Josh Middleton – Der Mann, der Metal atmet
Josh Middleton ist ein Typ, der morgens vermutlich nicht Kaffee trinkt, sondern dreimal einen Drop-C-Disaster-Chord anschlägt, um wach zu werden. Bekannt wurde er den meisten während seiner Zeit bei der britischen Prog-/Metalcore-Band Architects, bei der er von 2017 bis 2023 mit chirurgischer Präzision Riffs abfeuerte und ganze Arenen in Bewegung setzte. Doch schon im Jahr 2000 gründete er seine Progressive-Thrash-Dampfwalze Sylosis, mit der er seit seinem Architects-Ausstieg wieder Vollgas gibt.
2023 erschien „A Sign of Things to Come“, ein Album, das eine dystopische Zukunft nicht nur ankündigt, sondern mit der Abrissbirne einläutet. Im Oktober 2024 legte die in Reading (UK) gegründete Band mit der EP „The Path“ nach. Beide Releases sind der absolute Wahnsinn! Die genau richtige Mischung aus modernem Thrash und groovigem Metalcore, die sowohl musikalisch als auch textlich smart und brachial zuschlägt.

Middletons mächtiger gutturaler und cleaner Gesang ist ebenso charakteristisch wie seine Riffs und Soli. Wenn er nicht gerade mit Gitarre in der Hand Mikrofone anbrüllt, sitzt er am Mischpult und produziert nicht nur für Sylosis, sondern auch für viele andere Metal-Bands. Seine Herangehensweise an Sounddesign und Mixing wurde inzwischen zum Maßstab, was der Erfolg seiner Drum und Amp Plugins belegt – jeder will den Middelton METAL TONE! Auf seinem YouTube-Kanal erklärt er sympathisch und fast schon beiläufig, warum sein Tone besser ist als der von 98 % der restlichen Menschheit.
Seine Plugins? Bestseller.
Sein YouTube-Kanal? Soundbastler-Goldmine.
Sein Mindset? Riff first, ask questions later!

ESP Ltd. JM-I – Die moderne Metal-Axt
Nicht nur im Songwriting, sondern auch im Marketing wirft Middleton seinen Fans sehr gekonnt einen Curveball zu. Das erste Modell, das er in Zusammenarbeit mit der Metal-Institution ESP herausgebracht hat, heißt JM-II. Das Anfang 2025 vorgestellte Modell bekam dann logischerweise den Namen JM-I. Ein nachvollziehbarer roter Faden – ich liebe es! Natürlich beziehen sich die römischen Zahlen auf die Anzahl der verbauten Pickups, aber es hat auch einen leicht ironischen Touch. Hier haben wir also ein Pickup, ganz nach dem Motto: ein Schuss, ein Treffer.

Erster Eindruck – Look, Vibe & Features
Die Gitarre kommt in ESP-typischer M-Form mit ergonomischen Cutaways im Erlenkorpus und abgeschrägtem Body-Neck-Joint, um den Zugang zu den höheren Lagen zu erleichtern. Die Deep Blood Moon-Lackierung glüht tiefrot auf der Wölkchenahorndecke und der dreistreifige „roasted“ Ahornhals mit reversed Headstock und LTD-Locking-Mechaniken rundet das Instrument stylisch ab. If looks could kill – dann hätte diese Gitarre schon einige Opfer auf dem Gewissen.
Das „Extra Thin U“-Halsprofil liegt in der Hand wie ein Skalpell, das auf Präzisionsarbeit wartet. Und dann noch diese Edelstahlbünde auf dem Ebenholzgriffbrett mit dem Radius von 350 mm (13,75″) – nicht zu flach, nicht zu rund. Perfekt für Highspeed-Runs, die dein Metronom ins Schwitzen bringen! Ein ganz klares Statement: Das hier ist eine Shredmaschine!
Dieses Statement wird durch den einzelnen Fishman Fluence Modern Ceramic Humbucker unterstrichen. Dieser Pickup ist zurzeit in aller Munde und gefühlt in jeder neuen Signature-Gitarre – und das nicht ohne Grund! Denn es ist ein Pickup, der klingt, als hätte jemand ein Gewitter in ein Metallgehäuse gesperrt und ihm gesagt: „Benimm dich.“

