Vier Geräte, vier Philosophien, ein Ziel – richtig guter Gitarrensound
Auch wenn es wie das Gemecker eines Greises klingt, meine ich’s 100% ernst und nicht ansatzweise dispektierlich: Die Jugend hat es so gut heutzutage! Noch nie war es einfacher günstig an einen guten Gitarren-Sound zu kommen. Die aktuelle Generation der Floor-Modeler ist ein buntes Sammelsurium, aber alle haben sie eines gemeinsam: selbst die günstigsten Vertreter dieser Gattung klingen deutlich besser, als so manche Kiste für die man anfang der 2000er noch hoch dreistellig Zahlen musste. Schon im mittleren Preisbereich finden wir sogar so einige Boutique-Ambitionen, Preis-Leistungs-Wunder und Feature-Powerpakete denen jeder Gitarristen (nicht nur EinsteigerInnen) etwas abgewinnen kann. In diesem Vergleich treten gleich vier Vertreter der beliebten Mittelklasse gegeneinander an:
Nux MG-30, Mooer GE250, Hotone Ampero und FAME URM-1000.
Alle vier wollen mit überzeugenden Amp-Simulationen, IR-Fähigkeiten, Effekten und praxisnahen Funktionen beeindrucken – und sie tun es alle, jedes auf ganz unterschiedliche Art. Und genau diese Unterschiede schauen wir uns genauer an:
Nux MG-30 – Der kompakte Allrounder mit ernsthaften Ambitionen
Bei den Sparfüchsen unter uns fliegt die Firma NUX lange nicht mehr unter dem Radar, aber auch das MG-30 wurde anfangs unterschätzt. Aber jeder, der dem Gerät eine Chance Es ist kein Blender, kein Effekt-Zirkus und kein Preset-Massaker. Die meisten Sounds sind direkt „Out-of-the-Box“ gut eingestellt. Keine viel zu gut gemeinten Hall-/Delayfahnen, mit welchen der Hersteller auf brechen und biegen zu überzeugen versucht, sondern bodenständige, sinnvolle Presets.
Soundqualität & Amp-Feel
Die Amp-Modelle wirken ausgereift, dynamisch und angenehm direkt. Gerade Crunch- und Mid-Gain-Sounds profitieren vom organischen Ansprechverhalten. High-Gain bleibt kontrolliert und tight, ohne in harsches Digitalclipping abzudriften. Cleans klingen klar und definiert, wobei die Nux-typische Präzision sofort hervorsticht.
Bedienung & Workflow
Hier glänzt das MG-30 besonders: Die Kombination aus Dual-Display, gutem Encoder-Feedback und extrem übersichtlichem Editor macht die Bedienung intuitiv. Presets lassen sich ohne Handbuch in kürzester Zeit umbauen. Das Gerät ist schnell verstanden, überfordert nicht und lässt damit mehr Zeit zum Gitarre Spielen übrig.
Effekte & IR-Verwaltung
Effekte sind modern, sauber und in der Praxis absolut tauglich – weniger Boutique-Flair, mehr Studio-Ordentlichkeit. Die IR-Sektion ist stark, lädt externe Impulsantworten sauber und ermöglicht weitreichende Klangformung.
Für wen geeignet?
Für Spieler, die ein möglichst stressfreies, authentisches Spielgefühl suchen, ohne zu tief in Parameterwüsten eintauchen zu müssen. Ein Gerät, das sofort funktioniert.

Mooer GE250 – Das Feature-Monster mit Werkzeugkasten-Mentalität
Die Mooer GE-Familie bekommt stetig neuen Zuwachs und überzeugt wie am ersten Tag. Heute gucken wir auf das GE-250, da es im gesetzten Preisrahmen die am weitesten ausgebaute Variante ist. Mooer überzeugt wie immer mit solidem Amp-Modeling und einem logischen Menü-Layout.
