich als einmal pro Woche stundenlang.
- Setze auf Lieder, die du magst – das steigert Motivation und Wiedererkennungswert.
- Mach dir keinen Druck – Musik ist kein Wettbewerb, der Spaß sollte jederzeit im Vordergrund stehen.
Fazit: Musik kennt kein Alter
Mit über 60 Gitarre zu lernen ist keine Ausnahme – es ist eine Bereicherung. Egal, ob du allein spielst, in einer Gruppe musizierst oder einfach nur für dich lernst. Wie bei vielen Dingen im Leben gilt auch beim Gitarre spielen die berühmte Weisheit: Der Weg ist das Ziel. Und solange dieser Weg Spaß macht, ist es egal, wann man ihn zu beschreiten beginnt!