Signature-Gitarren haben seit jeher eine magische Anziehungskraft. Wer schon einmal eine Gitarre mit dem Namen eines Idols in den Händen gehalten hat, weiß: Da schwingt mehr mit als nur Holz. Es geht um den Sound, um den Mythos, manchmal sogar um ein Stück Lebensgefühl.
Viele Gitarristen träumen davon, sich mit einer Signature Gitarre ihrem Vorbild näher zu fühlen – ob es eine Les Paul für Slash, eine Stratocaster für Eric Clapton oder eben die Epiphone DG-335 für Dave Grohl ist.
Solche Modelle sind nicht einfach Massenware. Sie sind oft eigenständige Interpretationen klassischer Konzepte und haben das Potenzial, echte Charakterschweine im Portfolio eines Herstellers zu werden. Genau das versprach die DG-335 von Epiphone: ein kompromissloses Instrument, das den Look und Sound von Grohls ikonischer ES-335 einfängt und gleichzeitig für ein breites Publikum bezahlbar bleibt.
Vom Hype zum Skandal

Alles hätte so schön sein können: Als die Epiphone DG-335 Anfang 2024 angekündigt wurde, waren die Reaktionen euphorisch. Gitarristen weltweit wollten diese Mischung aus semiakustischem Klassiker und Rock-Ikone unbedingt haben. Die Nachfrage war so groß, dass Epiphone im Akkord die CNC-Fräsen anschmiss. Händler vermeldeten reihenweise „Sold Out“, und auf YouTube überschlugen sich die ersten Reviews: „Endlich eine Dave Grohl Gitarre für Normalsterbliche!“
Doch dann kam der Herbst 2024 – und mit ihm die Schlagzeilen, die niemand erwartet hatte. Dave Grohl, über Jahrzehnte als „Nice Guy of Rock ’n’ Roll“ gefeiert, gab öffentlich zu, Vater einer unehelichen Tochter geworden zu sein. Er entschuldigte sich bei seiner Frau, seinen Kindern und seinen Fans, und die Foo Fighters kündigten eine Bandpause an. Die Medien griffen die Geschichte gierig auf, und das Bild des makellosen Rockhelden bekam tiefe Kratzer.
Von einem Tag auf den anderen wurde aus dem Must-have ein Problemfall. Vorbestellungen der Epiphone DG-335 wurden massenhaft storniert. Forenbeiträge drehten sich plötzlich nicht mehr um Specs und Sound, sondern um Moral und Identifikation: Darf man noch eine Gitarre spielen, deren Namensgeber gerade auf rauer See durch einen massiven Shitstorm segelt?
Der Preissturz der Epiphone DG-335
Die Reaktionen auf dem Markt waren heftig und unmittelbar. Was eben noch als limitierte Edition für 1399 € durchging, begann seinen Sinkflug:
- Release-Preis 2024: ca. 1399 €
- Januar 2025: nur noch 999 €
- Frühsommer 2025: Tiefpunkt bei 888 €
Für eine Gitarre mit Gibson-Burstbuckern, CTS-Potis, Mallory-Kondensatoren und Grover-Mechaniken war das ein Preis, der fast schon unverschämt günstig wirkte. Händler warben damit, dass man nun „Premium-Sound zum Mittelklasse-Preis“ bekomme. Doch das Narrativ war klar: Was mit Dave Grohl verbunden war, verkaufte sich plötzlich nur noch schleppend.
Was steckt wirklich drin? – Epiphone DG-335 im Detail
Hier lohnt sich ein genauer Blick. Denn die DG-335 ist kein Marketing-Gag, sondern eine hochwertige ES-335-Kopie im besten Sinne. Sie vereint klassische Semi-Hollow-Bauweise mit modernem Spielgefühl, ist hervorragend verarbeitet und kommt inklusive passendem Koffer. Die Hardware ist besonders hochwertig:
- Pickups: Zwei Gibson Burstbucker- Rock ´n Roll pur!
- Elektronik: CTS-Potis und Mallory-Kondensatoren – Bauteile, die auch in High-End-Gibsons verbaut werden.
- Mechaniken: Grover, seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Gitarrenwelt.
- Design: Eine exklusive Pelham-Blue-Lackierung, die sich deutlich von Standard-335-Modellen abhebt. Diamond F-Löcher verstärken das extravagante Aussehen.
Kurz gesagt: Wer die DG-335 auf ihren reinen Instrumentenwert reduziert, bekommt hier ein richtig starkes Paket.
Künstler und Werk trennen – oder nicht?
Genau hier liegt der Knackpunkt: Kann man den Skandal um Dave Grohl ausblenden und sich rein aufs Instrument konzentrieren? Manche sagen entschieden: Nein, ich will keine Gitarre mehr, die seinen Namen trägt. Andere sehen das pragmatischer: Eine gute Gitarre ist eine gute Gitarre – egal, was der Künstler privat anstellt.
Die Geschichte zeigt: Viele Instrumente haben Turbulenzen ihrer Namensgeber überlebt. Es ist also durchaus denkbar, dass die Epiphone DG-335 in ein paar Jahren wieder im Wert steigt und sogar zu einem Sammlerstück avanciert – gerade wegen ihrer kontroversen Vergangenheit.
Fazit: Epiphone DG-335 kaufen – lohnt es sich?
Heute, Sommer 2025, ist die Epiphone DG-335 so günstig wie nie zuvor. Für aktuell 999€ bekommt man ein Instrument, das klanglich und technisch locker in einer höheren Liga spielt. Wer bereit ist, Künstler und Werk voneinander zu trennen – oder einfach ein Schnäppchen sucht –, sollte die Gitarre unbedingt ausprobieren.
Am Ende gilt: Die Epiphone DG-335 ist ein Top-Instrument, das zu Unrecht durch äußere Umstände abgewertet wurde. Persönlich würde ich sagen: sie gehört zu den spannendsten Signature-Gitarren der letzten Jahre.