Booster – Alles Schönfärberei?!

Wie kleine Signalverstärker große Wirkung auf den Gitarrensound haben

Es gibt Pedale, die man einfach liebt. Ein Wah-Wah, ein Delay oder ein Verzerrer – all diese Klassiker verändern den Ton unmittelbar, bringen Bewegung in den Sound und haben dieses gewisse Etwas, das sofort auffällt. Diese Effekte sind die Stars auf dem Pedalboard, auffällig, markant und mit großem Wiedererkennungswert. Und dann gibt es noch eine andere Kategorie: Pedale, die leiser arbeiten, subtiler, aber oft mit größerem Einfluss auf das Gesamtergebnis. Sie sind mehr Werkzeug als Showeffekt, eher Klangveredler als Zaubertrick. Genau zu diesen zählt der Booster – das unscheinbare Pedal, das aus einem guten Sound einen großartigen machen kann.

Während andere Effekte sich selbst in Szene setzen, wirkt ein Booster eher unspektakulär. Doch genau hier liegt seine Stärke. Denn wer den Klang seiner Gitarre gezielt verbessern will, wer Dynamik, Präsenz und Charakter sucht, der findet im Booster ein Werkzeug, das weit mehr kann, als nur „lauter“ machen. Zeit also, mit ein paar Mythen aufzuräumen.

Was macht ein Booster Pedal eigentlich?

Ein Booster Pedal ist im Grunde das, was der Name verspricht: ein Signalverstärker. Er erhöht die Lautstärke deiner Gitarre, bevor das Signal den Verstärker erreicht. Doch der Effekt geht weit über bloße Lautstärkezunahme hinaus. Booster werden zwar häufig in einem Atemzug mit Overdrive, Distortion oder Fuzz genannt, gehören technisch aber in eine eigene Kategorie. Die meisten Booster verzerren das Signal nämlich gar nicht selbst, sondern sorgen dafür, dass der Verstärker stärker angesteuert wird – und damit in die Sättigung kommt.

Das Resultat kann ganz unterschiedlich ausfallen. Manche Spieler nutzen Booster, um ihr Solo lauter und durchsetzungsfähiger zu machen, andere, um ihren Amp leicht zu überfahren und ihm ein Quäntchen mehr Dreck zu entlocken. Wieder andere verwenden den Booster, um ihren Grundsound insgesamt präsenter zu gestalten. Es ist diese Vielseitigkeit, die den Booster zu einem der am meisten unterschätzten Pedale überhaupt macht.

Ein gut platzierter Booster kann sowohl den Charakter eines Amps als auch den Klang eines anderen Pedals verändern. Er kann einem Overdrive zu mehr Biss verhelfen, einem Fuzz Struktur verleihen oder einem Röhrenverstärker genau den Push geben, der ihn singen lässt. Und genau das macht ihn zu einem echten Geheimtipp für Soundtüftler.

Clean, Treble, Mid – die verschiedenen Arten von Boostern

TC Electronic Spark Booster
Beliebter Clean Boost mit 2-Band-EQ: TC Electronic Spark.

Nicht jeder Booster klingt gleich. Die einfachste Variante ist der Clean Boost. Er hebt das Signal an, ohne den Klang zu färben. Keine zusätzlichen Höhen, keine abgesenkten Mitten – einfach nur mehr Druck, mehr Headroom, mehr Präsenz. Gerade bei Röhrenamps sorgt das für ein wunderbar offenes, dynamisches Spielgefühl. Bekannte Vertreter dieses Typs sind etwa der MXR Micro Amp oder der TC Electronic Spark Booster.

Ganz anders verhält es sich beim Treble Booster, einem echten Klassiker aus den 60ern. Er wurde berühmt durch Gitarrenlegenden wie Brian May, Rory Gallagher oder Tony Iommi. Treble Booster betonen die oberen Mitten und Höhen – also genau den Bereich, in dem die Gitarre sich im Bandmix durchsetzt. Sie verleihen dem Sound mehr Attack, mehr Biss und diesen typischen, leicht schneidenden Vintage-Ton, der perfekt zu britischen Amps wie dem Vox AC30 passt.

Dann gibt es noch den Mid Booster, der – wie der Name schon sagt – die Mitten betont. Diese Frequenzen sind entscheidend für die Durchsetzungskraft einer Gitarre. Ein Mid Boost sorgt dafür, dass sich das Instrument im Mix nicht verliert, sondern präsent und definiert bleibt. Viele Overdrive-Pedale, allen voran der legendäre Ibanez Tubescreamer, funktionieren in dieser Rolle hervorragend. Wenn man den Gain-Regler fast zudreht und das Level weit aufdreht, erhält man einen wunderbar warmen, mittigen Boost, der sowohl für Soli als auch für rhythmische Parts bestens geeignet ist. Ein Geheimtipp in dieser Disziplin ist der Okko Cocaine Compressor, er ist Kompressor, Preamp und Boost in einem und verfügt über einen der besten Mid Boosts auf dem Markt.


