Electric Guitar Deep Dive: Die Ibanez RG

Ibanez RG

Ibanez RG – vom Shredder-Traum zur modernen Legende

Kaum eine E-Gitarre steht so deutlich für Geschwindigkeit, Präzision und moderne Spieltechnik wie die Ibanez RG. Seit ihrer Einführung in den späten 1980er-Jahren ist sie ein Synonym für den Begriff “Superstrat“ und hat ganze Generationen von Metal-Gitarristen geprägt. Bis heute erfreut sich das ikonische Modell unter virtuosen Metal-Spielern, Progressive-Artists und YouTube-Gitarrenhelden größtmöglicher Beliebtheit. In unserem heutigen Electric Guitar Deep Dive beleuchten wir die Geschichte der RG und werfen einen Blick auf die Shred-Legende.

Die 1980er – Der Ursprung im Zeitalter des Shreddings

Zu Ende der 1980er-Jahre befand sich die Gitarrenwelt im Wandel. Virtuosen wie Steve Vai, Joe Satriani oder Neoclassic-Shredder Yngwie Malmsteen definierten den E-Gitarrensound neu. Statt gefühlvollem Ausdruck stand nun die Devise Höher, Schneller, Weiter im Vordergrund: Technisch, schnell, präzise und mit enormem Tonumfang. Die klassischen Gitarrenmodell von Fender oder Gibson waren vielen für diese Zwecke zu traditionell. Eine neue Generation von Instrumenten musste her: sogenannte Superstrats – Gitarren, die das ergonomische Design der Stratocaster mit moderner Ausstattung kombinierten.

Bis in die späten Siebzigerjahre hinein war Ibanez als japanischer Hersteller bekannt, der den US-amerikanischen Markt mit Kopien der großen Hersteller flutete. Die Achtziger läuteten schließlich die ‚Post-Lawsuit‘-Ära bei Ibanez ein, die nicht nur eigene Designs, sondern auch weitaus bessere Fertigungsstandards hervorbrachte. Selbstverständlich wollte man im neuen Segment der aufkommenden Superstrats mitmischen.

Roadster oder Roadstar?

Die tatsächlichen Vorfahren der heutigen RG erblickten bereits 1979 das Licht der Welt. Die Ibanez Roadster (mit e geschrieben) war damals der erste Versuch im Hause Ibanez, ein eigenständiges Design mit klaren Anleihen der Stratocaster zu etablieren. Hierauf folgte 1980 die kurzlebige Blazer Serie, die schon drei Jahre später wieder vom Markt verschwand und 1983 durch die überarbeiteten Roadstar II Modelle ersetzt wurde.

Ibanez Roadster
Die Ibanez Roadster Serie des Jahres 1980. (Bild: Ibanez Wiki)

Die tatsächliche erste RG, wie wir sie heute kennen, erschien im Jahr 1987 mit der RG550 als Teil der Roadstar Deluxe Serie. Ihre Entwicklung ist eng mit der ebenfalls im selben Jahr vorgestellten JEM verbunden, die gemeinsam mit Griffbrettüberflieger Steve Vai entwickelt wurde. Die Modelle teilten sich ein gemeinsames Korpus-Design und die Hardware, allerdings war die RG etwas spartanischer ausgestattet: keine aufwändigen Inlays, kein Monkey Grip und keine teuren Marken-Pickups. Die RG550 wurde ein voller Erfolg und ihr modernes Design konnte schon bald das für kurze Zeit parallel angebotene ‚alte‘ RG-Design verdrängen.

Das Erfolgsrezept der Ibanez RG

  • „Wizard“-Halsprofil: Bis heute gelten die gertenschlanken Hälse als die schnellsten der Welt. Sie eignen sich perfekt für komplexe Läufe und virtuose Shred-Techniken.
  • Superstrat-Form: Der RG-Korpus ist nicht nur aggressiv sondern extrem ergonomisch. Die weiten Cutaways bieten uneingeschränkten Zugang zu den hohen Griffbrettlagen.
  • Ibanez All-Access Neck Joint: Die logische Weiterentwicklung des eher klobigen Fender Neck Heel sorgt für einen fließenden Hals-Korpusübergang.
  • Vielseitige Tonabnehmerbestückung: Egal, ob HSS, HSH oder Doppel-Humbucker: die RG bietet alle erdenklichen Kombinationen.
  • Edge Tremolo-System: Eine Weiterentwicklung des Floyd Rose Double-Locking-Systems, das hervorragende Stimmstabilität mit butterweicher Bedienung verbindet.

Kein Wunder also, dass die RG bis heute nahezu unverändert zu den modernsten und erfolgreichsten Gitarren-Designs zählt.

