Review zur Gretsch Synchromatic Falcon Hollow Body Single-Cut Bigsby
Wahrscheinlich hat jeder von uns diese eine Gitarre, bei der wir uns regelmäßig denken: „Wenn ich groß bin, kauf ich mir die!“ Bei mir ist das ganz konkret die Gretsch Falcon. Was für eine Gitarre! Aber mit mittlerweile fast 4.000 € kein Schnäppchen – und noch dazu eher Charakterschwein als Allrounder. Oder?
Mit der neuen, beziehungsweise wiederbelebten Gretsch Synchromatic Serie bringt der Hersteller nun eine günstigere, chinesische Variante der Falcon- und Nashville-Modelle heraus. Schauen wir mal, ob der neue Falke wirklich fliegt – oder ob es zur Bruchlandung kommt.
Unboxing und erster Eindruck
Auf einer Skala von 1 bis Gitarrenkarton wird hier ganz klar geklotzt, nicht gekleckert. Das Paket ist riesig und wiegt deutlich mehr als meinem Rücken guttut. Im Karton befindet sich ein großer grauer Gitarrenkoffer, und darin – in Tuchband gehüllt – die Gretsch Falcon. Was für ein Anblick! Überall Gold, alles glänzt und glitzert. Und zum Glück ist die Gitarre deutlich leichter als gedacht.

Absoluter Hingucker: Die typischen Gretsch-Potiknöpfe wurden hier mit reichlich Bling-Bling ergänzt. Das goldene Sparkle-Binding läuft komplett um Hals und Kopfplatte sowie die Ober- und Unterseite des Korpus. Auch die F-Löcher sind eingefasst – klasse! Die goldene Hardware samt Bigsby Tremolo rundet die edle Optik ab. Kurz gesagt: Diese Klampfe sieht einfach großartig aus. Es mag zwar Leute geben, denen das zu viel Gold und Glitzer ist – aber die haben halt keine Ahnung!
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Gretsch Synchromatic Falcon Hollow Body Single-Cut Bigsby Snowcrest White
Aufbau, Hölzer und Elektronik
Hübsch ist der Vogel – aber Mama hat mir beigebracht, auch auf die inneren Werte zu achten. Wie also baut man einen Falken?
Korpus, Decke und Hals bestehen aus laminiertem Ahorn, Decke und Boden sind schön gewölbt. Das Griffbrett besteht aus Ebenholz – alles wie beim Original. Der Hals hat ein Soft-C-Profil und wirkt etwas schlanker als bei der japanischen Version. Der Griffbrettradius liegt bei 12 Zoll, bestückt mit 22 Medium-Jumbo-Bünden.
Die Grover Super Rotomatic Mechaniken sorgen für Stimmstabilität und sehen dabei extrem cool aus – Locking Tuner wie beim Original wären aber wünschenswert. Die Saiten laufen über einen Knochensattel zur Adjustomatic Bridge mit Ebenholzbasis und enden im Bigsby B60 Tremolosystem.
Unter der Decke arbeitet das neue Semi Arc Bracing, das Stabilität bieten und den Spagat zwischen dem großen, resonanten Sound des Parallel Bracing und dem straffen Attack des Trestle Bracing schaffen soll. Stabil ist die Konstruktion – zwei Blöcke sitzen direkt unter der Brücke. Ob sie auch klingt und wie sie mit Feedback umgeht, klären wir im Folgenden.
Elektronisch bleibt alles klassisch: Zwei Hi-Fidelity Filter’Trons, ein Dreiwegschalter sowie die typische Kombination aus zwei Volume-Reglern, einem Master-Volume und einem Tonpoti.
Bespielbarkeit
Der lackierte C-Hals fühlt sich nicht unbedingt holzig an, klebt aber auch nicht. Die Gitarre lässt sich bis etwa zum 17. Bund angenehm spielen; höher wird’s schwierig, aber mit viel gutem Willen machbar. In den tieferen Lagen spielt sich die Falcon ausgesprochen komfortabel. Dank 12″-Radius gelingen Bendings hervorragend, auch wenn die aufgezogenen 11er-Saiten etwas mehr Kraft verlangen.
Der große Korpus mag anfangs unhandlich wirken, daran gewöhnt man sich jedoch schnell. Das Testmodell ist perfekt eingestellt und hervorragend verarbeitet. Bünde, Inlays und Bindings – alles auf Topniveau. Besser geht’s kaum.
Sound
Dann soll der Vogel mal fliegen! Rein akustisch ist die Falcon lauter als ich erwartet habe – nicht ganz auf Westerngitarren-Niveau, aber auch nicht weit davon weg. Im Vergleich zu einer Akustikgitarre fehlt es etwas an Brillanz und Tiefe, aber auch unplugged klingt sie richtig gut und macht Spaß. Warm spielen im Backstage oder ein Feierabend-Jam nach dem Gig im Hotelzimmer funktionieren also auch ohne Amp.

Am Fender Deluxe Reverb zeigt sie ihre ganze Stärke: Der Neck-Pickup klingt warm und jazzig, der Bridge-Pickup liefert twangige Country- und Western-Sounds – weniger spitz als eine Telecaster, aber wunderbar rund und fett. Beide Pickups zusammen ergeben eine leichte Mittenabsenkung – perfekt für Brot- und Butterstrumming.
Typisch Hollowbody: warm, offen, dynamisch. Der Dynamikumfang ist wirklich enorm – gerade für Fingerstyle-Spieler wie mich ein Traum, allerdings sind mir beim Testspielen auch mal ein paar ungewollt viel zu laute Töne aus der Falcon gepurzelt. Es braucht also etwas Übung um damit souverän umgehen zu können. Das Bigsby arbeitet weitgehend stimmstabil, solange man es nicht übertreibt. Belohnt den Spieler aber mit dem typischen Bigsby-Sound der nach Wüstensand, Tumbleweeds und Schießpulver klingt.
Über die Volume-Potis lassen sich schöne Mischsounds erzeugen, vor allem mit leicht zurückgedrehtem Neck-PU. Die Tonblende greift Gretsch-typisch subtil ein, was zum warmen Grundsound passt.
Bei hoher Lautstärke bleibt die Gitarre kontrolliert – Feedback entsteht erst, wenn man direkt vor dem Amp steht und auch erst bei Lautstärken, die ich weder im Proberaum, noch Live fahren würde.
Am Plexi zeigt sich die Falcon erstaunlich flexibel: Vom leichten Crunch bis zu klassischen Rock-Sounds à la AC/DC und Leads liefert sie sauber und definiert ab, ohne Feedback! Die recht zahmen Pickups brauchen allerdings einiges an Boost bevor es richtig rockig wird.
An der Bridge bekommt man mühelos Sounds von Malcolm Young, wie auch moderne Countryrock-Sounds hin. Auch die Mittelstellung klingt im Zerrbereich absolut überzeugend und eignet sich super für große Akkorde, da sie etwas zahmer klingt als der Brückentonabnehmer. Der Neck PU fühlt sich im Clean-Bereich deutlich wohler, da er angezerrt sehr warm und wollig klingt. Zu viel Gain mag der Vogel allerdings nicht – dann wird’s schnell matschig.
Fazit
Leute, ich bin entzückt.
Nach dem Intro sollte klar sein, dass ich nicht völlig neutral an diesen Test rangehen konnte – aber die Gretsch Falcon hat geliefert. Von Jazz über Country bis Rock deckt sie alles ab und ist deutlich vielseitiger, als ich vermutet hätte.
Feedback? Kein Thema. Verarbeitung, Bespielbarkeit und Setup? Top! Selbst die Bindings im F-Loch sind perfekt ausgeführt – da könnten sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden. Natürlich bleibt die Preisfrage: Sind rund 1.400 € für eine chinesische Gitarre gerechtfertigt? Ich finde: ja. Denn man bekommt eine grandiose Falcon zum Bruchteil des japanischen Modells.
Meine Empfehlung: anspielen, genießen, verlieben. Der Falke fliegt!
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Gretsch Synchromatic Falcon Hollow Body Single-Cut Bigsby Snowcrest White
Features im Überblick:

- Halbresonanzkorpus aus Ahorn-Laminat
- Geleimter Ahornhals
- Classic-C-Halsprofil
- Ebenholzgriffbrett mit 22 Medium-Jumbo-Bünden
- 12″-Griffbrettradius
- Zwei Gretsch Hi-Fidelity Filter’Tron Tonabnehmer
- 3-Weg-Tonabnehmerwahlschalter
- Separate Volume-Regler, Master-Volume und Master-Tone
- Gretsch Adjusto-Matic Bridge
- Bigsby B-60 Vibrato mit V-Cutout
- Gold-Hardware
- Snowcrest White Hochglanz-Finish
- Inklusive Koffer