Source Audio EQ2 – Alleskönner und mehr

Beitragsbild zum Testbericht des Source Audio EQ2 Pedals.

Ernsthaft? 319 € für ein EQ-Pedal? Würde ich auch nicht ausgeben. Wenn das Teil aber zwei EQs, einen Low Cut, einen Tuner, ein Noise Gate, einen Limiter, einen Booster und ein Wah miteinander vereint, klingt das auf einmal schon ganz anders. Der Source Audio EQ2 ist sozusagen die eierlegende Wollmilchsau unter den Schweizer Taschenmessern und bietet deutlich mehr als nur einen EQ der Extraklasse.

Source Audio EQ2 – Aufbau und Bedienung

Das Pedal verfügt über Stereo In- und Outputs, die einige Routing-Optionen zulassen. Man kann z. B. ein Monoinstrument wie Gitarre oder Bass oder ein Stereoinstrument (z. B. Keyboard) anschließen. Zudem gibt es die Möglichkeit, zwei EQs hintereinander zu schalten, indem man In- und Output B als zweiten Signalweg nutzt. Das ist ein grandioses Feature, um z. B. je einen EQ vor und nach den Verzerrern zu schalten oder um als letztes Glied der Effektkette dem Modeler einen Feinschliff zu verpassen. Außerdem kann man Mono auf Stereo und Stereo auf Mono verteilen. Dies bietet die Möglichkeit, zwei Gitarren an einen Amp oder eine Gitarre an zwei Amps anzuschließen.

Ein- und Ausgänge des Source Audio EQ2 Pedals.
Die seitlichen Ein- und Ausgänge des EQ2 für Instrumente und MIDI sind gegenüberliegend untergebracht.

Das Pedal ist MIDI-fähig und bietet seitlich einen MIDI-Eingang, sowie eine MIDI-THRU-Buchse, zudem können MIDI-Daten über die stirnseitige Control Input Buchse empfangen werden. Dafür braucht es allerdings den gesondert erhältlichen MIDI-Adapter. Mittels Control Input können außerdem ein weiterer Fußschalter oder ein Expression-Pedal angeschlossen werden.

Auf der Oberseite des extrem wertig wirkenden Gehäuses aus gebürstetem Aluminium befindet sich der Fußtaster, ein Schalter um acht der insgesamt 128 Presets umzuschalten, ein Lautstärkeregler sowie der Rotary Encoder Knob, ein gerasterter Poti mit Schaltfunktion, der nahezu alle Funktionen des Pedals einfach und schnell erreichbar macht. Das große Display zeigt die Frequenzen, sowie die Einstellungen des EQ´s an. Im Tuner-Modus fungiert es als gut ablesbare Anzeige um die Gitarre in Stimmung zu bringen, außerdem führt es durch alle Einstellungen im Menü.

Einfache Steuerung per Neuro App

Oberfläche der Source Audio Neuro App.
Die kostenlose Neuro App ermöglicht detaillierte Anpassungen von Sound und Presets.

Wer möchte, kann das Pedal mittels des mitgelieferten USB-Kabels an den PC anschließen und alle Einstellungen sehr einfach und übersichtlich per Mausklick in der Neuro App vornehmen. Hier kann man auch vorgefertigte Presets auf das Pedal laden, es gibt sogar eine große Source Audio Online Community mit reichlich Presets zum downloaden. Man kann auch eigene Presets hochladen- coole Sache, wenngleich nicht alle User*innenpresets uneingeschränkt nutzbar sind.

Der absolute Gamechanger im Vergleich zu anderen EQ-Pedalen ist die Möglichkeit, jedes der 10 Bänder in Frequenz und Flankensteilheit anzupassen. Wer also andere Frequenzen haben möchte als jene, die auf dem Display stehen, kann das einfach am Pedal oder mittels App ändern. Schade nur, dass das Display diese Änderungen im unteren Bereich nicht aufzeigt.

128 Preset-Slots für Eigenkreationen

Ich habe mir z. B. ein Preset gebaut, das recht engmaschig die Mittenbänder bedient, ganz tiefe Bässe und ganz hohe Höhen über Hi- und Low Cuts abschneidet und zudem über die Channel Swap Funktion einen Lautstärkeboost beinhaltet. Das 800-Hz-Band in meinem Preset wird auf dem Display aber immer noch mit 250 Hz angezeigt. Da muss man entweder Wissen, was man voreingestellt hat oder einfach gut hinhören.

Positiv hervorheben möchte ich die einfache Bedienung am Pedal. Hält man den Decoder Knob gedrückt, kann man einfach das gewünschte Frequenzband auswählen. Danach kann mittels Linksdrehung die gewählte Frequenz beschnitten werden. Wenn man nach rechts dreht wird geboostet. Das geht bis zu +/- 18 dB, da ist also mehr als reichlich Spielraum den Klang anzupassen.

