Sound Decoded: Pat Metheny und sein Equipment

Pat Metheny mit seiner Gibson Custom.

Als angehender Gitarrist oder angehende Gitarristin steht man allzu oft vor demselben Dilemma: Man möchte gerne klingen wie sein Vorbild, schafft es aber entweder nicht mal ansatzweise oder eben nicht ganz. Dass man keine 1:1-Kopie des eigenen Helden werden kann, liegt dabei in der Natur der Sache: Man ist eben jemand anderes, eine andere Persönlichkeit, und Musik ist nun mal eine höchst persönliche Angelegenheit. Trotzdem kann man sich seinen Vorbildern annähern, sowohl was die Spielweise angeht, als auch was den Sound mittels Anpassung des Equipments betrifft. Ersteres ist wie gesagt sehr persönlich, Letzteres soll hier umfassend thematisiert werden. Diesmal geht es in „Sound Decoded“ um Pat Methenys Gitarren-Sound und das dafür benötigte Equipment!

Pat Metheny, der Musiker

Pat Methenys Weg liest sich ein bisschen wie die Geschichte eines Gitarristen, der immer schon wusste, wohin er will, aber nie aufgehört hat, neue Türen aufzustoßen. Geboren 1954 in Lee’s Summit, Missouri, kam er über seinen Bruder Mike früh mit Jazz in Berührung – und das in einer immensen Intensität. Metheny übte wie ein Besessener, hörte alles, was ihm in die Hände fiel, und entwickelte schon als Teenager diesen luftigen, singenden Ton, den man heute sofort erkennt. Mit 19 landete er an der University of Miami – eine Kaderschmiede für Fusion-Fanatiker – und stand quasi über Nacht im Lehrkörper, obwohl er selbst noch Student war. Kurz danach wechselte er ans legendäre Berklee College of Music und unterrichtete dort ebenfalls.

Seinen ersten musikalischen Durchbruch hatte er, als er in Gary Burtons Band einstieg. Burton war damals so eine Art Qualitätsfilter für Jazzgitarristen – wer bei ihm spielte, hatte schon bewiesen, dass er nicht nur schnell, sondern musikalisch denken konnte. Da passte Metheny natürlich perfekt rein: jung, lyrisch, technisch stark, aber immer songorientiert. Der echte Metheny-Kosmos entstand aber erst, als er zusammen mit Keyboarder Lyle Mays das Pat-Metheny-Group-Universum aufbaute. Dieser Sound – irgendwo zwischen Jazz, Folk, brasilianischer Leichtigkeit und futuristischer Elektronik – wurde zu einer eigenen Sprache. Alben wie Offramp, Still Life (Talking) oder Letter From Home machten ihn endgültig zu einer Ausnahmeerscheinung: Jazz für Menschen, die eigentlich keinen Jazz hören. Und Gitarrenmusik für Leute, die Gitarrenmusik sonst nervig finden.

Gleichzeitig blieb der Mann mit dem Hang zu Ringelpullovern immer ein Forscher. Er spielte akustische Soloalben, brach plötzlich Richtung Free Jazz aus (sein Duo mit Ornette Coleman ist da ein Statement), gründete ein gigantisches „Orchestrion“-Projekt, baute eigene Instrumente, spielte Pop und Bebop in Duos, Trios, Quartetten – aber immer mit diesem ganz eigenen Ton, dieser melodischen Intuition, die ihn von Anfang an getragen hat.

Warm, weich, wattig, wolkig

Pat Metheny ist, zumindest im Jazz/Fusion-Bereich, wahrscheinlich einer der meistkopierten Gitarristen überhaupt. Seine Spielweise ist geprägt von einem unglaublich gleichmäßigen Anschlag, einer fließenden Phrasierung ohne Bendings, einem unaufgeregten, weichen Attack sowie der Art, wie er die cleanen Töne seiner Gitarre zum Singen bringt und sie atmen lässt. Sein Sound ist so eingängig, so angenehm, so wiedererkennbar, und auf Equipment-Ebene vergleichsweise leicht reproduzierbar, dass man seinem Einfluss schon seit Jahrzehnten an allen Ecken und Enden begegnet. Im Mittelpunkt von allem stehen Wärme, Unaufdringlichkeit und Weite, und natürlich wollen viele von uns diesen Sound imitieren. Nicht zuletzt macht es Spaß, sich in diesem Klangkosmos zu bewegen.

