Handelsstreit mit den USA – werden US E-Gitarren bald teurer?

Beitragsbild zu US-Zöllen auf Instrumente.

Zollwahnsinn in den USA – Alternativen zum Amihobel

Land of the free, home of the brave – Während die Freiheitsstatue ein kleines Tränchen verdrückt, wirft Herr Trump mutig mit irgendwelchen Prozentzahlen um sich. In absehbarer Zeit könnte der Handelsstreit mit den USA also den Preis von Instrumenten und Equipment aus dem Heimatland der E-Gitarre bald signifikant in die Höhe treiben. Statt den Kopf nun aber in den Sand zu stecken, schauen wir nach vorn und zeigen euch Alternativen aus aller Welt.

Zoll und Gegenzoll

Zunächst bleibt natürlich abzuwarten, inwiefern Trumps Zölle Bestand haben werden und inwiefern die EU Gegenmaßnahmen erheben wird. Die aktuell erhobenen Zölle seitens der US-Regierung betreffen bisher nur Artikel, die in die USA importiert werden. Je nachdem, wie die Antwort der europäischen Union ausfallen wird, könnten amerikanische Produkte für uns allerdings in der Tat bald ebenfalls merklich teurer zu haben sein. Insofern können Musiker auf beiden Seiten des großen Teichs also nur hoffen, dass sich hieraus kein großer und langwieriger internationaler Handelsstreit entwickelt.

„Made in USA“ oder „Assembled in USA“ – welche Produkte besonders betroffen sind

Gibson Badge einer Custom Les Paul E-Gitarre mit "Handcrafted in Nashville, TN".
Hand Crafted in Nashville, TN.: Werden handgefertigte US-Gitarren bald unbezahlbar? (Bild: musicstore.de)

Obwohl der Begriff „Made in USA“ laut Federal Trade Commission (FTC) die Fertigung nahezu aller Teile in den Vereinigten Staaten vorsieht, darf ein geringer Teil der notwendigen Komponenten durchaus auch andernorts gefertigt sein. Wenn ein US-Hersteller also zum Beispiel die Stimmmechaniken einer E-Gitarre importiert, muss der US-Hersteller natürlich Zoll auf diesen Import bezahlen, wodurch der Herstellungsprozess auch für US-amerikanische Kunden minimal teurer wird.

Besonders betroffen von den Zöllen dürften allerdings Produkte für den europäischen Markt mit der Kennzeichnung „Assembled in USA“ sein: hier können nahezu alle Teile aus dem Ausland stammen, lediglich die „wesentliche Endmontage“ findet in den USA statt. Da demnächst sowohl der Import der Einzelkomponenten als auch die Ausfuhr des fertigen Produkts aus den USA separat verzollt werden könnte, ist hier im schlimmsten Fall mit besonders großen Preissteigerungen zu rechnen.

Amerikanische Hersteller mit variablen Produktionsstätten

Doch was gibt es eigentlich für Alternativen zum geliebten US-Hobel? Wer trotz Handelsstreit auf den Markennamen nicht verzichten möchte, kann auf Produkte von amerikanischen Herstellern zurückgreifen, die außerhalb der USA gefertigt werden.

Fender baut Gitarren z. B. in Mexiko und Indonesien. Auch bei PRS gibt es mit der SE-Serie günstigere Instrumente aus Fernost. Zudem können auch Squier oder Epiphone als Tochterfirmen von Fender und Gibson ebenfalls mit qualitativ hochwertigen Instrumenten, amtlichen Designs und originalen Produktbezeichnungen punkten.

Fans klassischer Designs aus dem Hause Music Man werden hingegen mit der Marke Sterling by Music Man bestens beraten sein. Ähnliches gilt für Gretsch, Charvel, Jackson und Andere. Es gibt also immer noch eine riesige Auswahl an Instrumenten der klassischen US-Marken, die höchstwahrscheinlich nicht von Zöllen betroffen sein werden.

Produktbild zur Fender Player II Stratocaster HSS MN in Aquatone Blue.
Alternative aus Mexiko: Die Fender Player II Stratocaster HSS MN in Aquatone Blue. (Bild: Fender)

Made in Germany – Instrumente aus direkter Nachbarschaft

Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt doch so nah! Hersteller wie Duesenberg, Real Guitars, Fame, Nik Huber, K Bass & Guitars, Gamble Guitars und etliche mehr bieten grandiose Instrumente, die es definitiv mit den US-Gitarren aufnehmen können. Zudem gibt es in Deutschland einige der besten Pickup-Wickler der Welt: Amber Pickups, Kloppmann, Delano, Duesenberg und viele mehr sorgen für erstklassige Klangübertragung. Im Hardwarebereich bietet z.B. ABM hervorragende Qualität, die man hört und fühlt. Und wenn euch der Ami-Amp zu teuer wird, könnt ihr ja auch noch jede Menge Kemper-Profile laden.

Kanada, Europa, Fernost – Hersteller aus aller Welt

Aber auch ein noch etwas weiterer Blick über den Tellerrand hinaus lohnt sich definitv, denn nicht nur die Amis bauen gute Gitarren! Kanada hat ein paar echte Juwelen im Angebot, wenn es um E-Gitarren und Bässe geht. Allen voran Godin Guitars mit ihren Untermarken Art & Lutherie und Seagull. Diese Instrumente bieten höchste Qualitätsstandards und klingen extrem gut. Trotzdem sind sie preislich oft weit unter dem, was ein vergleichbares amerikanisches Instrument kostet. Auch Manufakturen wie F-Bass zählen zu den besten Herstellern der Welt, was Instrumente vom Vintage-Bereich bis zum ultramodernen Edelbass anbelangt. Wer über die Anschaffung eines Custom Shop Instruments nachdenkt sollte also auch mal bei F-Bass stöbern!

Produktbild des F-Bass AC-Classic 4-String E-Bass.
Kanadische Instrumentenbaukunst: Der F-Bass AC-Classic 4-String Fretless E-Bass. (Bild: fbass.com)

Ansonsten gibt es natürlich auch in direkter Nachbarschaft besonders attraktive Alternativen. In Polen baut Mayones feinste Gitarren vor Allem für härtere Musik, während die tschechischen Spector Bässe aus der handgefertigten Euro Series zu überzeugen wissen. Ebenfalls Instrumente für moderne Metal-Genres stellt die Firma Ormsby aus Australien her. In Japan, Indonesien und China werden hingegen tolle Instrumente von Marktgrößen wie Ibanez und Yamaha gebaut. Diese Liste ließe sich wahrscheinlich endlos fortführen!

Fazit:

Amerikanische Gitarren sind ohne Frage ikonische Instrumente, die neben dem unverkennbaren Sound auch den Traum von der großen Bühne liefern. Sie haben zu Recht einen hervorragenden Ruf und sind auf zahllosen Hits zu hören. Wer allerdings nicht unbedingt Fender, PRS oder Gibson auf dem Headstock stehen haben möchte findet aber auch abseits dieser Klassiker hervorragende Instrumente, mit grandiosem Sound und großartigem Spielgefühl.

Natürlich wird es auch weiterhin die Markenpuristen geben, die auf ihre Fender oder Gibson trotz Handelsstreits mit den USA nicht verzichten können. Für alle anderen liefert Trumps Zollprogramm die Chance, den Horizont zu erweitern und auch mal abseits der großen Marken ein tolles Instrument zu finden!

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