Soundqualität & Amp-Charakter
Die Amp-Models decken ein breites Spektrum ab. Das Spektrum reicht von warm und rund bis aggressiv-schneidend. Im direkten Vergleich zum MG-30 wirkt das GE250 etwas „digitaler“, weniger organisch, wenn man den Prozessor bis an seine Grenzen prügelt. Wenn man genädiger mit ihm umgeht, bleibt er dafür äußerst variabel. Ein Plus von mir: High-Gain-Spieler finden hier spürbar mehr Biss und Aggressivität.
Einstieg & Bedienung
Wer über die Presets hinaus möchte, sollte eine gewisse Einarbeitungszeit investieren. Es lohnt sich! Viele Untermenüs, viele Optionen, viele Einstellmöglichkeiten. Spieler, die Freude am Tüfteln haben, werden hier definitiv belohnt. Aber auch die Plug ’n Play Fraktion kann mit den Werks-Presets eine Menge Spaß haben!
Effekte & Extras
Modulation, Filter, Synth-artige Spezialeffekte – alles drin. Dazu ein ausgeprägter IR-Loader, umfangreiche Routing-Optionen und generell ein „Mehr-ist-mehr“-Ansatz.
Für wen geeignet?
Die GitarristInnen, die gern schrauben, basteln und Klangarchitektur betreiben, also weniger für Puristen und eher für Klangforscher.

Hotone Ampero – Der Sound-Ästhet mit Sinn für Design
Das Ampero tritt optisch wie klanglich als Elegant-Lösung an. Zwischen Touchscreen, edlem Metallgehäuse und klanglich sehr geschmeidigen Amp-Simulationen zeigt es eine deutliche Handschrift: musikalisch, modern, smooth.
Klang & Dynamik
Der Ampero-Sound ist von einer weichen, fast schon „Hi-Fi“-artigen Verarbeitung geprägt. Cleans und Ambient-Strukturen sind beeindruckend. Die Amps besitzen eine seidige Oberflächenstruktur, die für lange Hallfahrten, Delay-Landschaften und Progressive-Rock-Teppiche wie gemacht ist. High-Gain ist auch solide, aber weniger roh und rau als bei Nux oder Mooer. Es bleibt stets ein Hauch Eleganz im Ton, was auch im Metal nichts Schlechtes sein muss. Ein Nux für den Rhythmus-Drescher und ein Hotone für Lead-Virtuoso würden sich genial ergänzen 😉
Bedienung & Nutzererfahrung
Der Touchscreen erleichtert den Zugriff auf Parameter erheblich. Die Bedienung erinnert schon fast eher an ein kleines Tablet als an ein klassisches Gitarren-Multi. Der Workflow ist geschmeidig und lädt zum Experimentieren ein.
Effekte & Kreativpotenzial
Das Ampero brilliert bei Reverbs und Delays, hat starke Modulationsoptionen und ist ein Fest für Sounddesigner. Wer Shimmer liebt, kann hiermit Nächte verbringen.
Für wen geeignet?
Ambient-Spieler, Soundtüftler, Studio-Gitarristen und alle, die lieber klangliche Landschaften ausbreiten als maximale Aggression suchen.

FAME URM-1000 – Der pragmatische Preis-Leistungs-Überraschungskandidat
Der URM-1000 von der Music Store Hausmarke FAME tritt ohne Marketing-Allüren an: solide Konstruktion, praxisorientierte Ausstattung und ein Sound, der in seiner Preisklasse erstaunlich konkurrenzfähig ist. Wer schon einmal eine Forum IV oder einen der Vorgänger in der Hand hatte, weiß: FAME setzt bei ihren Gitarrenprodukten auf Qualität! Der Ultimate Response Modeler (kurz: URM) bietet eine kunterbunte Mischung an Clean, Crunch und High Gain Presets, die sich alle sehen lassen. Features wie Bluetooth-Konnektivität, Stereo-XLR und einen leistungsstarken Akku (bis zu 10 Std.) bietet in der Preisklasse bis 200,-€ (und auch ein Stück darüber) kein anderes Modeling-Floorboard.
