Nachdem wir uns in den ersten zwei Teilen unserer ‚Electric Guitar DIY‘-Serie durch die graue Theorie gekämpft haben, geht es nun ans Eingemachte: Wir fangen an, erste Wiring-Mods für E-Gitarre umzusetzen! Zum Start schauen wir uns die drei einfachsten und beliebtesten Modifikationen an, mit denen du die klanglichen Möglichkeiten deiner E-Gitarre um ein paar abgefahrene Sounds erweitern kannst. Wie es geht und was du dazu brauchst, erfährst du hier!
Das benötigst du zum Umbau:
- Lötkolben – im Idealfall eine Lötstation mit einstellbarer Temperatur/Leistung
- Lötzinn – am besten mit integriertem Flussmittel
- Multimeter – nützlich, um Schaltzustände und Lötkontakte zu überprüfen (Durchgangsprüfung)
- Werkzeug – zur Montage von Komponenten wie Potis, Tonabnehmer, Schalter, usw.
- Optional: Abisolierzange –zum Freilegen von Kabeladern
Ansonsten brauchst du natürlich eine sichere Unterlage (z. B. Schreibtisch, Werkbank) mit ausreichender Beleuchtung, auf der du gut arbeiten kannst.
Mod #1: 50s Wiring
Eine besonders beliebte und einfache Modifikation ist das sogenannte ’50s Wiring. Im Gegensatz zu modernen Wiring-Varianten verändert das ’50s Wiring die Art und Weise, wie die Volume- und Tone-Regler im Zusammenspiel interagieren.
Das ’50s Wiring zeichnet sich klanglich dadurch aus, dass beim Herunterdrehen des Volume-Reglers weniger Höhen verloren gehen und der Sound dadurch auch auf geringeren Volume-Settings knackiger und definierter bleibt. Das kann vor allem dann vorteilhaft sein, wenn du den Breakup-Point deines Verstärkers über den Volume-Regler steuerst und das Klangbild möglichst unverändert beibehalten willst.
Zusätzlich nimmt das ’50s Wiring Einfluss auf das Verhalten des Tone-Reglers, zumindest, wenn der Volume nicht voll aufgedreht ist: beim Abdrehen des Tone-Reglers bleiben die Höhen zunächst erhalten, stattdessen verliert der Sound aber an Mitten. Erst auf dem letzten Stück des Reglerwegs werden schließlich auch die Höhen bedämpft.
Modern Wiring:
’50s Wiring:
Da das Wiring ganz einfach mit den bereits im E-Fach vorhandenen Komponenten umsetzbar ist, kannst du ganz leicht selber rausfinden, welches Wiring dir klanglich besser gefällt. Der Unterschied liegt hierbei einfach an der Anordnung des Tone-Kondensators zwischen Volume- und Tone-Regler.
Mod #2: Coil-Split
Du benötigst:

- Einen Schalter – z. B. Potentiometer mit Push/Pull- oder Push/Push-Funktion
- Einen Humbucker mit mindestens drei Anschlusskabeln
Die wohl mit Abstand praktischste Modifikation ist der sogenannte Coil-Split. Der Coil-Split erlaubt es dir, mit Humbucker-Pickups bestückten E-Gitarren auch luftig klare Single-Coils-Sounds zu entlocken. Um einen Coil-Split zu schalten, müssen wir einen Schalter im Signalweg zwischen den beiden Spulen des Humbuckers anordnen. Viele Humbucker besitzen bereits ab Werk ein drittes Anschlusskabel (auch Tap Wire genannt) oder sogar insgesamt vier Anschlusskabel (zwei pro Spule), mit denen man beide Spulen für Seriell-/Parallel-Wirings separat ansteuern kann.
Im unteren Beispiel siehst du, wie man ein Coil-Split über die sechs Anschlusskontakte eines Push/Pull-Potentiometers verdrahten kann. Ein zweiter Humbucker kann auf die gleiche Art und Weise auf der oberen Schaltebene verdrahtet werden, damit du zwei Humbucker gleichzeitig in den Coil-Split-Modus schalten kannst.
Im Normalzustand ist der mittlere Kontakt mit dem linken Kontakt verbunden. Da der linke Kontakt nirgendwo hin führt, bildet das Tap Wire in diesem Fall eine Sackgasse, der einzige Weg für den Strom führt also durch die zweite Humbucker-Spule. Sobald man aber am Poti zieht, sind der mittlere Kontakt und der rechte Kontakt verbunden. Das Signal wird dann bereits nach der ersten Spule an die Masse abgeführt, da die Direktverbindung zur Masse über den Schalter weitaus weniger Widerstand als durch die zweite Humbucker-Spule aufweist.
Mod #3: Kill Switch
Ebenfalls einfach umsetzbar ist ein sogenannter Kill Switch. Dieser kann entweder als An/Aus-Schalter agieren oder einen abgefahrenen Stutter-Effekt erzeugen, wenn wir stattdessen einen Taster nutzen.
Einen Kill Switch können wir entweder mit einem einfachen Unterbrecher (SPST) oder einem Wechselschalter (SPDT) umsetzen. Wichtig ist jedoch, dass wir den Schaltkreis nicht einfach unterbrechen, sondern das Signal immer entweder an die Tonabnehmer oder an die Masse geleitet wird – sonst bekommen wir ein unschönes Massebrummen statt Stille zu hören!
Kill Switch mit SPST-Schalter
Kill Switch mit SPDT-Schalter
Es gibt natürlich noch einige weitere Möglichkeiten, einen Kill Switch ins Wiring einzufügen. Wichtig ist, dass er das Signal bei Betätigung des Schalters an die Masse führt, bevor es die Tonabnehmerspulen passiert.
Fazit
Damit weißt du nicht nur, wie man die drei beliebtesten Wiring-Mods umsetzt, sondern hast nun auch ein gutes Verständnis darüber, wie deine E-Gitarre unter der Haube funktioniert. Mit ein wenig Kreativität und Tüftelei kannst du mit Sicherheit noch weitere coole Modifikationen finden, mit denen du dein Instrument auf deine eigenen Vorlieben anpassen und personalisieren kannst!
Electric Guitar DIY: