Fame DC-15 – Kompakter Alleskönner?

Bannerbild zum Fame DC-15 Testbericht

Fame DC-15: E-Gitarrenverstärker im Test

Jedes Jahr im Sommer, wenn das Thermometer wieder die 30-Grad-Marke erreicht, begeben sich meine Röhrenverstärker in die wohlverdiente Sommerpause. Denn eine ausgefahrene Röhrenendstufe mag zwar ordentlich fett klingen, lässt aber auch jede Umgebung – in meinem Fall das Musikzimmer unter der Dachschräge – im Handumdrehen zur Sauna werden. Daher ist es wieder an der Zeit, die Saison der kompakten, luftig lockeren Modeling-Amps einzuläuten. Auf Empfehlung eines befreundeten Gitarristen schaue ich mir dieses Jahr den Fame DC-15 an, der mit einem Preis von 88 Euro bei Music Store lockt, keine 5 Kilo wiegt und eine breite Palette an Features verspricht. Werfen wir also jegliche Voreingenommenheit gegenüber digitalen Brüllwürfeln über Bord und nehmen den Kompaktverstärker genauer unter die Lupe.

Zunächst einmal ein Blick auf das technische Datenblatt des Herstellers: Beim Fame DC-15 haben wir es mit einem 10 Watt starken Digital-Modeler zu tun, der acht Verstärkersimulationen, eine überschaubare Effektsektion und sogar eine Rhythm-Funktion vereint. Der Fame DC-15 scheint sich klar an Einsatzbereiche zu richten, in denen Lautstärke zweitrangig, Funktionalität jedoch maßgeblich erscheint. Ob das Gesamtpaket seine Versprechen hält und einen dauerhaften Platz in meiner Sammlung findet, schauen wir uns gemeinsam im großen Guitar Player Testbericht an!

8 Amp-Simulationen – Von Clean bis Dampframme

Als digitaler Modeling-Verstärker ist der Schirm möglicher Sounds mit den acht Verstärkersimulationen des DC-15 natürlich recht weit gespannt, sodass eigentlich für jeden Geschmack das Richtige dabei sein sollte. Im Uhrzeigersinn betrachtet, sortieren sich die wählbaren Verstärkermodelle hierbei von Low Gain bis High Gain.

JC Clean & Clean

Schrägansicht des Fame DC-15.
Perfekt für zu Hause: Der Fame DC-15 Modeling-Combo.

Den Anfang machen wir mit den beiden Clean-Simulationen, zunächst mit dem JC Clean. Der ist sowohl namentlich als auch klanglich ganz klar dem legendären Roland JC-120 Verstärker nachempfunden und macht tatsächlich am meisten Spaß, wenn man ihn mit dem internen Chorus-Effekt kombiniert. Hierzu jedoch später mehr 😉

Der reine Clean-Channel ist von der Frequenzansprache her gleichmäßiger gestaltet und bietet im Gegensatz zum JC Clean etwas mehr Tiefmitten, wenn man den Tone-Regler unter die 12-Uhr-Position dreht. Der Gain-Regler sorgt für mehr Kompression, dadurch spricht der Clean bei höheren Gain-Settings gleichmäßiger auf unterschiedliche Anschlagsstärken an, ohne in Crunch-Gefilde aufzubrechen. Am meisten Spaß macht mir der Clean-Channel jedoch tatsächlich im Zusammenspiel mit dem Piezo-Tonabnehmer meiner Westerngitarre. Hier ergänzt der kleine Brüllwürfel genau die Bereiche, die ich im akustischen Klangbild meiner Art & Lutherie vermisse. Das passt perfekt!

Tube Steamer, Blues & Crunch

Auf Schalterposition 3 steht der Tube Steamer. Hier wird eher clean eingestellter Amp simuliert, dessen Vorstufe ein wenig Anschub durch ein vorgeschaltetes Overdrive-Pedal erhält. Dass es sich bei diesem simulierten Pedal um einen Fame Tube Steamer handelt, der wiederum auf dem legendären Ibanez TS9 Tube Screamer basiert, dürfte nur unschwer erkennbar sein. Wir haben es also mit sanftem Soft-Clipping zu tun und stellen den Gain-Regler so ein, dass wir uns zwischen perligen Cleans bei leichten Anschlägen und sahniger OD-Zerre bei kräftigeren Pickings bewegen.

Amp-Simulationen des Fame DC-15.
Die 8 Amp-Simulationen des Fame DC-15 werden über einen praktischen Drehschalter ausgewählt.