Sound & Amp-Umsetzung
Der tonal größte Pluspunkt sind Clean- und Crunch-Sounds. Sie klingen ehrlicher, offener und musikalischer, als man es vom Preis erwarten würde. Die Presets der High-Gain-Sektion sind alltagstauglich, allerdings etwas weniger definiert als die Clean Sounds. Da wir beim URM aber sowohl in der Amp-Sektion am EQ drehen, ein EQ-Pedal in die Signalkette reinbasteln und noch am Global EQ weitere Einstellungen wie Low Cut & High Cut vornehmen können, lässt sich auch jedes High Gain Preset so einstellen, dass nichts mehr mumpft.
Bedienung & Konzept
Der URM-1000 setzt auf klassische Bedienlogik. Keine Touchscreens, keine tiefen Menüs. Das Gerät ist logisch strukturiert und damit schnell verstanden und sofort einsatzbereit. Mit der praktischen Button Leiste hat man einen Direktzugriff auf jede Komponente und kann dort die Feineinstellung weiterer Parameter vornehmen. Genau das macht es besonders für Einsteiger oder Puristen attraktiv.
Effekte & IRs
Solide, unaufdringlich und gut nutzbar. Hall und Delay sind sehr funktional, Modulationen praxisgerecht. Die IR-Option eröffnet zusätzliche Tiefe, ohne überfrachtet zu wirken. Der URM-1000 erfindet das Rad nicht neu, bietet aber einen pickepackevollen Werkzeugkasten mit Sounds für jeden Anlass 😉
Für wen geeignet?
Für Musiker, die einfach ein brauchbares, direktes Werkzeug wollen, ohne sich in technische Details zu verlieren. Ideal für Budget-Bewusste, Proberaum-User und Live-Einsteiger.

Direkter Vergleich – Die vier Geräte in ihren Kernkompetenzen
Klangqualität
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Nux MG-30: Modern, direkt, sehr spielerorientiert.
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Mooer GE250: Variabel, teils digitaler, dafür mit kräftigem High-Gain-Biss.
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Hotone Ampero: Musikalisch, elegant, Ambient-stark.
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FAME URM-1000: glänzt ganz besonders im Clean- und Crunch Bereich, ist aber generell für seinen Preis überqualifiziert
Effekte
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Beste Studio-/Ambient-Effekte: Hotone Ampero
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Größtes Effektpaket: Mooer GE250
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Solide Allround-Effekte: Nux MG-30
- Beste Presets „Out of the Box“: URM-1000
Bedienung
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Am intuitivsten: Nux MG-30
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Am modernsten: Hotone Ampero
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Am funktionsreichsten (aber komplexer): Mooer GE250
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Am einfachsten & direktesten: FAME URM-1000
Preis-Leistungs-Verhältnis
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Beste Gesamtbalance: Nux MG-30
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Meiste Features pro Euro: Mooer GE250
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Bestes Sounddesign für atmosphärische Musik: Hotone Ampero
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Deutlich günstiger als der Rest, hält klanglich aber locker mit: FAME URM-1000
Fazit: Welches Multi-Effektgerät ist das richtige?
Alle vier Geräte bedienen unterschiedliche Spielertypen – und das sehr konsequent.
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Nux MG-30 überzeugt als vielseitiger Allrounder mit starkem Spielgefühl und unkomplizierter Bedienung.
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Mooer GE250 richtet sich an Klangarchitekten, die tiefe Eingriffe und maximale Feature-Dichte wollen.
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Hotone Ampero ist das Tool für Soundästheten, die mit Ambient-Klangwelten und modernen Texturen arbeiten.
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FAME URM-1000 bietet ehrliche, solide Qualität zum bestmöglichen Preis und ist ideal für praxisorientierte Gitarristen.





