Electric Guitar DIY Teil 1: E-Gitarrenschaltungen verstehen

Bild eines E-Fachs einer E-Gitarre.

DIY Teil 1: E-Gitarrenschaltungen

Es ist kurz vorm Gig, der Soundcheck steht an. Du steckst deine E-Gitarre ein, drehst den Volume-Regler auf – und nichts passiert. Du tauschst also das Instrumentenkabel aus, rüttelst alle Verbindungen auf dem Pedalboard durch und checkst jeden Mute-Schalter zweimal, doch es kommt noch immer nichts aus dem Verstärker. Also bleibt nur eine Lösung: Du nimmst all deinen Mut zusammen, löst die Schrauben deines E-Fachdeckels und stürzt dich in den scheinbar undurchdringlichen Kabeldschungel, der sich dahinter verbirgt …

Von solchen und ähnlichen Horrorgeschichten hat nicht nur unser Autor, sondern eigentlich jeder Gitarrist mindestens zwei bis drei Stück auf Lager. Gerade auf angehende Gitarristen kann das Kabelgewirr im E-Fach derart erschlagend wirken, dass der Gang zur Profi-Werkstatt unausweichlich erscheint, sobald die Gitarre keinen Mucks mehr von sich gibt.

Wiring-Analyse – Schluss mit Kabelsalat

Wer allerdings ein wenig Kenntnis von E-Gitarrenschaltungen und einen Lötkolben zu Hause hat, kann solche Fehler schnell selber identifizieren und korrigieren. Auch der Umbau und Austausch einzelner Komponenten wie Potis, Buchsen oder Tonabnehmer wird dann zum Kinderspiel und erspart viel Zeit und Werkstattkosten. Glücklicherweise muss man für die meisten gängigen E-Gitarrenschaltungen keineswegs ein ausgebildeter Elektrotechniker sein, um die Funktionsweise nachvollziehen zu können. Daher schauen wir uns unser E-Fach einmal genauer an, indem wir ganz simpel anfangen und das Wiring Schritt für Schritt erweitern!

 

Schritt 1: Tonabnehmer

Zunächst einmal gilt: Jede einzelne Komponente, die sich im E-Fach der E-Gitarre befindet, ist immer zwischen dem Spitzenkontakt (engl. Tip) und dem Schaftkontakt (engl. Sleeve) des Klinkensteckers angeordnet. In vielen Verdrahtungsplänen ist hier auch von Signal und Masse (Hot und Ground) oder + und – die Rede.

Die simpelste Form einer E-Gitarrenschaltung wäre also eine Direktverbindung der beiden Steckerkontakte mit den beiden Spulenenden eines Tonabnehmers:

E-Gitarrenschaltung mit einem Tonabnehmer.

Da die Kontakte der Klinkenbuchse ohne Umwege mit der Spule des Tonabnehmers verbunden sind, ist der Tonabnehmer in dieser Konfiguration immer angeschaltet. Es gibt bisher also (noch) keinerlei Möglichkeit zur Steuerung der Lautstärke, deshalb fügen wir im nächsten Schritt einen Volume-Regler ein.

Schritt 2: Lautstärkeregelung

Um den Tonabnehmer abzuschalten, müssen wir das Signal vom Spitzenkontakt des Steckers zum Schaftkontakt leiten, bevor es die Tonabnehmerspule erreicht. Der Volume-Regler agiert im Endeffekt wie eine Blende, die das eingehende Signal stufenlos aufteilt. Ein Teil des Signals geht an den Tonabnehmer, der andere direkt an den Schaftkontakt des Steckers. Je mehr Signal direkt zur Masse geführt wird, desto leiser wird logischerweise auch das Signal, das am Verstärker ankommt.

Verdrahtung mit Volume-Regler und Tonabnehmer.

Wie ist ein Poti aufgebaut?

Anschauungsbeispiel eines Potentiometers
Ein lineares Potentiometer in abgebildeter Schleiferstellung teilt den Widerstand der Schleifbahn in 60% (rot) und 40% (blau) auf.

Das Potentiometer, oder kurz Poti, ist ein wichtiges Bauteil, das uns stufenlose Einstellungen am Instrument ermöglicht. Je nachdem, wie es verdrahtet ist, kann es beispielsweise als Lautstärkeregler, als Höhenblende oder als steuerbares Frequenzband einer Klangregelung genutzt werden. Im Grunde besteht das Poti aus einer Schleifbahn und einem Schleifer, der sich beim Drehen des Potis auf dieser Bahn bewegt. Sowohl der Schleifer als auch die beiden Enden der Schleifbahn besitzen Lötkontakte. Hier können wir also von anderen Bauteilen kommende Kabel anlöten. Je nach Schalterstellung und Kennlinie des Potentiometers wird das eingehende Schleifersignal (mittlerer Lötkontakt) auf die beiden äußeren Kontakte aufgeteilt. Je größer die Distanz zwischen Schleiferposition und Kontakt, desto größer ist der Widerstand zwischen den beiden Kontakten.