Der Blues-Channel hingegen wartet zunächst mit deutlich mehr Zerre auf, als ich ursprünglich erwartet hätte. Der Sound lässt sich insgesamt als breit, warm und voll beschreiben, allerdings vermisse ich ein wenig die Höhenauflösung der vorherigen Kanäle. Der dynamische Spielraum der vorherigen Channels ist zwar noch vorhanden, jedoch stark eingeschränkt. Im Gegenzug werden wir mit satt klingenden Power Chords und runden Overdrive-Sounds belohnt, sobald wir uns mit dem Pick in die Saiten eingraben.

Die nächste größte Überraschung ist der Crunch-Channel: Statt knackigem Crunch kommt dem Spieler hier ein breiter, warmer und saftiger Teppich mit erkennbarer Fuzz-Note entgegen, der vor allem mit Humbuckern gespielt eine erstaunlich gute Figur abgibt. Powerchords kommen fett und saftig, ebenso bassige Single-Note-Lines zwischen Sabbath und Stoner Rock. Völlig unerwartet verbringe ich tatsächlich die meiste Zeit des Tests mit meiner Paula im Channel, den ich alles andere als Crunch getauft hätte.

Lead, Rhythm & Metal

In den letzten drei Kanälen geht’s dann ans Eingemachte: Die Kanäle Lead, Rhythm und Metal bilden die High-Gain-Sektion des DC-15. Der Lead-Channel ist ganz klar dem typischen ‚Brown Sound‘ eines Eddie van Halen nachempfunden und zielt auf einen mittenbasierten High-Gain-Sound ab, der sich für Stadien füllenden Rock, Punk und Classic Metal bestens eignet. So auch der Rhythm-Kanal, der etwas weniger Gain als der Lead-Kanal aufweist und ebenfalls mit einem prägnanten Mittenspektrum brilliert.

Völlig anders ist hingegen der Metal-Channel gestaltet: hier erhalten wir eine gehörige Portion zusätzlicher Gain-Reserven und einen typischen ‚Scooped Mids‘-Sound, den man aufgrund der Form im Equalizer auch liebevoll als ‚Metal-Wanne‘ bezeichnet. Mit Gain und Tone im oberen Drittel ergibt sich ein definierter Sound, mit dem sich schon recht ordentlich Modern-Metal-Riffs bestreiten lassen. Palm Mute Chugs klingen tight und rhythmisch, allerdings finde ich auf die Schnelle kein zufriedenstellendes Setting, das mir eine passende Balance zwischen möglichst präziser Tightness und wenig Nebengeräuschen bietet.

 

Klassische Hall- und Modulationseffekte

Effektsektion des Fame DC-15.
Sowohl die Raum- als auch die Modulationseffekte werden über jeweils einen Drehregler bedient.

Neben seinen acht Amp-Simulationen bietet der Fame DC-15 eine recht übersichtlich gestaltete Effektsektion. Hier stehen insgesamt 6 Effekttypen bereit, die sich auf zwei Potis aufteilen. Die erste Hälfte des linken Poti ist für den Delay-Effekt reserviert, ab 12 Uhr beginnt der Reverb-Effekt. Der Reglerweg des rechten Poti ist geviertelt und bietet die Modulationseffekte Chorus, Flanger, Phaser und Tremolo. Wir können also das Delay oder Reverb mit jeweils einem Modulationseffekt kombinieren. Durch den sparsamen Aufbau des FX-Bereichs können wir leider keinen Einfluss auf einzelne Effektparameter wie z. B. die Delay-Zeit oder die Effekttiefe des Tremolos nehmen.

Trotzdem lassen sich die Effekte erstaunlich gut nutzen und ermöglichen dem Fame DC-15 einige klassische Klangkombinationen. Der Lead-Channel in Kombination mit Phaser und etwas Reverb eignet sich wunderbar für Van Halens Ain’t Talkin‘ ‚Bout Love, JC Clean plus Chorus kommt schon erstaunlich nah an Andy Summers ikonischen Sound des Police-Hits Every Breath You Take. Am besten gefällt mir jedoch die Channels Clean und Tube Steamer, wenn man sie mit einem leichten Slapback-Delay garniert. Hier ist von filigranen Pickings à la Chet Atkins bis zur wilden Rockabilly-Nummer wirklich eine ganze Menge möglich!

Integrierter Drum-Computer

Rhythm-Sektion des Fame DC-15.
Die Rhythm-Sektion des Fame DC-15 mit 36 Patterns einstellbarem Tempo und eigenem Volume-Regler.

