Meine Kinder fragten: „Auf deiner Akustikgitarre steht Yamaha und auf dem Motorrad vom Nachbarn auch. Ist das die gleiche Firma?“ Meine Antwort, die mit „Jein“ begann, konnte sie nicht zufriedenstellen. Und sie haben ja Recht: Auf den ersten Blick kann es irritierend wirken, dass unter dem Markennamen Yamaha gleichermaßen Zweiräder und Außenbordmotoren wie auch Sechssaiter, Klaviere, Synthesizer und Klarinetten verkauft werden. Tatsächlich hat diese ungewöhnlich breite Produktpalette historische Gründe – und eine Konzernstruktur, die aus einer einzigen Firma zwei mächtige Unternehmenszweige entstehen ließ.
Ursprünge in der Instrumentenfertigung
Die Geschichte beginnt 1887, als Torakusu Yamaha in Japan begann, erste Harmoniums und Klaviere zu fertigen. Der Fokus lag auf hochwertiger Handwerkskunst, präziser Holzbearbeitung und feinmechanischer Fertigung. Und diese Kompetenzen, insbesondere die Beherrschung komplexer Materialien und präziser Mechanik, bilden bis heute das Fundament des Unternehmens. Und so entwickelte sich Yamaha über die Jahrzehnte zu einem der weltweit größten Hersteller akustischer und elektronischer Instrumente.

Der Schritt in die Motorentechnik
Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannte das Unternehmen seine hohe Expertise in Metallverarbeitung, Präzisionsmechanik und industrieller Fertigung. Diese könnte ja auch für andere Branchen wertvoll sein. 1955 wurde daher ein eigener Unternehmenszweig gegründet: die Yamaha Motor Co., Ltd.
Dieser Zweig ist rechtlich eigenständig, nutzt aber bis heute den gleichen Markennamen und das berühmte Logo mit den drei Stimmgabeln. Der Name blieb bewusst erhalten, weil er nach Auffassung des Unternehmens international für präzise, verlässliche Technik stand – bei Instrumenten wie Maschinen. Heute sind die Yamaha Corporation und Yamaha Motor unabhängig voneinander organisiert und wirtschaften jeweils eigenständig. Und warum funktioniert das? Das Erfolgsgeheimnis liegt in einer gemeinsamen Grundlage: Präzision und Materialkompetenz. Die drei Stimmgabeln, aus denen das Yamaha-Logo besteht, das sowohl Motorräder als auch Gitarren ziert, stehen für die Präzision im Handwerk, die beiden Branchen gemein ist. Die Technologien, die man für ein zuverlässiges Motorrad braucht, unterscheiden sich kaum von denen eines hochwertigen Klaviers: Metallbearbeitung, Oberflächenbehandlung, mechanische Belastung, Qualitätskontrolle. Und so ist Yamaha eines der wenigen Unternehmen weltweit, dessen Name sowohl Musikinstrumenten als auch auf Motorrädern steht. Eines der wenigen? Gibt es noch andere? Ja, mit Suzuki findet sich ein weiterer japanischer Motorrad-Hersteller, der unter gleichem Namen auch Gitarren, Geigen und Drums im Portfolio hat. Doch dazu vielleicht ein anderes Mal.