Schritt 3: Tone-Regler

Der Tone-Regler ist ein netter Zusatz in jeder Schaltung, da er gerade bei sehr höhenlastig klingenden Pickups für einen Treble Roll-Off sorgen kann. Fachleute sprechen hier von einem Tiefpassfilter, denn der Tone-Regler beschneidet nur die Höhen und lässt tiefe Frequenzen passieren.

E-Gitarrenschaltung mit Volume- und Tone-Regler.

Da sich der Effekt durch die Kombination aus einem ohmschen Widerstand (engl. Resistor) und einem Kondensator (engl. Capacitor) ergibt, ist der Tone-Regler ein sogenanntes RC-Glied. Tone-Potis lassen sich daher auch von Laien sehr gut im E-Fach erkennen, in der Regel ist nämlich entweder am Poti-Gehäuse selbst oder in unmittelbarer Nähe ein Kondensator angelötet. Im Gegensatz zum Volume-Regler ist der Tone-Regler parallel ins Wiring eingegliedert und somit nicht im direkten Signalweg zwischen Steckerkontakt und Tonabnehmer.

Hinweis: Um die folgenden Schritte möglichst übersichtlich zu halten, lassen wir die Tone-Regler in den nächsten Beispielverdrahtungen weg.

Schritt 4: Tonabnehmerwahlschalter

Wenn unsere E-Gitarre mehr als einen Tonabnehmer hat, können wir einen Schalter ins Wiring einfügen. Dieser erlaubt uns, die Tonabnehmer separat oder gemeinsam anzusteuern, um verschiedene Klangoptionen nutzbar zu machen.

Die Art und Weise, wie wir den Schalter einfügen, hängt davon ab, ob unser Wiring mit einem gemeinsamen Lautstärkeregler für alle Tonabnehmer („Master Volume“) oder separaten Lautstärkereglern für jeden Tonabnehmer ausgestattet sein soll. Während Gitarrenmodelle wie die Fender Stratocaster meist einen Master Volume hat, verfügt die Gibson Les Paul über separate Lautstärkeregler pro Tonabnehmer.

Schaltung mit Master Volume:

E-Gitarrenschaltung mit Master Volume.

Hier durchläuft das Signal von der Spitze des Steckers aus erst den gemeinsamen Lautstärkeregler, im Nachhinein wählt der Schalter den aktiven Tonabnehmer aus.

 

Schaltung mit separaten Volume-Reglern:

E-Gitarrenschaltung mit separaten Volume-Reglern.

Hier ist die Reihenfolge umgekehrt: Der Schalter kommt zuerst und bestimmt, welcher Volume-Regler und Tonabnehmer aktiv ist.

Weitere Tipps & Infos zu E-Gitarrenschaltungen

 

  • Achte auf Masseverbindungen! – Alle Bauteile inklusive Steg, Federkralle Poti-und Schaltergehäuse usw. sollten eine Verbindung mit der Masse haben, um Nebengeräusche wie Massebrummen zu vermeiden.
  • Abschirmung prüfen – Falls du trotz geprüfter Masseverbindungen mit Einstreuungen zu kämpfen hast, schirme das E-Fach oder das Schlagbrett mit Kupfer- oder Aluminiumfolie ab.
  • Saubere Kabelführung – Eine sorgfältige Kabelführung vermeidet nicht nur das Fehlerpotenzial, sondern hält deine Schaltung auch stets übersichtlich.
  • Sauber Löten – Löten an sich ist nicht schwer, saubere Lötkontakte erfordern anfangs jedoch ein wenig Übung. Ein guter Tipp ist, am Anfang nicht zu viel Lötzinn zu nutzen.
  • Temperatur des Lötkolbens – Wenn du eine Lötstation benutzt, achte darauf, dass du die Leistung nicht zu hoch einstellst, da ein zu heißer Lötkolben Bauteile und Platinen beschädigen kann.
  • Checke deinen Schaltplan im Voraus – Wenn du eigene Wiring-Ideen umsetzen willst, stelle im Vorfeld sicher, dass alle ausgewählten Komponenten zusammen passen und für deine gewünschte Schaltung geeignet sind.
  • Schau dir den Farb-Code deines Tonabnehmers an – Jeder Tonabnehmerhersteller nutzt ein eigenes Farbsystem, mit dem du die einzelnen Adern deines Tonabnehmers identifizieren kannst.

 

Damit hast du jetzt alle Basics üblicher Gitarrenschaltungen abgedeckt und kannst dich bei ausbleibendem Signal auf Fehlersuche begeben. Im nächsten Teil schauen wir uns an, wie man Tonabnehmer ein- und ausbaut und welche coolen Mods man mit geringem Aufwand ganz leicht selber umsetzen kann!

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