Sound – Source Audio EQ2 in der Praxis

Display des Source Audio EQ2 Pedals.
Das beleuchtete Display des Source Audio EQ2 bietet jederzeit den vollständigen Überblick über alle eingestellten EQ-Settings.

Für mich gibt es eine goldene Regel beim Einsatz von Equalizern: Wenn etwas besser klingen soll, ist Frequenzen Beschneiden das Mittel der Wahl. Wenn etwas anders klingen soll, wird geboostet. Mit diesem einfachen, aber sehr nützlichen Merksatz im Kopf schmeiße ich meinen Amp, den Morgan Tweed 20 an und schaue, was man da mittels EQ noch rausholen kann. Der an den Fender Tweed Deluxe angelehnte Amp verfügt nur über zwei Regler: Volumen und Tone und ist somit der Ideale Testkandidat für Klangexperimente.

Zunächst versuche ich, den Grundsound zu verbessern indem ich alle störenden Frequenzen wegnehme. Ich nutze einen Low Cut bei 90 Hz und senke die tiefen Mitten um 220 Hz ab. Mehr bräuchte es schon gar nicht, um aus einem ohnehin sehr guten Amp einen Verstärker der Spitzenklasse zu machen. Ich gönne mir aber den Spaß und schiebe breitbandig Höhen hinzu, die der Amp von sich aus so nicht bietet und begebe mich dadurch in Gefilde, die ich eher von einem Deluxe Reverb erwarten würde. Begeistert von dieser Einstellung booste ich die Bässe bei 100 Hz und nehme großflächig Mitten weg. Jetzt klingt das ganze schon sehr nach Blackface Amp und das auf Knopfdruck – Cool!

Klangformer für akustische Instrumente

Auch am Kontrabass und der Akustikgitarre macht das Pedal eine gute Figur. Der EQ funktioniert wirklich wunderbar als Preamp für Akustikinstrumente und ich konnte bei beiden Instrumenten hervorragende Sounds erzielen, die nicht nach Piezo-Pickup klangen, wenngleich die Einstellungen deutlich größer ausgefallen sind als am Gitarren-Amp. Am E-Bass gefallen mir meine Preamps von Tech 21 und Darkglass etwas besser, da sie mehr Charakter haben. Möchte man aber z. B. im Aufnahmekontext Problemfrequenzen sehr eng beschneiden, bietet der EQ2 die Möglichkeit, deutlich feiner und genauer zu arbeiten als ein Preamp.

Nützliche Features und Anschlussoptionen

Darüber hinaus bietet das Pedal weitere coole Features. Mit einem Expressionspedal kann z.B. die Centerfrequenz hoch und runter geschoben werden. Wenn man dann noch Bässe und Höhen beschneidet hat man einen tollen Wah-Wah-Simulator. Das ganze spricht etwas langsamer und indirekter an als beim Cry Baby aber dafür spart man reichlich Platz und Gewicht auf dem Board. Auch als Volumenpedal kann der EQ2 mittels Expressionspedal genutzt werden und das ohne lästige Klangeinbußen beim leiser machen – stark!

Das eingebaute Noise Gate funktioniert wunderbar um das Single-Coil-Brummen meiner Tele zu bändigen oder um Nebengeräusche meines Distortion-Pedals zu minimieren. Cool ist, dass man mittels App auswählen kann, auf welchen Kanal das Noise Gate geroutet ist. Man kann also auch Kanal 2 als Noise Gate Source auswählen und so z. B. als letztes Glied der Effektkette ein Gate schalten.

Mittels Channel Swap kann im Mono Betrieb zwischen EQ 1 und 2 umgeschaltet werden. Hier kann man beispielsweise einen Midboost zum Solieren nutzen, oder einfach die Gesamtlautstärke anheben. Diese Funktion steht allerdings nur über Midi oder externen Schalter zur Verfügung.

Source Audio EQ2 – Fazit

Der Source Audio EQ2 ist der Allrounder unter den Problemlösern und bietet über einen wunderbar neutral arbeitenden Equalizer, jede Menge Features die man nicht in einem EQ erwarten würde. Durch die wählbare Centerfrequenz der Bänder und den variablen Q-Faktor ist mit diesem EQ jegliche Einstellung möglich. Von leichten Klangverbesserungen, über alle Arten von Boosts und völlig abgefahrene Sounds à la Telefonhörer, bis hin zu Wah-Sounds geht alles. Das Pedal arbeitet dabei sehr sauber und neutral, ein Charakterschwein ist der EQ2 beim besten Willen nicht.

Nimmt man alle Möglichkeiten zusammen, ersetzt die Kiste locker 3-4 Pedale und schafft somit reichlich Platz auf dem Board. Verarbeitung und Sound sind auf Top-Niveau, die Bedienung ist einfach und die Möglichkeiten unendlich. 319 € für einen EQ sind sehr viel Geld. Was dieses Pedal dafür bietet, ist allerdings jeden Cent wert. Absolute Testempfehlung!

Das Source Audio EQ2 ist für ca. 320 € im MUSIC STORE Online Shop erhältlich

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