Kaum eine Gitarre wird so oft mit purer Rockenergie in Verbindung gebracht wie die Gibson SG. Mit ihren markanten „Teufelshörnern“, ihrem dünnen Korpus und dem aggressiven, direkten Sound hat sie Legenden wie Tony Iommi oder Angus Young überzeugt. Sie gilt als Symbol des Hard Rock und Heavy Metal, findet aber auch in Blues und Pop ihren Platz. Doch die Geschichte der SG ist ebenfalls eng mit der turbulenten Geschichte des Gibson-Konzerns verbunden und hat wie kaum ein anderes Instrument die Höhen und Tiefen des US-Gitarrenbauers miterlebt.
Die 1950er – Anfänge der „Les Paul SG“
Die Wurzeln der Gibson SG reichen bis in die frühen Fünfzigerjahre zurück. Im Jahr 1952 begann Gibson die Zusammenarbeit mit Gitarrenpionier Lester William Polfus – besser bekannt als Les Paul – und brachte die Gibson Les Paul auf den Markt. Diese war als Gegenentwurf zu Fenders Telecaster gedacht, die sich damals enormer Popularität erfreute. Der Erfolg der Les Paul hielt zunächst allerdings nicht allzu lange an: während Fender die Telecaster mit der 1954 vorgestellten Stratocaster weiterentwickelte, begannen die Verkaufszahlen der Les Paul zu Beginn der 1960er zu schwinden. Niemand konnte damals ahnen, welchen Höhenflug die Les Paul Jahrzehnte später antreten sollte. 😉
Ein neues Design musste also her. Gibson versuchte, die erfolgreichsten Merkmale der Stratocaster zu kopieren: ein schlankeres Korpus-Design mit tiefen doppelten Cutaways und leichtem Zugang zu den höchsten Griffbrettlagen. Zusätzlich konnte die vereinfachte Konstruktion die Produktionskosten des Modells reduzieren. Das Ergebnis war die „Gibson Les Paul Solidbody Guitar“ – oder kurz: Gibson Les Paul SG.
Die 1960er – Erste Erfolge
1961 sah die Gibson Les Paul SG mit der SG Standard und dem Deluxe-Modell SG Custom ihre Markteinführung. Im Gegensatz zur ursprünglichen Gibson Les Paul war der Namensgeber dieses Mal allerdings nicht im Entwicklungsprozess involviert und vom Design der SG alles andere als angetan. Die Hörner erschienen ihm zu spitz, ebenfalls sah er bei den frühen Modellen Instabilitätsprobleme mit der Hals-Korpus-Konstruktion.

Hinzu kam die schwindende Popularität seiner Musik und die sich anbahnende Scheidung von seiner Duo-Partnerin Mary Ford. Da Les Paul von seinem Einkommen abhängige Unterhaltszahlungen an Mary befürchtete, bat er Gibson-Präsident Ted McCarty, die vereinbarten 1$ Tantiemen pro verkaufter Gitarre einzubehalten. Der Endorsement-Vertrag mit Gibson wurde kurze Zeit später beendet. 1963 verschwand sein Name schließlich aus der Modellbezeichnung, die fortan nur noch Gibson SG hieß.
Die SG wurde schnell zu einem der erfolgreichsten Gibson-Modelle. Ihre Humbucker-Pickups lieferten den kräftigen, warmen Gibson-Sound, während das neue Design für Spielkomfort und Leichtigkeit sorgte. Musiker wie Eric Clapton nutzten die SG in den 1960ern, etwa in seiner Zeit bei Cream. Sein „Woman Tone“ – dieser singende, mittenreiche Lead-Sound, den Gitarristen bis heute zu kopieren versuchen – hat absoluten Legendenstatus erreicht.
Auch Gitarristen wie Tony Iommi (Black Sabbath) fanden in der SG ihr Instrument. Mit den tief gestimmten, düsteren Riffs auf einer modifizierten SG legte Iommi praktisch den Grundstein für Heavy Metal.
Aufgrund des Erfolgs der SG wurde die Produktpalette in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts erweitert. Als abgespecktes Student-Modell kam die Gibson SG Junior mit einem P-90 in Stegposition und Vibrola auf den Markt, die Gibson SG Special war mit zwei P-90 Pickups erhältlich.
Die 1970er – von Rock bis Metal
In den späten Sechzigerjahren wurden einige vorübergehende Design-Änderungen an der SG vorgenommen. Die Hals-Korpusverbindung wurde verstärkt, das größere „Batwing“-Schlagbrett kam zum Einsatz. Zu Beginn der 1970er wurden ebenfalls die Modelle SG Deluxe, SG Pro sowie SG-100 und SG-200 (mit P-90 Pickups) vorgestellt. Den Ausführungen gemein waren ein E-Fach in Top-Load-Bauweise und ein freischwebendes Pickguard. Ab 1972 bis zum Ende der Siebzigerjahre entwickelte sich das Design jedoch langsam wieder zu den Wurzeln der Sechzigerjahre zurück.

