Zoom LiveTrak L6max im Test – Die kompakte Proberaum-Recording-Lösung

Die leicht schräge Perspektive verdeutlicht das klare Layout des L6max – farbcodierte Channel-Potis sorgen für intuitive Bedienung.

Für viele Gitarristen beginnt gutes Songwriting im Proberaum. Hier entstehen Riffs, Grooves, Arrangements und erste Strukturideen. Doch ohne verlässlichen Mitschnitt gehen unzählige Ideen verloren. Ein Laptop ist oft umständlich, Interfaces sind ohne Computer nutzlos und klassische Mischpulte überdimensioniert. Genau hier setzt der Zoom LiveTrak L6max an. Er kombiniert einen 12-Kanal-Digitalmixer mit integriertem 32-Bit-Float-Recording, ist äußerst kompakt, autark und verlangt keine zusätzliche Software. Mit seinem Preis von 459 Euro positioniert er sich als besonders attraktiv für Gitarristen, die ihre Bandproben unkompliziert und in brauchbarer Qualität festhalten möchten.

Ein Gerät, das für echte Bandproben gedacht ist

Der L6max bietet vier XLR/TRS-Kombibuchsen, wovon zwei mit Hi-Z-Eingängen und 48V-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone ausgestattet sind. Damit lassen sich nicht nur Gesangs- oder Instrumentenmikrofone anschließen, sondern auch Gitarren oder Bässe direkt in das Gerät einspeisen. Ergänzend stehen vier Stereo-Line-Eingänge zur Verfügung, von denen sich vier Inputs problemlos auch mono nutzen lassen. Die schaltbaren -20 dB PADs sorgen dafür, dass selbst heiße Signale aus Modeling-Amps, Preamps oder Synthesizern sauber aufgenommen werden.

Diese Eingangskonfiguration eignet sich für viele typische Bandsituationen erstaunlich gut. Eine moderne Proberaumband, die mit E-Drums, Modelern und DI-Bass arbeitet, kann die gesamte Instrumentierung ohne zusätzliche Technik aufnehmen. Doch auch ein akustisches Schlagzeug lässt sich mit dem L6max sinnvoll abbilden. Eine minimalistische Mikrofonierung mit Kick, Snare und zwei Overheads funktioniert für Songskizzen und Demoarbeiten ausgesprochen gut. Wer sich auf drei Mikrofone beschränkt – etwa Kick plus zwei Overheads – gewinnt sogar wieder einen Eingang für Gesang oder ein zusätzliches Instrument. Gerade Gitarristen, die lediglich eine musikalische Übersicht benötigen und nicht das Ziel eines Studiomixes verfolgen, erhalten mit dieser minimalistischen Herangehensweise überraschend stimmige Ergebnisse.

Die Phantomspeisung steht gruppenweise für jeweils zwei Combo-Eingänge bereit und erlaubt sowohl Kondensator-Overheads als auch dynamische Mikrofone für Vocals. In dieser Größenklasse ist diese Flexibilität keineswegs selbstverständlich.

Monitoring: sinnvoll, aber begrenzt

Der L6max verfügt über zwei Kopfhörerausgänge und zwei zuweisbare Kopfhörer-Mixe: einen Master-Mix und einen Submix. Für kleinere Ensembles oder Duo-Situationen ist das absolut ausreichend. In einer vollständigen Band ist diese Beschränkung jedoch deutlich spürbar. Musiker haben erfahrungsgemäß sehr unterschiedliche Monitoring-Wünsche; Sänger benötigen mehr Vocals, der Gitarrist möchte den Amp lauter hören, der Drummer verlangt mehr Klick. Zwei Mischungen können diesen unterschiedlichen Bedürfnissen nur bedingt gerecht werden.

In der Praxis bedeutet das, dass man einen externen Kopfhörerverstärker benötigt, wenn mehrere Musiker gleichzeitig abhören wollen. Dieser kann über Master- oder Sub-Out gespeist werden, verlangt aber zusätzliche Kabel, Hardware und etwas Organisation. Für größere Bands bieten sich deshalb vielmehr die Geschwistermodelle Zoom LiveTrak L-8 oder LiveTrak L-12 an, die über mehrere dedizierte Kopfhörerausgänge und separate Submixe verfügen. Der L6max bleibt somit ideal für kompakte Bands, Songwriting-Sessions oder kleine Setups, während L-8 und L-12 für größere Gruppen klar im Vorteil sind.

Alle Eingänge und Bedienelemente des Zoom LiveTrak L6max im Überblick: vier Combo-Inputs, Line-Kanäle, OLED-Display und Recorder-Sektion.
Alle Eingänge und Bedienelemente des Zoom LiveTrak L6max im Überblick: vier Combo-Inputs, Line-Kanäle, OLED-Display und Recorder-Sektion.

OLED-Display und Bedienung – endlich ein klarer Workflow

Eine der größten Verbesserungen gegenüber dem ursprünglichen LiveTrak L6 ist das neue OLED-Display. Viele Funktionen, die beim alten Gerät nur über umständliche Tastenkombinationen erreichbar waren, stehen nun klar strukturiert und direkt zugänglich zur Verfügung. Aufnahmen können geöffnet, geprüft und verwaltet werden. Ein Mix lässt sich im Gerät erstellen und als Bounce auf eine separate Spur schreiben. Besonders hilfreich ist die Möglichkeit, Bounces rückgängig zu machen und Projekte direkt am Gerät zu benennen.