Die 1990er – Weiterentwicklung zur Ikone

Ibanez JEM auf dem Ibanez Katalog-Cover 1991.
Die Ibanez JEM ist untrennbar mit der Entwicklung der Ibanez RG verbunden (Katalog-Cover 1991 / Bild: Ibanez)

In den 1990ern festigte sich der Ruf der RG als Standard im Metal- und Hardrock-Bereich. Ibanez brachte unzählige Varianten heraus: RG570, RG770, RG7620 (die erste 7-Saiter) oder die preisgünstigeren RG470-Modelle. Die Neunzigerjahre brachten auch einige Weiterentwicklungen hervor, die das RG-Design zusätzlich optimierten. Hierzu zählen die Einführung des Lo-Pro Edge-Tremolos und neue Pickup-Kombinationen (z. B. DiMarzio oder IBZ V7/V8). Schließlich sahen die Nineties auch die Einführung der Prestige-Serie in Japan, die mit feinerer Verarbeitung, hochwertigeren Komponenten und makellose Verarbeitung brillierten.

Mit der zunehmenden Popularität des Progressive Metal (Dream Theater, Symphony X) und des aufkommenden Nu Metal (Korn, Limp Bizkit) blieb Ibanez an vorderster Front. Besonders die 7-Saiter RG7620 – später auch als Korn-Signature – markierte einen Wendepunkt.

2000er – Hochzeit des Nu-Metal

Der Nu-Metal explodierte schließlich in den frühen 2000ern, und kaum eine Band war ohne eine RG auf der Bühne zu sehen. Ibanez antwortete auf den Hype, indem man die angebotenen Serien diversifizierte und so für jede Zielgruppe das passende Modell bereitstellte:

  • Ibanez GIO – günstige Modelle für Einsteiger mit hauseigenen Komponenten
  • Ibanez Premium (Made in Indonesia) – Die ‚Workhorse‘-RGs mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.
  • Ibanez Prestige (Made in Japan) – High-End-Modelle für Profis von Fujigen Gakki mit erstklassigen Komponenten und optischen Appointments.

Da die Nu-Metal-Bands mehr Fokus auf treibende Rhythm-Riffs setzte und das klassische Gitarrensolo in den Hintergrund trat, bat Ibanez zusätzlich erste Fixed-Bridge-Ausführungen an. Die Hardtail-Versionen boten nicht nur bessere Resonanzeigenschaften, sondern waren auch stimmstabiler und somit pflegeleichter für Einsteiger.

Ibanez RG –Inbegriff des Modern Metal

Ein Ende der Beliebtheit, derer sich die RG bereits seit über drei Jahrzenten erfreut, ist definitiv nicht in Sicht. Zahlreiche Modern-Metal- und Djent-Bands setzen bis heute auf das ikonische Design und entwickeln es konsequent fort: Neben zahlreichen Versionen als 7-, 8- oder sogar 9-String sind auch Multiscale-Modelle keine Seltenheit mehr. Gitarristen wie Meshuggahs Fredrik Thordendal und Mårten Hagström, aber auch Shred-Wunder Li-sa-X oder Jen Majura halten die Fackel der RG konsequent aufrecht.

Ibanez RG – das aktuelle Sortiment im Überblick

Ibanez Gio GRG170DX

Kaum eine Gitarre hat mehr angehenden Shreddern den Weg in Richtung Metal geebnet: Die Ibanez GIO GRG170DX ist der absolute Dauerbrenner der GIO-Serie und ein Muss für jeden wohlsortierten Musikladen. Mit kraftvollen Ibanez Infinity R Humbuckern und zusätzlichen Infinity RS Single-Coil, GRG Wizard Neck und FAT-10 2-Punkt-Tremolo bekommt man hier das volle RGF-Programm zum unschlagbaren Preis!

Ibanez Gio GRG170DX-BKN Black Night
Ibanez Gio GRG170DX-BKN Black Night
  • Pappelkorpus
  • GRG-Ahornhals
  • Zwei Ibanez Infinity R Humbucker und Infinity RS Single-Coil
  • Ibanez FAT-10 Tremolo
  • In zahlreichen Farbausführungen erhältlich

Ibanez Standard RG421-MOL Mahogany Oil

Als erstes Modell außerhalb des GIO-Line-Up ist die Ibanez Standard RG421-MOL perfekt für fortgeschrittene Spieler und eignet sich zusätzlich perfekt als DIY-Plattform für eigene Mod-Kreationen. Die Ibanez Fixed Bridge garantiert einen direkten Klangübertrag in den Korpus und paart sich ideal mit den beiden Ibanez Quantum Humbuckern. Selbstverständlich bietet der schlanke Wizard-III-Neck die gewohnte Basis für virtuose Techniken. Das absolute Highlight ist jedoch der offenporig gehaltene Korpus im Mahogany Oil Look, der nicht nur optisch schick ist sondern auch ein geschmeidiges Feeling aufweist.