Die 1970er machten die SG endgültig zur Ikone. Allen voran Angus Young von AC/DC ist bis heute das Gesicht der SG. Mit seiner feuerroten Standard-SG rannte er in Schuluniform über die Bühne und machte das Gitarren-Design unsterblich. Der bissige, direkte Klang der SG passte perfekt zu den energiegeladenen Riffs der Band.
Aber auch Musiker wie Frank Zappa, Pete Townshend (The Who) oder Robby Krieger (The Doors) setzten auf die SG. Sie bewies damit, dass sie nicht nur im Hard Rock, sondern auch in Blues, Psychedelic und Progressive Rock glänzen konnte.
Die 1980er und 1990er – Kultstatus und Wiederentdeckung
Während viele Gitarristen in den 1980ern auf Superstrats mit Floyd-Rose-Systemen und High-Gain-Humbuckern setzten, geriet die SG zunehmend in den Hintergrund. Zwar gab es Versuche, die SG der neuen Shredder-Generation schmackhaft zu machen, wovon jedoch keiner wirklich Fuß fassen konnte. Lediglich Traditionalisten und Rock-Puristen setzten weiterhin auf die Rockikone mit den Teufelshörnern. Bands wie AC/DC hielten die Fahne jedoch hoch, bis sie im Grunge der 1990er eine neue Popularitätswelle erlebte.

So setzten Musiker wie Kim Thayil (Soundgarden) oder James Iha (Smashing Pumpkins) auf den rohen, direkten Sound der SG, der perfekt zu den rauen Gitarrenwänden der Ära passte. Auch Radioheads Thom Yorke wusste die Vorzüge der SG durchaus zu schätzen.
Die SG heute – von der Bühne bis ins Wohnzimmer

Heute gehört die SG ganz klar zu den Dauerbrennern im Gibson-Katalog. Es gibt sie in unzähligen Varianten: von der klassischen SG Standard über die SG Special bis hin zu Custom-Shop-Versionen. Auch Epiphone, Gibsons Tochtermarke, bietet preisgünstigere SG-Modelle an, die insbesondere Einsteigerinnen und Einsteiger am Instrument ansprechen.
Dass die Gibson SG auch heute auf zahlreiche bekennende Anhänger blicken kann, beweisen junge Talente wie Yungblud. Der britische Rockmusiker bekam letztes Jahr erst mit der Epiphone Yungblud SG Junior seine eigene Signature-Ausführung der ikonischen E-Gitarre auf den Leib geschneidert.
Die SG hat ihren Platz im modernen Musikleben also längst gesichert: Sie ist leicht, zugänglich und klanglich flexibel. Mit ihrem charakteristischen, aggressiven Look bleibt sie das Symbol für Rebellion und Rock’n’Roll.
Design und Technik – was die SG besonders macht
Was macht eine SG eigentlich aus? Die SG war eine radikale Abweichung vom typischen Design-Ethos im Hause Gibson. Hier sind die wichtigsten Merkmale und Unterschiede:
- Dünner Korpus: Der schlanke Mahagonikorpus ohne Ahorndecke sorgt für Leichtigkeit und schnelles Attack.
- Doppelter Cutaway: erleichtert in Kombination mit dem Hals-Korpusübergang am 20. Bund den Zugang zu den hohen Griffbrettlagen.
- Slim Taper-Hals: Das schlanke Design machte den Hals noch schneller spielbar. Ideal für Rock-Gitarristen, die spieltechnisch die Messlatte höher legen wollten.
- Humbucker-Pickups: liefern den klassischen warmen, fetten Gibson-Sound. Zwar kräftig und ideal für Rock und Metal, aber auch in anderen Genres problemlos anwendbar.
- Aggressives Design: mit den „Teufelshörnern“ einzigartig und sofort erkennbar.
Das aktuelle Sortiment im Überblick
Gibson SG Standard – der Klassiker
Die Gibson SG Standard ist quasi die ‚Brot-und-Butter‘-SG. Sie vertritt das Modell von der Ausstattung her betrachtet weitestgehend in seiner Ur-Form, wie es damals in den frühen Sechzigerjahren erhältlich war. Mit bewährter Tune-o-Matic/Stopbar-Kombination, zwei Gibson 490R und 490T Humbuckern und einem schlanken Slim Taper Neck vertritt die SG Standard so ziemlich alles, was Rock-Gitarristen an einer gepflegten SG zu schätzen wissen!