Für Bands, die verschiedene Setups oder Songs aufnehmen möchten, bietet der L6max vier speicherbare Szenen. Damit lassen sich komplette Mischpulteinstellungen inklusive Pegel, Routing und Effekten sichern und jederzeit wieder abrufen. Wer verschiedene Mikrofonierungen ausprobiert, mehrere Bands begleitet oder zwischen mehreren Songideen hin- und herwechselt, profitiert enorm von dieser Funktion.

Die Effekte – darunter Hall, Delay und Echo – lassen sich schnell anwählen, wobei die Kanalpotis je nach aktivem Effekt ihre Funktion ändern. Das ist clever gelöst, verlangt jedoch etwas Aufmerksamkeit, da man gelegentlich versehentlich noch in der Effektsteuerung arbeitet, obwohl man eigentlich die Lautstärke anpassen möchte. Eine Solo-Funktion für einzelne Kanäle fehlt, weshalb man Kanäle nur isoliert abhören kann, indem man alle anderen stummschaltet. Dies ist für einen kompakt gehaltenen Recorder allerdings nachvollziehbar, wenn auch nicht optimal.

Der Zoom L6max kann über vier AA-Batterien betrieben werden – perfekt für mobile Aufnahmen ohne Steckdose.
Der Zoom L6max kann über vier AA-Batterien betrieben werden – perfekt für mobile Aufnahmen ohne Steckdose.

Soundqualität und 32-Bit-Float-Aufnahme: sauber, dynamisch und verlässlich

Der L6max nimmt in 32-Bit-Float auf, was in der Praxis bedeutet, dass Übersteuerungen nahezu ausgeschlossen sind. Gerade für Gitarristen, die oft mit wechselnden Lautstärken, aggressiven Pick-Attacken oder heiß gefahrenen Amp-Signalen arbeiten, ist das ein enormer Vorteil. Die Dual-AD-Wandler der Mikrofonkanäle helfen dabei, auch impulsive Drumhits und dynamische Vocals transparent einzufangen.

Der integrierte EQ pro Kanal, ergänzt durch durchstimm­bare Mitten, ermöglicht gezielte Klanganpassungen direkt beim Recording. Der One-Knob-Kompressor auf der Summe verdichtet den Proberaummix und verleiht ihm eine angenehm kompakte Klangästhetik, ohne das Signal zu überfahren.

Aufnehmen ohne Computer – einfach Probe drücken und spielen

Der eigentliche Kern des L6max liegt in seiner DAW-freien Arbeitsweise. Der Recorder speichert bis zu zwölf Einzelspuren plus Stereo-Mix direkt auf eine SD-Karte und erlaubt unbegrenztes Overdubbing. Dadurch lassen sich Gitarrendopplungen, Harmonien, alternative Soli oder Ersatz takes unmittelbar nach der Probe aufnehmen. Die Bounce-Funktion fasst mehrere Spuren zusammen, während die ursprünglichen Takes erhalten bleiben – ein enormer Vorteil beim Songwriting-Prozess.

Zugleich kann der L6max als 12-in/4-out-USB-Audiointerface dienen, falls man das Material später im Studio verfeinern möchte. Doch der größte Mehrwert bleibt das autonome Aufnehmen im Proberaum, ohne Laptop, ohne Setup und ohne komplizierte Signalwege.

MIDI, Soundpads und moderne Hybrid-Setups

Viele Bands integrieren heute Clicktracks, Sequencer oder Synth-Einspieler in ihr Set. Der L6max ist darauf vorbereitet und bietet MIDI In/Out für Clock-Synchronisation oder zur Steuerung externer Geräte. Die vier integrierten Soundpads können Samples, Fills oder Jingles abfeuern und lassen sich sogar live samplen. Wer in einer modernen Gitarrenband spielt, die hybride Elemente nutzt, bekommt damit zusätzliche kreative Möglichkeiten.

Die vollständige Top-Ansicht des Zoom LiveTrak L6max zeigt alle Ein- und Ausgänge sowie die strukturierte Workflow-Oberfläche.
Die vollständige Top-Ansicht des Zoom LiveTrak L6max zeigt alle Ein- und Ausgänge sowie die strukturierte Workflow-Oberfläche.

Fazit: Der Zoom LiveTrak L6max

Der Zoom LiveTrak L6max richtet sich an Gitarristen und Bands, die eine hochwertige, mobile und vor allem unkomplizierte Recording-Lösung für ihre Proben suchen. Er bietet genügend Eingänge für typische Bandsetups, erlaubt sogar die Aufnahme eines akustischen Drumsets in minimalistischer Mikrofonierung und liefert dank 32-Bit-Float-Technik ein stets sauberes, übersteuerungsfreies Signal. Das OLED-Display, die Szenenspeicher, das Overdubbing und die autarke Arbeitsweise machen ihn zu einem außergewöhnlich praxistauglichen Werkzeug.

Die Beschränkung auf zwei Kopfhörer-Mixe ist ein spürbarer Nachteil für größere Bands, und wer mehrere individuelle Monitormischungen benötigt, sollte besser zum LiveTrak L-8 oder L-12 greifen. Doch in kleineren Bandkonstellationen, für Gitarristen, die ihre Proben dokumentieren, oder für Musiker, die im Proberaum flexibel arbeiten wollen, ist der L6max eine der stimmigsten und durchdachtesten Lösungen unter 500 Euro.

Pro

  • OLED-Display
  • Vier XLR-Inputs, zwei Kopfhörerausgänge
  • 32-Bit-Float-Aufnahme

Contra

  • Keine echte Solo-Funktion.
  • Effektbedienung über Mehrfach-Potis gelegentlich fummelig.
  • Nur vier Scenes

Link zur Herstellerseite: Zoom Deutschland

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