Wir haben in der JM-I einen Brücken-PU und ein Volumenpoti mit Push/Pull-Funktion für die Voicing-Auswahl – kein Tone-Poti, keine Kompromisse. Der Sound prügelt sich undiplomatisch direkt in deinen Amp. Die unterfräste Tune-O-Matic-Brücke und die String-Thru-Bauweise sorgen für optimales Sustain.
Alle Features der ESP LTD Josh Middleton im Überblick:
- Erlenkorpus mit Wölkchenahorndecke
- 3-teiliger Ahornhals (Roasted Maple) mit Extra Thin U und Macassar-Ebenholzgriffbrett
- Griffbrettradius: 13,75″ (350 mm)
- 24 Extra-Jumbo-Bünde aus Edelstahl
- Kunststoffsattel (42 mm breit)
- 25,5″ (648 mm) Mensur
- Fishman Fluence Modern Ceramic Humbucker (Bridge)
- Push/Pull-Volumenpoti
- Unterfräste Tune-O-Matic-Bridge
- String-Thru-Bauweise
- LTD-Locking-Mechaniken
- Standard-Gurtpins
- schwarze Hardware
- Saiten ab Werk: D’Addario XL 110 (.010/.013/.017/.026/.036/.046)
- Inklusive Koffer
Sound & Bespielbarkeit – Klingt sie so heavy, wie sie aussieht? (Spoilerwarnung: Ja!)
Die ESP Ltd. JM-I macht genau das, was draufsteht:
Metal. Ohne Fußnote. Ohne Ausreden!
Dieses Instrument löst das Versprechen ein, das die Firma ESP seit jeher hält: Vom ersten Ton an freuen wir uns auf ein Riff-Gemetzel vom Feinsten! Der Griffbrettradius gehört zwar nicht zu den Extremfällen, ist aber modern flach gehalten und lädt somit zum Shredden ein. Die großzügigen Cutaways bieten komfortablen Zugang zu allen Bünden. Schnelle Läufe und extreme Bendings gehen leicht von der Hand. Auch das Sweep-Picking fällt leichter – die Gitarre hilft dir förmlich, endlich die Arpeggios zu spielen, die du seit Jahren übst 😉
Durch die String-Thru-Bauweise schwingt das Instrument so kräftig, dass man der Vibration schon heilende Kräfte zusprechen könnte.

Der aktive Fishman Fluence Modern erledigt den Rest. Donnernde Chugs beben aus dem Speaker, die Pinch Harmonics kreischen durch die Nacht wie Banshees und Wendigos, und trotzdem können die Noten in den höheren Lagen lieblich singen – obwohl wir nur die Brückenposition haben.
Das passive Voicing, erreichbar über das Push/Pull-Poti, liefert einen transparenteren, luftigeren Sound mit breitem Dynamikspektrum. Die Steuerung des Zerrgrades mit dem Volumenpoti fällt deutlich leichter und besonders schön gelingen hier die Volume Swells.
Aber was rede ich da?! Volume Swells sind nur für Intros gut und der Clean-Kanal ist zum Stimmen da! Diese Gitarre will nicht flirten – sie will ballern!
Fazit zur ESP LTD Josh Middleton Signature – Kein Schnickschnack, pure Heavyness
ESP steht seit inzwischen über 50 Jahren für ein Genre – und es ist nicht Kuschelrock und auch nicht Reggae 😉 Sie bauen Gitarren mit einem einfachen Ziel: die Schlaf-/Wohnzimmer, die Proberäume und die Bühnen dieser Welt zum Beben zu bringen und alle „Normie-Nachbarn“ in den Wahnsinn zu treiben.
Und so weiß man, wenn man auch diese ESP-Gitarre in die Hand nimmt, genau, was man kriegt: What you see is what you get.
Die JM-I macht keine leeren Versprechungen – sie macht Druck.
Sie ist ein Statement, eine Waffe und eine Erinnerung daran, dass Metal irgendwo zwischen Musik und Kampfsport stattfindet.
Was du hier bekommst, ist:
Riffs. Gewalt. Eleganz. Punkt.

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Titelbild/Fotos: ESP Guitars
