Die Gibson Les Paul ist ein echtes Tonmonster – und eine der wenigen Gitarren, die sich in nahezu jedem Genre zu Hause fühlt, vom warmen Jazz bis hin zum aggressiven Metal. Sie kann singen, sägen und sogar Satan persönlich beschwören – kurz gesagt: alles ist möglich.
Les Paul selbst glänzte in den 50ern im US-Fernsehen mit virtuosen und scheinbar mühelosen Jazz- und Swing-Läufen. Eric Clapton ließ seine Paula sanft singen, Jimmy Page machte sie zum Rockmonster. Duane Allman und Dickey Betts legten mit Bottleneck-Slide und Twin Leads den Grundstein für den Southern Rock, und Slash verewigte sie endgültig im Musikvideo zu November Rain. Cooler geht’s nicht.
In diesem Artikel zeige ich euch ein paar praxisnahe Les Paul Ton-Tipps, mit denen ihr das volle Potenzial eurer Les Paul entfalten könnt. Alles, was ihr braucht: eure Hände und einen Schraubendreher. Los geht’s!
1. Top-Wrapping – die alternative Saitenführung
Top-Wrapping ist eine alternative Methode, eine Les Paul zu besaiten. Dabei werden die Saiten von der Tonabnehmerseite durch das Stop-Tailpiece geführt, dann über dessen Oberseite gelegt und schließlich zur Brücke geleitet. Dadurch treffen sie in einem deutlich flacheren Winkel auf die Brücke.

Mechanische Veränderungen
- Geringere Saitenspannung (gefühlt): Flacherer Saitenwinkel = weicheres Spielgefühl, auch bei gleicher Saitenstärke.
- Weniger Druck auf die Brücke: Geringerer Verschleiß, aber Vorsicht: Zu wenig Anpressdruck kann zu Saitenschnarren führen.
- Langlebigere Saiten: Weniger Knick = längere Lebensdauer.
Spielgefühl
- Leichteres Bending & Vibrato: Weniger Kraftaufwand, ideal für Blues und Classic Rock.
- Lockerere Ansprache: Weicheres Attack, weniger „Snap“.
- Sustain-Veränderung: Subjektiv oft länger
- Runderer Ton: Wärmer, weniger „snappy“.
- Etwas weniger Brillanz: Höhen leicht reduziert.
Mögliche Nachteile
- Verlust an Definition: Bei zu flachem Winkel etwas matschiger Klang.
- Optik & Setup: Ungewohnte Optik, evtl. Anpassung der Brückenhöhe nötig.
2. Potis richtig nutzen – mehr als nur Lautstärke
Die Les Paul hat vier Potis – und ja, man kann (und sollte) alle benutzen! Drei Tipps für mehr Klangvielfalt:
1. Lautstärke zurücknehmen

Steile These: Voll aufgedreht klingt die Les Paul oft am schlechtesten. Reduzierst du das Volume-Poti leicht (auf 7–8), ändern sich die Höhen, der Sound wirkt ausgewogener. Etwas Verzerrung geht verloren – die kannst du aber am Amp oder Pedal wieder draufgeben.
2. Tone-Potis kreativ einsetzen
Der Klassiker: Claptons Woman Tone. Halspickup wählen, Tone auf 2–3, und du bekommst diesen butterweichen, singenden Lead-Sound.
Es geht allerdings auch dezenter: Ich persönlich mag es, den Grundsound meines Setups am Neck Pickup auszurichten, damit dieser nie zu dumpf klingt. Der Bridge Pickup wiederum kann dann sehr höhenreich und schneidend wirken. Mittels Tone-Poti lässt sich das leicht ausbalancieren.
Auch für Soli am Stegpickup kann es gut klingen, wenn die Höhenblende leicht zugedreht wird – oft reichen schon wenige Millimeter, um den Ton ein wenig weicher zu machen und die scharfen Spitzen zu entschärfen.
3. Pickups mischen
Schalter in Mittelposition, beide Pickups aktiv. Jetzt mit den Volume-Potis mischen, z. B. Bridge-Pickup leicht lauter für mehr Definition. Den Halspickup lauter zu machen sorgt für mehr Wärme. Diese Sounds klingen ganz anders als die Pickups über den Schalter auszuwählen und fügen so weitere Klangfarben zu eurer Gitarre hinzu.
3. Pickuphöhe & Polepieces einstellen
Die Pickuphöhe hat enormen Einfluss auf Lautstärke, Dynamik und Klangcharakter.
- Hoch eingestellt: Mehr Output, direkterer und bissigerer Ton, aber mehr magnetischer Zug = kürzeres Sustain, evtl. Intonationsprobleme.
- Tief eingestellt: Weniger Output, wärmerer und weicherer Sound, mehr Dynamik.
Auch spannend: Polepieces (Humbuckerschrauben) justieren. Höhere Schrauben verändern das Verhältnis der beiden Spulen zueinander – von subtilen Klangnuancen bis hin zu Singlecoil-artigen Sounds.
Jimmy Page ging sogar so weit, die Schrauben komplett zu entfernen – mit massivem Output-Verlust, aber sehr eigenem Klang.
Les Paul Ton-Tipps – Fazit
Mit wenigen Handgriffen kannst du deine Les Paul an deinen persönlichen Stil anpassen: Weichere Sounds? Mehr Twang? Woman Tone à la Clapton? Alles machbar.
Die Les Paul ist ein echtes Multitalent – und genau deshalb seit Jahrzehnten eine Legende. Also: Schraubendreher schnappen, Potis drehen, ausprobieren – deine Paula wird es dir danken.