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TC Electronic Spark Booster

Andere Pedalarten als Booster nutzen

Ein Booster muss nicht immer als solcher verkauft werden. Viele Pedale können denselben Effekt erzielen – oft mit einem ganz eigenen Charakter. Ein EQ-Pedal zum Beispiel ist ein extrem flexibles Werkzeug. Es erlaubt nicht nur eine präzise Lautstärkeanhebung, sondern auch gezielte Eingriffe ins Frequenzspektrum. Damit lässt sich der Boost ganz individuell an den gewünschten Sound anpassen – ob clean, warm oder bissig.

MXR M108S Ten Band EQ
Der MXR M108S Ten Band EQ entpuppt sich als klanglich versierter Booster.

Auch ein Overdrive-Pedal kann, richtig eingestellt, zum Booster werden. Wenn der Gain-Regler niedrig und das Level hoch eingestellt ist, fungiert der Overdrive als charakterstarker Signalverstärker. Viele Gitarristen nutzen ihren Tubescreamer genau so: Der Sound bekommt diesen leicht angehobenen Mittenbereich, der sich im Bandgefüge hervorragend behauptet.

Wer es etwas subtiler mag, kann auf den Kompressor zurückgreifen. Wenn man dessen Output-Level weit aufdreht, arbeitet er wie ein sanfter Clean Boost, der das Signal dichter und gleichmäßiger macht, ohne es zu übersteuern. Auch Preamp-Pedale lassen sich hervorragend als Booster verwenden. Sie verleihen dem Signal mehr Tiefe, Fülle und Headroom. Selbst das altbewährte Volumenpedal kann als einfachster, aber sehr effektiver Booster dienen, da sich damit die Lautstärke stufenlos regeln lässt – ideal für dynamische Soli oder feine Lautstärkeschwankungen im Live-Betrieb.


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MXR M108S Ten Band EQ

Wo Booster Pedale besonders glänzen

Der Klassiker unter den Anwendungen ist und bleibt der Soloboost. Ein Tritt aufs Pedal, und plötzlich hebt sich das Gitarrensignal kraftvoll vom Bandmix ab. Der Verstärker reagiert lebendiger, der Sound wird direkter, die Gitarre bekommt genau den Punch, den sie braucht. Besonders Treble- und Midbooster eignen sich hier hervorragend, weil sie genau jene Frequenzen betonen, in denen die Gitarre im Ensemble gut zu hören ist, ohne den Bassbereich zu überlagern.

Xotic EP Booster
Der Xotic EP ist ein Klassiker unter den One-Knob-Boostern.

Doch Booster sind nicht nur für Soli interessant. Viele Gitarristen nutzen sie als sogenanntes Always-On-Pedal. In dieser Funktion ist der Booster permanent aktiviert und fungiert als klanglicher Feinschliff. Der Amp wird etwas heißer angesteuert, reagiert dynamischer und vermittelt ein lebendigeres Spielgefühl. Vor allem bei Röhrenamps führt das zu dieser angenehmen, organischen Kompression, die sich einfach „richtig“ anfühlt.

Daneben gibt es auch die sogenannten Charakter-Booster – Pedale, die ihren eigenen Sound mitbringen. Sie sind weniger Signalanheber als Klanggestalter, bringen eine besondere Farbe ins Spiel und verleihen dem Ton eine unverwechselbare Note. Ein gutes Beispiel ist der Xotic EP Booster, der auf der Vorverstärkerschaltung des legendären Echoplex basiert und dem Signal diese feine, seidige Wärme verleiht, die man sonst nur von Studio-Equipment kennt.

Fazit

Ein Gitarren Booster ist weit mehr als ein Lautmacher. Er ist ein Werkzeug, ein Klangformer und ein Inspirationsgeber. Mit ihm lässt sich der Sound subtil veredeln oder kraftvoll anfeuern, er kann den Verstärker in den Sweet Spot treiben oder einem Soloton zu mehr Durchsetzungskraft verhelfen.

Ob Clean Boost, Treble Boost oder Overdrive als Booster – die kleinen Signalverstärker sind wahre Alleskönner auf dem Pedalboard. Wer sie bisher unterschätzt hat, sollte sich die Zeit nehmen, ein paar Varianten auszuprobieren. Denn oft sind es genau diese unscheinbaren Pedale, die am Ende den entscheidenden Unterschied machen – zwischen einem guten und einem richtig großen Gitarrensound.

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