5-Watt-Verstärker: Unsere Top 10
In der heutigen Welt ist nicht mehr viel Platz für super-laute tonnenschwere 100-Watt-Boliden, mit denen man ganze Stadtteile beschallen kann. Die Konzert-Veranstalter jagen dich vom Hof, die Nachbarn holen die Polizei und im Studio ist ein großer Amp eigentlich auch nicht sehr hilfreich. Wer in gemäßigter Lautstärke mit echten Röhren-Sounds arbeiten will, keine Lust auf Impuls-Antworten und dergleichen hat, oder einfach Zuhause stressfrei klassische Amp-Klänge genießen will, landet früher oder später bei einem 5-Watt-Verstärker.
Die Geschichte solcher Amps reicht weit zurück bis in die 1940er-Jahre, es wurden Meilensteine der Rockgeschichte mit ihnen geschaffen und das aktuelle Angebot ist überraschend groß. Unsere Übersicht mit 10 Vertretern dieser Spezies stellt von daher nur einen Ausschnitt dar. Auch die Preisspanne ist riesig und bewegt sich hier so etwa zwischen € 260 und € 3300.
1. Fender ’57 Custom Champ

Es geht los mit der Mutter aller kleinen Tube-Amps … dem Fender Champ. Clapton hat „Layla“ damit aufgenommen, Billy Gibbons liebt ihn auch … die Liste ist endlos. Er erschien 1948 als Champion 800 auf der Bildfläche und durchlief alle Epochen der Fender-Historie – zunächst als Tweed-Amp, ab 1964 in der Blackface-Ausführung, dann ab 1968 als Silverface-Amp (auch mal mit Tremolo, was Fender fälschlich gerne als Vibrato bezeichnet). Heute gibt es im aktuellen Programm zwei recht unterschiedliche Modelle.
Der Fender ’57 Custom Champ ist die exakte – von Hand Point-to-point verdrahtete – Replik eines 50er-Jahre Tweed Champs mit gerade mal einem (!) Regler für Volume, Gehäuse aus massivem Kiefernholz, Weber 8“-Speaker, 1x 6V6 Endstufe und schönem old-school Stoff-Cover. Ein puristisch-genialer 5-Watt-Verstärker, der im Studio „große“ Sounds liefert. Der Preis für diesen „handmade in the U.S.A.“-Knirps ist natürlich nicht von Pappe: Der Ladenpreis liegt bei etwa € 1440.
2. Fender 68 Custom Vibro Champ Reverb

Der Fender 68 Custom Vibro Champ Reverb zitiert seine Vorfahren aus den Spät-60ern ohne historische Strenge im Detail. Er punktet mit einem 10“-Speaker, einem digitalen Hall sowie einem Tremolo und liefert typische Fender-Sounds à la Deluxe Reverb in verträglicher Lautstärke und moderatem Gewicht. Ein super Amp für Zuhause oder die kleine Club-Bühne.
Preislich ordnet sich der 68er bei ca. € 780 ein.
3. Tone King Gremlin

Der Tone King Gremlin sieht mit seinem Fifties-Design und dem zweifarbigen Tolex-Bezug aus, wie ein HiFi-Möbel aus der guten alten Zeit. Er hat’s aber technisch faustdick hinter den Ohren und bietet Features wie den Ironman II Powersoak für noch weniger Lautstärke bei Vollgas, KT66 Endstufenröhre und zwei Kanäle für entweder Blackface-orientierte Clean-Sounds oder Tweed-mäßige Overdrive Klänge. Preis ca. € 1600 … ein wahres Schmuckstück! Auch als Topteil erhältlich.
4. Blackstar HT-5R MKIII

Eher aus der britischen Klangwelt stammt der Blackstar HT-5R MKIII – ein Vollröhren-Combo mit etlichen modernen Features: 12“-Speaker, zwei Kanäle, umfangreiche Klangregelung, Reverb, Line In/Out, Kopfhöreranschluss, USB-Buchse, XLR-Out, Leistungsreduzierung auf 0,5 Watt … ein voll ausgestatteter Alleskönner. Für ca. € 620 wechselt er den Besitzer. Auch als Topteil erhältlich.
5. Marshall DSL5CR