Ibanez Hollowbody-Gitarren

Die Gibson ES-175 ist die Gitarre, mit der Metheny jahrzehntelang quasi verwachsen war. Warm, rund, mittig – ein klassischer Jazz-Arbeitstier-Sound, der bei ihm allerdings nie muffig wurde, sondern erstaunlich offen blieb. Diese Gitarre wurde Mitte der 1990er-Jahre in den Ruhestand verabschiedet. Aber ohnehin hatte Metheny schon Ende der 1970er-Jahre angefangen mit Ibanez zusammenzuarbeiten. Dabei sind über die Jahre eine Reihe von Signature-Modellen entstanden, die alle mit dem Kürzel PM des Meisters Initialen im Namen tragen. Aktuell ist die PM200-NT aus laminiertem Ahorn mit Mahagoni-Hals und Ibanez PM Tailpiece sein Hauptinstrument. Eine günstigere Variante mit Fichtendecke, einem Hals aus Nyatoh und Ahorn sowie Titan Gold Hardware ist mit der Ibanez PM3C erhältlich.


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Verstärker oder Modeler

Wenn es einen Amp gibt, der Methenys Clean-Signatur trägt, dann sind es die alten Acoustic-Solid-State-Amps, vor allem der Acoustic 134 Combo Amp, den Metheny ab den Siebzigern bis Mitte der Neunziger verwendete. Ab da setzte er dann vermehrt auf digitale Lösungen, wie den Digitech GSP-2101 Preamp und später dann den Kemper Profiler Power Rack mit IRs von cleanen Alleskönner-Verstärkern wie Fender Twins oder Roland Jazz-Chorus. Ein wichtiger Baustein in Methenys Sound ist die neutrale Wiedergabe des Gitarrensignals durch einen Amp, der nicht zu viel Eigencharakter mitbringt. Dafür benötigt es keinen Crunch, keine Röhren und kein Schnickschnack. Das heißt, wer nicht eh schon einen warm klingenden (Transistor/Akustik)-Verstärker muss sich auch nicht unbedingt einen anschaffen, ein Modeler plus Box (auch gerne zwei für Stereo-Effekte) genügen.


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Dezente Effekte

Was Methenys Sound von dem anderer Jazz-Gitarristen vor ihm unterscheidet, ist dass er keinen trockenen Klang bevorzugt, sondern auf sehr charakteristische Weise Effekte einsetzt. Allerdings nicht überfrachtet. Das Kunststück liegt in der Balance.
Chorus: Das schwebende Element, das man sofort mit Metheny verbindet, rührt unter anderem von einem Chorus her, der allerdings subtiler zum Einsatz kommt als man denkt. Mögliche Geräte wären, abgesehen von ihren Pendants im etwaig verwendeten Modeler, Pedale wie TC Electronic SCF, der Boss CE-1 oder CE-2 oder ein Strymon Mobius für mehr moderne Flexibilität.
Delay: Meist verwendet Metheny ein kurzes, sehr sauberes Delay, das den Ton nach hinten raus verlängert, ohne jedoch als Effekt wahrgenommen zu werden (außer in Spielpausen). Dafür eignen sich Pedale wie Line 6 DL4, der Strymon Timeline oder ein Boss DD-500.
Reverb: Der Hall ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil von Methenys Klanguniversum: Soft, weit, nie „raumig“, eher atmosphärisch. Dies lässt sich auf Pedal-Ebene gut mit zum Beispiel einem Strymon BigSky, TC Electronic Hall Of Fame oder dem Walrus Audio Fundamental Series Reverb bewerkstelligen.


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Die Einstellungen

Methenys Sound setzt sich also aus diesen drei Hauptbestandteilen zusammen: Warm klingende Hollowbody, sauber und neutral klingender Clean-Amp, subtile Modulationen & Raumeffekte.
Gitarre
• Hals-Pickup
• Tonpoti eher geöffnet
• Leichter Anschlag, viel Kontrolle
Amp
• Mids: hoch!
• Treble: runter, aber nicht zu viel
• Bass: moderat
• Kein Gain, kein Drive
Effekte
• Chorus: langsam, wenig Depth
• Delay: 250–350 ms, wenig Feedback
• Reverb: 10–15 %, Plate oder modifiziert

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