Luftfeuchtigkeit – So schützt du deine Gitarre richtig!

Bild eines gerissenen Gitarrenstegs aufgrund zu niedriger Luftfeuchtigkeit.

Jeder Gitarrist weiß: Akustische Gitarren sind nicht nur Musikinstrumente, sondern auch filigrane Kunstwerke aus Holz. Und genau wie Holz in der Natur reagiert auch das Tonholz einer Gitarre empfindlich auf bestimmte Umwelteinflüsse wie die Luftfeuchtigkeit. Warum sie für uns Gitarristen besonders wichtig ist und worauf Du achten musst, um dein Instrument langfristig vor Schäden zu bewahren, wollen wir uns im Folgenden gemeinsam anschauen!

Luftfeuchtigkeit – der Instrumentenkiller Nummer 1

Die Luftfeuchtigkeit der Umgebung sollte stets gut im Auge behalten werden. Denn was viele Musiker unterschätzen: Zu trockene oder zu feuchte Raumluft kann dauerhafte Schäden anrichten! Gerade im Winter, bei laufender Heizung oder im Sommer bei Klimaanlagenbetrieb, steigt oder sinkt die Luftfeuchtigkeit oft weit über oder unter den Idealwert von etwa 45 bis 55% – mit teils gravierenden Folgen für akustische Instrumente.

Folgen von zu trockener oder zu feuchter Luft für akustische Gitarren

Holz „arbeitet“, wie der Schreiner bekanntlich gerne sagt – es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Dieser natürliche Vorgang kann bei extremen Werten jedoch schnell zum Problem werden.
Bild einer gewölbten Gitarrendecke aufgrund zu niedriger Luftfeuchtigkeit.
Eine nach innen gewölbte Decke ist ein deutlicher Indikator für zu niedrige Luftfeuchtigkeit.

Eine zu trockene Raumluft ist häufig in den kalten Wintermonaten ein großes Problem, denn gut beheizte Räume weisen oft eine geringere Luftfeuchtigkeit auf. Neben den oben genannten Merkmalen lässt sich zu trockenes Tonholz bei offenporigen Finishes oder auf unlackierten Griffbrettern oft erfühlen, da das Holz rau und spröde wird. Besonders unangenehm wird es, wenn sich das Griffbrett stärker zusammenzieht als die aus Metall gefertigten Bünde. Die Bundenden stehen am Griffbrettrand über, sodass der nächste Lagenwechsel im schlimmsten Fall zur ‚einschneidenden Erfahrung‘ für die Greifhand wird.

Merkmale einer zu trocken gelagerten Gitarre (< 40 %):

  • Niederwölbung der Decke, Risse in Decke oder Boden
  • Verzogener Hals oder gewölbtes Griffbrett
  • Hervorstehende Bundenden an den Griffbrettkanten
  • Klangverschlechterung und Intonationsprobleme
  • Gelöste Leimverbindungen
Bild einer gerissenen Gitarrendecke.
Im schlimmsten Fall entstehen Risse entlang der Deckenmaserung.

Wird die Gitarre hingegen dauerhaft zu feucht gelagert, kann das Instrument ebenfalls gravierende Schäden davontragen. Während sich das Holz bei Trockenheit zusammenzieht, sorgt eine zu hohe Luftfeuchtigkeit für das genaue Gegenteil: das Holz quillt auf und dehnt sich aus. Die durch den Zargenkranz begrenzte Decke wölbt sich in diesem Fall nach oben, was im Extremfall zur Ablösung der Deckenbeleistung und des Stegs führen kann. Auch Deckenrisse und Ablösungen anderer Leimfugen, beispielsweise am Halsfuß können hierdurch entstehen und das Instrument unspielbar machen.

Merkmaler einer zu feucht gelagerten Gitarre (> 60 %)

  • Hochwölbung der Decke, Risse in Decke oder Boden
  • Verzogener Hals oder gewölbtes Griffbrett
  • Aufquellen des Holzes
  • Klangverschlechterung und Intonationsprobleme
  • Gelöste Leimverbindungen
Kurz: Wer seine Gitarre dauerhaft zu trocken oder zu feucht lagert, riskiert nicht nur optische Schäden, sondern auch massive Einbußen bei Klang und Spielkomfort.

So schützt du deine Gitarre effektiv vor Trockenheit

Was kann man tun, um seinen Liebling vor solchen Horrorszenarien zu bewahren? Glücklicherweise gibt es ein paar einfache und kostengünstige Maßnahmen, die ihr ergreifen könnt, um euer Instrument langfristig zuverlässig zu schützen:

1. Raumluft befeuchten

Ein Luftbefeuchter im Proberaum oder Wohnzimmer hilft, die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 45–55 % zu halten – der optimale Bereich für akustische Instrumente. Hier ist ein 2-Wege-System nach dem ‚Set-and-forget‘-Prinzip besonders empfehlenswert, das der Raumluft sowohl Feuchtigkeit hinzufügen als auch entziehen kann. Somit bleibt ihr automatisch immer im Idealbereich.

2. Gitarrenbefeuchter nutzen

Neben den allgemeinen Raumluftbefeuchtern gibt es auch spezielle Gitarren-Humidifier. Diese können beispielsweise in das Schallloch eingehängt oder mit in den Instrumentenkoffer gelegt werden. Genau wie Raumluftbefeuchter können sie gezielt Feuchtigkeit aufgeben oder abnehmen, wodurch sie ideal für die punktuelle Befeuchtung in der Instrumentenumgebung sind.

3. Gitarren im Koffer aufbewahren

Ein robuster Gitarrenkoffer schützt nicht nur vor Stößen, sondern auch vor schwankender Luftfeuchtigkeit. Gute Koffer versiegeln den Koffer hermetisch, sodass äußere Einflüsse wie z. B. trockene Heizungsluft im Winter sich nicht im Innenklima des Koffers bemerkbar machen. Offene Ständer sind für trockene Wintermonate daher eher ungeeignet.

4. Hygrometer verwenden

Ein sogenanntes Hygrometer ist ein Luftfeuchtigkeitsmesser. Wer stets eines im Koffer oder im Musikzimmer hat, sieht zuverlässig, wann Maßnahmen nötig sind – so bleibt ihr auf der sicheren Seite!

Fazit: Luftfeuchtigkeit ist Gitarrenpflege

Die Pflege eurer Gitarre beginnt nicht erst beim Saitenwechsel – sondern bei der Umgebung, in der sie lebt. Mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit sorgt ihr dafür, dass euer Instrument auch in vielen Jahren noch brillant klingt, perfekt spielbar bleibt und optisch überzeugt.
Schützt euer Instrument – es wird es euch mit langem Leben und tollem Klang danken!