- Bewährte Mahagonikonstruktion
- Zwei Gibson 490R und 490T Humbucker
- Klassisches Wiring mit separaten Volume- und Tone-Reglern
- Traditionelles ‚Batwing‘-Pickguard der Late Sixties
- Trapez-Griffbretteinlagen
- Tune-o-Matic und Stopbar
Gibson SG Special – für Rock-Puristen
Die Gibson SG Special ist die abgespeckte Version der SG Standard, die vor allem Puristen gefallen dürfte. Statt Humbucker kommen hier zwei P-90 Pickups im Soapbar-Gehäuse für knallig-warme Sounds zum Einsatz. Die Tune-o-Matic ist durch eine kompensierte Wraparound Bridge ersetzt, ansonsten ist das Modell mit einfachen Dot-Inlays aufs Minimum reduziert.

- Zwei Gibson P-90 Pickups mit Soapbar-Gehäuse
- Kompensierte Wraparound-Bridge
- Vintage-Style-Mechaniken mit ovalen Flügeln
- Einfache Dot-Griffbretteinlagen
Gibson SG Modern – Doublecut für moderne Ansprüche
Ebenfalls als klassisches Rockbrett, jedoch etwas kultivierter, präsentiert sich die Gibson SG Modern. Die beiden Gibson Burstbucker Pro Humbucker lassen sich per Push/Pull-Funktion der Volume-Regler auch für luftig-klare Single-Coil-Sounds einsetzen. Das asymmetrische SlimTaper-Profil und ein ansteigender Compound-Griffbrettradius wendet sich an moderne Griffbrettakrobaten. Zusätzlich gibt es mit der zweiteiligen Riegelahorndecke auch etwas für’s Auge!

- Zweiteilige Riegelahorndecke
- Gibson Burstbucker Pro und Burstbucker Pro+ Humbucker
- Beide Humbucker separat per Push/Pull-Funktion der Volume-Regler splitbar
- Tune-o-Matic/Stopbar-Kombination
- Asymmetrisches SlimTaper-Halsprofil
- In edlen Finishes erhältlich
Gibson SG Supreme – das Top-of-the-Line-Modell
Das absolute Top-Modell des Gibson Line-Up hört auf den Namen SG Supreme. Der facettenreiche Elektrik-Aufbau mit Coil-Split-Optionen folgt dem Design der SG Modern, allerdings legt die SG Supreme optisch nochmals einen oben drauf: Transparente Finish-Optionen machen den Blick auf die intensive Riegelahornmaserung in AAA-Qualität frei, schicke Gold-Hardware und weitere optische Appointments veredeln zusätzlich das Deluxe-Instrument aus der Modern Collection.

- Zweiteilige Riegelahorndecke in AAA-Qualität
- ‚Split Block‘-Griffbretteinlagen
- Gibson Burstbucker Pro und Burstbucker Pro+ Humbucker
- Beide Humbucker separat per Push/Pull-Funktion der Volume-Regler splitbar
- Edle Gold-Hardware
- Aufwändige Einlegearbeiten in Griffbrett und Kopfplatte
- Transparente Finish-Optionen
Epiphone SG Standard – Entry-Level für SG-Fans
Natürlich bietet auch Epiphone interessante Ausführungen der SG, allen voran die Epiphone SG Standard. Was Spieler hier für’s Geld bekommen ist sagenhaft: Klassische Finish-Optionen, zwei kräftige ProBucker Humbucker und ein traditionelles SlimTaper-Profil mit amtlichem Shaping machen die SG Standard zur ersten Wahl für Einsteiger und Fortgeschrittene. Zusätzliches Highlight: Die LockTone-Hardware mit praktischer Locking-Funktion verbessert die Resonanzübertragung in den Korpus für noch mehr Sustain!

- 22-bündiges Laurelgriffbrett
- Amtliche Shapings und Dimensionen
- Zwei Epiphone ProBucker Humbucker in Hals- und Stegposition
- Traditionelles ‚Batwing‘-Pickguard der Late Sixties
- LockTone Tune-o-Matic und Stopbar
- Klassische Finish-Optionen
Fazit – die Gitarre mit den Teufelshörnern
Von den 1960ern bis heute hat die Gibson SG nicht nur alle Höhen und Tiefen der Rockmusik, sondern auch des Gibson-Konzerns der 1960er begleitet. Ob bei Clapton, Iommi, Angus Young oder Derek Trucks – sie steht für Virtuosität, Energie und kompromisslosen Sound.
Die SG ist mehr als nur eine Alternative zur Les Paul – sie ist eine eigene Rocklegende, die gekommen ist um zu bleiben. Ihr aggressives Design, ihr unverwechselbarer Ton und ihre Geschichte machen sie zur ewigen Ikone mit Teufelshörnern.