Gleich links neben den Effekten ist auf dem Bedien-Panel des Fame DC-15 eine Rhythm-Sektion untergebracht. Da der Amp kein Display hat, auf dem die Nummer des gerade aktiven Loops angezeigt wird (und ich beim Durchblättern ehrlich gesagt auch nicht mitgezählt habe), vertraue ich bilnd der Herstellerangabe, dass sich hier 36 verschiedene Drum Patterns an Bord befinden. Die Auswahl ist jedenfalls recht breit gestreut und bietet geradlinige Rock-Beats im 4/4- oder 3/4-Takt, jazzige Triolenmuster auf der Hi-Hat und teils auch etwas komplexere Rhythmen. Trotz der geringen Membrangröße seines Lautsprechers schafft es der DC-15, sowohl die Drums als auch den Gitarren-Sound über einen einzigen Lautsprecher differenziert zu transportieren. Lediglich auf höheren Gain-Stufen können sich der Gitarrensound und die recht punchig klingenden Drums schon mal ein wenig in die Quere kommen. Über die separate Lautstärkeregelung und eine kleine Anpassung des Tone-Reglers lässt sich aber auch dieses Problem recht schnell beheben.

Anschlussoptionen

Aux-Eingang und Kopfhöreranschluss des Fame DC-15.
Aux-Eingang und Kopfhöreranschluss im 6,35-mm-Klinkenformat.

Dass der Fame DC-15 jetzt nicht gerade zur Integration in komplexe Bühnen-Setups gedacht ist, sollte denke ich klar sein. Seine Einsatzgebiete sind Practice-Sessions auf Zimmerlautstärke und drunter. Insofern bleiben auch die Anschlussoptionen des DC-15 recht spartanisch, jedoch praktisch. Rückseitig haben wir einen im 6,35-mm-Klinkenformat ausgeführten Kopfhöreranschluss, der bei Anschluss eines Kopfhörers den internen Lautsprecher stummschaltet und lautloses Spielen ermöglicht. Wer über ein gutes Paar Studio-Kopfhörer besitzt, sollte definitiv mit dem Raumsound des Lautsprechers vergleichen – ein Unterschied wie Tag und Nacht!

Dank zusätzlichem Aux-Input kann der kompakte DC-15 Verstärker auch für Playalongs genutzt werden. Leider ist dieser hier ebenfalls für große 6,35-mm-Klinkenstecker gedacht, wobei die meisten Aux-Kabel im kleineren 3,5-mm-Format kommen. Wer also vom Smartphone aus einen Track über den Verstärker abspielen möchte, braucht entweder ein passendes Anschlusskabel oder muss auf den berüchtigten Adapter-Turmbau zu Babel setzen. Wichtig ist auch, hier ein Abspielgerät mit eigener Lautstärkeregelung zu verwenden, da der Verstärker selbst keinen separaten Volume-Regler für den Aux-Channel besitzt.

Fazit:

Kaum zu glauben, aber der Fame DC-15 hält tatsächlich, was er verspricht. Ob als smarter kleiner Wohnzimmer-Modeler, als reiner Headphone-Verstärker oder als Zweit-Amp für den Proberaum – das Fame DC-15 funktioniert besser als ich ursprünglich gedacht hätte. Allen 8 Amp-Simulationen ließen sich brauchbare Klänge entlocken, die Rhythm-Funktion entpuppt sich als weitaus mehr als nur ein einfacher Metronom-Ersatz. Lediglich für die FX-Sektion würde ich mir den einen oder anderen zusätzlichen Regler wünschen, um den ausgewählten Effekt etwas präziser anpassen zu können. Nichtsdestotrotz fügen sich alle On-Board-Effekte stimmig ins Gesamtkonzept des kleinen Modeling-Würfels – Klare Empfehlung!

Fame DC-15 – Facts

  • Frontansicht des Fame DC-15Kompakter Modeling-Verstärker für E-Gitarre
  • 10 Watt Leistung
  • 8 Amp-Simulationen von Clean bis Metal
  • Regler für Gain,Volume und Tone
  • Zwei Raumeffekte (Reverb/Delay)
  • Vier Modulationseffekte (Chorus/Flanger/Phaser/Tremolo)
  • Rhythm-Sektion mit 36 Patterns, Tempo- und Volume-Regelung
  • 6,35-mm-Klinkenanschluss für Zuspielgeräte
  • Kopfhöreranschluss im 6,35-mm-Klinkenformat
  • ca. 4,7 kg schwer
  • Preis: ca. 88 €bei Music Store

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