Vom Slap zum Space – Delay Vergleichstest
Wer einmal vom Delay-Fieber gepackt wurde, wird schnell zum Wiederholungstäter. Ob Slapback für knackige Country-Licks, sphärische Swells für Ambient-Teppiche oder um Deinen epischen Soli mehr Tiefe und Würze zu geben. Das Delay Pedal ist der Dr. Strange deines Boards, es kontrolliert die Zeit und alle damit zusammenhängenden Dimensionen deines Sounds.
Wir haben fünf der spannendsten Modelle herausgepickt, die sowohl klanglich als auch in Sachen Bedienkomfort einiges hermachen. Also Ohren auf, Feedback an – los geht’s!
5. MXR Carbon Copy – Analoges Delay zum Verlieben
Beginnen wir mit einem wahren Dauerbrenner, dem MXR Carbon Copy. Es gehört zu den drei wichtigsten grünen Pedalen aller Zeiten – und das mit gutem Grund. Hier bekommt man nämlich echtes analoges Delay – warm, dunkel, weich – so wie ein altes Tonbandgerät, das einen schlechten Tag hat, aber trotzdem großartig klingt.
Die Bedienung ist denkbar simpel: Delay bestimmt die Verzögerungszeit (bis ca. 600 ms), Regen regelt die Anzahl der Wiederholungen und Mix balanciert den Effektanteil. Wer’s subtil mag, lässt es bei einem Hauch Echo – wer es krachen lassen will, dreht Feedback ordentlich auf und segelt in Richtung Selbstoszillation. In der oberen, linken Ecke versteckt sich noch ein kleiner Druckknopf, der eine Modulation zuschaltet – perfekt für diesen leicht flirrenden Tape-Vibe. Und ja, der Sound ist wirklich so gut, wie alle sagen.
4. TC Electronic Flashback 2 – Digitale Wunderkiste mit Tricks im Fuß
Das Flashback 2 von TC Electronic ist der Beweis, dass digital nicht gleich steril heißt. Hier bekommt man ein ganzes Delay-Arsenal in einem kompakten Gehäuse – von glasklarem Digital-Delay über warmes Analog-Modeling bis hin zu abgefahrenen Reverse-Sounds. Und mit TonePrint lässt sich das Pedal per App sogar komplett umprogrammieren – von der Delay-Zeit bis zur Fußschalterfunktion.
Apropos Fußschalter: Der ist beim Flashback 2 kein simpler Ein-Aus-Button, sondern reagiert auf Druckstärke. Die sogenannte MASH-Funktion ermöglicht es, z. B. das Feedback oder Pitch-Shifting in Echtzeit mit dem Fuß zu steuern. Natürlich fällt der Regelweg deutlich kleiner aus als bei einem herkömmlichen Expression-Pedal. Es ist dennoch ein nettes Feature, das je nach Kontext tatsächlich Sinn und auch ganz schön viel Spaß machen kann.
3. Electro Harmonix Deluxe Memory Man – Der Vintage-König
Von Hightech zu Vintage! Wer Delay sagt, muss auch Memory Man sagen – ein Pedal, das gefühlt schon mit Hendrix auf Tour war (war es nicht, klingt aber so). Das große silberne Gehäuse, die schwarzen Regler, die verrückte Modulation – der Deluxe Memory Man ist ein Charakterpedal durch und durch. Kein anderes Delay klingt so… kaputt und doch wunderschön. Wie inzwischen so einige EHX Klassiker, gibt es auch diesen Schaltkreis in einem kleineren Gehäuse (Nano Deluxe Memory Man).
Mit bis zu 550 ms Delay-Zeit, einem satten analogen Grundsound und der typisch warbligen Modulation (wahlweise Chorus oder Vibrato) erzeugt das Pedal Klänge, die irgendwo zwischen Zeitmaschine und LSD-Trip rangieren.
Die Bedienung ist dabei angenehm direkt: Blend (Effektanteil), Feedback, Delay-Time – alles da. Zwei weitere Regler für Depth und Rate steuern die Modulation, und ein kleiner Kippschalter wählt zwischen Chorus und Vibrato. Kein Tap Tempo, kein MIDI – aber ganz viel Mojo.
2. Walrus Audio ARP-87 – Delay für Klangkünstler
Wenn das Carbon Copy das minimalistische Zen-Mönch-Delay ist, dann ist das Walrus ARP-87 der experimentierfreudige Sounddesigner in Turnschuhen. Es sieht nicht nur fantastisch aus (wie eigentlich alle Walrus-Pedale), sondern liefert auch vier verschiedene Delay-Modi – Digital, Analog, Lo-Fi und Slap. Damit deckt es so ziemlich alles ab, was man sich delaymäßig wünschen kann: vom sauberen Studioklang über zermatschten Kellerband-Sound bis hin zum kurzen „Hey, da war doch grad was!“-Slapback.
Ein Highlight ist der sogenannte Ratio-Regler, der statt starrer Delay-Zeit einfach rhythmische Unterteilungen wählt – ein Traum für alle, die auf rhythmisch komplexe Sounds stehen. Ebenfalls clever: Der Fußschalter lässt sich als Momentary-Switch nutzen. Gedrückt halten – und schon kommt das Delay nur, solange Du den Schalter drückst. Das eröffnet völlig neue Performance-Möglichkeiten.
1. UAD Orion Tape Echo – Studioqualität auf der Bühne
Und ganz oben auf dem Delay-Olymp: das UAD Orion. Universal Audio hat hier ein digitales Tape-Echo entwickelt, das so authentisch klingt, dass man meint, man müsste ab und zu die Tonbandspule wechseln. Es basiert auf dem legendären Echoplex EP-III und bringt alles mit, was man an alten Band-Echos liebt: warme Wiederholungen, subtiles Bandflattern, ein leicht „lebendiges“ Echo, das niemals klinisch wirkt.
Das Orion bietet mehrere Delay-Typen, darunter auch einen Studio-Modus, der besonders hi-fi klingt. Über die UAFX-App lassen sich Routing, Presets und Effekte individuell anpassen – ideal für Studio-Nerds und Live-Tüftler gleichermaßen. Mit an Bord ist ein echter Preamp-Emulator, der das Eingangssignal schön sättigt und auch als leichter Boost verwendet werden kann. Delay, Feedback, Mix – klar. Dazu kommen Regler für Wow/Flutter und Saturation, die genau das Tape-Feeling ins Pedalboard zaubern, das man sonst nur aus alten Aufnahmen kennt. Wer auf Studioqualität live nicht verzichten will, ist hier genau richtig.
Und jetzt: Delay it out!
Ob nun puristisch analog oder digital mit App-Anbindung – Delay-Pedale sind wahre Klangwelten. Diese fünf Treter zeigen, wie vielseitig das Thema rund um Delay-Pedale sein kann: Vom rauchigen Kellerclub bis zum hypermodernen Studio ist alles drin. Und das Beste? Kein Musiker klingt mit Delay wie der andere. Also: Gitarre einstöpseln, Regler aufdrehen und die Zeit ein wenig verbiegen.
Reverb – die Geschichte des Hall-Effekts (Teil 1)
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