Ganz und gar britisch sind die Gene der beiden nächsten 5-Watt-Verstärker … Einen wirklich günstigen Einstieg in die Welt des klassischen Brit-Rock-Sounds bietet der Marshall DSL5CR. Als echter Vollröhren-Combo mit einer ECC99 Doppeltriode in der Endstufe bietet er einen Classic-Gain-, und einen Ultra-Gain-Kanal mit gemeinsamer Klangregelung, Hall, serieller FX-Einschleifweg, Emulated Output, Line In, und ein Fußschalter ist auch schon dabei. Günstiger kann man sich echte britische Röhren-Rocksounds nicht beschaffen. Mit ca. € 360 ist man dabei.
6. Orange Rocker 15

Der Hersteller des nächsten Probanden konnte einmal einen riesigen Posten orangen Tolex aus einem Firmenkonkurs ergattern – der Rest ist Geschichte. Und auch der Orange Rocker 15 hat natürlich diese namensgebende Farbe, ist aber ebenfalls in Schwarz erhältlich. Der 15-Watter darf hier mit aufs Parkett, denn seine Leistung lässt sich auf 7 Watt, 1 Watt oder gar 0,5 Watt reduzieren. Das macht ihn besonders vielseitig einsetzbar. Von Schlafzimmer bis Club-Bühne kann er überall seinen typisch rotzigen Crunch-Sound abliefern. Immer wieder klasse: die Orange-eigene Symbol-Beschriftung der Regler 🙂 Dieser englische Rabauke kostet im Laden etwa € 860.
7. Bugera V5 Infinium

Wer wirklich nur ein kleines Budget hat, der findet vielleicht im Bugera V5 Infinium die beste Lösung. Der 5-Watt-Zwerg mit EL-84 Endstufe und 8“-Speaker von Turbosound sieht richtig gut aus. Außerdem bietet er Hall und einen Kopfhöreranschluss und dreistufige Leistungsreduzierung. Nicht übel, bei einem Preis von gerade mal ca. € 260!
8. Laney Lionheart L5T-112

Ein stattlich großer Verstärker, den man wohl eher für einen 30-Watter halten würde, ist der Laney Lionheart L5T-112 Combo. Eine EL-84-Endstufenröhre befeuert den 12“-Celestion-Speaker. Es gibt zwei Kanäle, Bright-Schalter, 3-Weg-Klangregelung, Federhall, Fußschalter und Schutzhülle. Eine Besonderheit an diesem 19-kg-Boliden ist ein Klappbügel an der Unterseite, um den Amp anzuwinkeln – sehr nützlich auf kleinen Bühnen. Diesen schönen Laney mit Komplett-Austattung gibt es für ca. € 1100 Handel.
9. Milkman 5 Watt Half Pint 1×12 Greenback Ostrich

Jetzt gehen wir ins andere Extrem! Unser Highend-Teilnehmer aus einer kalifornischen Edel-Schmiede: Gestatten, Milkman 5 Watt Half Pint 1×12 Greenback Ostrich. Äußerlich punktet dieser bildhübsche Verstärker aus San Francisco mit einem Gehäuse aus massiver Pinie, Ostrich-Tolex (Straußenleder-Look), Cane-Grill Cloth und totschicken Reglern auf gebürstetem Alu-Frontpanel. Bei den inneren Werten treffen wir auf Röhren-getriebenes Tremolo und Reverb, handverdrahtete Turret-Platine, Mercury Transformator, Jupiter Kondensatoren … alles nur vom Feinsten! Wer sich so ein Sahne-Stück gönnen möchte, muss ca. € 3300 locker machen. Puh …
10. Magnatone Starlite 1×8 Combo
Unser letzter Proband kommt von einem amerikanischen Traditionshersteller, dessen Geschichte bis in die späten 1930er-Jahre zurückgeht. Damals fing es mit Hawaii- und Lapsteel-Gitarren und passenden Verstärkern an. Heute spielen Stars wie Slash und Billy Gibbons die Amps von Magnatone. Der kleinste im aktuellen Portfolio ist der Magnatone Starlite 1×8 Combo. Das firmentypische Design ist unverkennbar. Der 8“-Speaker von WGS wird von einer Endstufe mit 6V6 Röhre befeuert, wobei der Tone-Regler sehr clever den Mittenanteil im Sound reguliert. Sehr hübsch, sehr wertig, viel Historie im Gepäck. Kleiner Traum-Amp für knapp 2000 Euro.