Ibanez Standard RG421-MOL Mahogany Oil
Ibanez Standard RG421-MOL Mahogany Oil
  • Merantikorpus mit offenporigem Mahogany Oil Finish
  • Wizard-III-Ahornhals
  • 24-bündiges Jatoba-Griffbrett
  • Zwei Ibanez Quantum Humbucker
  • Resonante Ibanez Hardtail Bridge

Ibanez Standard RGMS7-Multiscale

Ebenfalls aus der Standard-Serie, jedoch etwas experimentierfreudiger zeigt sich die Ibanez Standard RGMS7 Multiscale 7-String. Die siebensaitige E-Gitarre bietet eine zusätzliche tiefe H-Saite, die sich perfekt für düstere Riffs eignet. Dank anwachsender Multiscale-Mensur von den tiefen bis zu den hohen Saiten verfügt jede Saite über die ideale Spannung, um möglichst tight und präzise zu klingen. Komplettiert wird die RGMS-7 durch zwei Ibanez Array-7 Humbucker und Mono-Rail Einzelstege.

Ibanez Standard RGMS7-BK Multiscale 7-String Black
Ibanez Standard RGMS7-BK Multiscale 7-String Black
  • Mahagonikorpus
  • 25,5″ bis 27″ Multiscale-Mensur
  • Wizard-III-7-Hals aus Ahorn und Walnuss
  • Zwei Ibanez Array-7 MS Humbucker
  • Ibanez Mono-Rail Einzelstege
  • Black Gloss Finish

Ibanez Prestige RGR6BSP-IPT Iron Pewter

Das Prestige-Modell überzeugt mit tadelloser Verarbeitung und interessanten Zusatzoptionen. Selbstverständlich kommen im Rahmen der Prestige RGR6BSP begehrte Fishman Fluence Humbucker im abgefahrenen Blue-Design zum Einsatz, die über die Push/Pull-Funktion des Volume-Reglers facettenreiche Sounds erzeugen. Passend hierzu ist das Edge-Zero II Tremolo blau eloxiert und optisch stimmig durch ein elegantes Iron Pewter Finish ergänzt.

Ibanez Prestige RGR6BSP-IPT Iron Pewter
Ibanez Prestige RGR6BSP-IPT Iron Pewter
  • Prestige RG, Made in Japan
  • 5-streifiger Wizard-III-Hals aus Ahorn und Walnuss
  • Zwei Fishman Fluence Modern Humbucker mit schaltbaren Voicings
  • Ibanez Edge-Zero II Tremolo in blauer Ausführung
  • Gotoh MG-T Locking-Mechaniken
  • Iron Pewter Hochglanz-Finish

Ibanez j.custom RG202404JC

Die absolute Spitze bildet schließlich die Ibanez j.custom RG202404JC. Sämtliche Modelle des j.custom Line-Up vereinen die höchsten Standards der japanischen Gitarrenbaumeister und sind wahre Einzelstücke, die gleichermaßen Instrument und Kunstwerk sind. Die aufwändige Deckenkonstruktion aus Ahorn und Red Resin sitzt auf einem Korpus aus afrikanischem Mahagoni, der Hals ist fünfteilig aus Ahorn und Wenge gefertigt. Die Wahl der Tonabnehmer viel auf ein facettenreiches Setup aus dem Hause DiMarzio: Der Klassiker The Tone Zone in Bridge-Position, ergänzt durch einen True Velvet Single-Coil und einen Air Norton in Halsposition. Komplettiert wird die j.custom RG durch hochwertige Premium-Hardware im Gold-Look von Ibanez und Gotoh.

Ibanez j.custom RG202404JC
Ibanez j.custom RG202404JC
  • Korpus aus afrikanischem Mahagoni
  • Decke aus exotischem Ahorn und Red Resin
  • DiMarzio Air Norton Humbucker in Halsposition
  • DiMarzio True Velvet Single Coil in Mittelposition
  • DiMarzio The Tone Zone Humbucker in Stegposition
  • Ibanez Lo-Pro Edge Tremolo
  • Gotoh Mechaniken Gotoh Strap Lock Gurtknöpfe
  • Gold-Hardware
  • Inklusive Koffer und Zertifikat

Fazit – Die Evolution eines Klassikers

Die Geschichte der Ibanez RG ist die Geschichte einer Vision: eine Gitarre zu bauen, die dem Spieler keine Grenzen setzt. Von ihren Anfängen im Shred-Zeitalter über die 7-String-Revolution bis zu den modernen Multiscale-Designs hat sie immer den Puls der Zeit getroffen – und oft schon den nächsten Trend vorweggenommen.

Egal ob du dich für klassische Eighties-Riffs, moderne Djent-Rhythmen oder expressive Soli begeisterst – die RG bleibt das ultimative Werkzeug. Schnell, präzise, kompromisslos. Halt eine echte Legende, die uns noch viele Jahre begleiten wird!

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