Noise Gate & Suppressor: So annulierst du Brummen & Rauschen!

Noise Gate & Suppressor: Wie du Rauschen, Brummen und Sirren effektiv bekämpfen kannst!

Wer regelmäßig im Proberaum abhängt, E-Gitarre aufnimmt oder sogar live spielt, kennt das Problem: ein leises, aber hartnäckiges Rauschen im Hintergrund, ein Brummen oder das Sirren der Pickups kann in künstlerischen Pausen oder zwischen den Songs im Set schnell zu einem Störfaktor werden.

In Zeiten hochgezüchteter Gain-Strukturen und Pedalboards voller Effekte sollte Stille kein Luxus sein. Hier kommen Noise Gates ins Spiel: Sie helfen, das Rauschen zu zähmen, ohne den eigentlichen Sound zu zerstören. Doch wie funktionieren sie genau, worin unterscheiden sich eigentlich Noise Gate und Noise Suppressor und wann lohnt sich überhaupt der Einsatz?

Besonders Gitarristinnen und Gitarristen, die ihr erstes Pedalboard zusammengestellt haben und durch unliebsames Rauschen oder durch Nebengeräusche gestört werden, können von einem Noise Gate  profitieren. Neben teuren Boutique-Gates gibt es ebenso eine Reihe an günstigen Alternativen, die ihren Zweck erfüllen und dir eine gesunde Portion Stille spendieren können!

In diesem Artikel schauen wir uns die grundlegenden Funktionen und Einsatzbereiche von Noise Gates an und stellen dir einige Klassiker sowie günstige Alternativen vor, die deinem Sound definitiv zugutekommen.

Wozu braucht man Noise Gates?

Fame Noise Gate

Ein Noise Gate wirkt wie eine Art „elektronisches Tor“, das entscheidet, wann dein Signal durchgelassen wird und wann nicht. Im geschlossenen Zustand blockiert es leise Signale – also typischerweise Nebengeräusche, Brummen oder Rauschen – und öffnet sich erst, wenn dein Spiel oder das Eingangssignal laut genug ist.

Sobald du eine Saite anschlägst, erkennt das Gate den Pegelanstieg und öffnet den Signalweg. Verstummt die Saite, fällt der Pegel unter eine definierte Schwelle, und das Gate schließt sich wieder.

Das Ziel: absolute Ruhe in Spielpausen, besonders bei High-Gain-Setups, bei denen schon kleinste Störungen zu einem ungewollten Dauerrauschen führen. Im Studio verhindert das Gate, dass Nebengeräusche auf die Aufnahme überspringen, live sorgt es für ein professionelles, kontrolliertes Klangbild.

Funktionsweise & wichtige Parameter

Ein Noise Gate arbeitet pegelabhängig. Es vergleicht also den Eingangspegel mit einem festgelegten Threshold (Schwellenwert). Wird dieser überschritten, öffnet sich das Gate und lässt das Signal durch. Sinkt der Pegel darunter, wird es wieder geschlossen oder gedämpft. Eigentlich ein ziemlich einfaches Prinzip – doch häufig geraten Einsteigerinnen und Einsteiger bei der Einstellung an ihre Grenzen.

Folgende Parameter bestimmen das Verhalten eines Gates im Detail:

  • Threshold (in dB): Der Pegel, ab dem das Gate öffnet. Ist der Threshold zu hoch eingestellt, könnten leise Noten oder Ausklingphasen abgeschnitten werden. Liegt er zu niedrig, bleibt das Gate zu oft offen und lässt Rauschen durch.
  • Attack (in Millisekunden): Gibt an, wie schnell das Gate nach Überschreiten des Thresholds öffnet. Ein kurzer Attack-Wert sorgt für präzises Ansprechen – ideal bei perkussiven Sounds oder palm-muted Riffs. Längere Attack-Zeiten können dagegen den natürlichen Anschlag weicher erscheinen lassen.
  • Hold (in Millisekunden oder Sekunden): Bestimmt, wie lange das Gate nach Überschreiten des Thresholds mindestens offen bleibt, selbst wenn das Signal kurzzeitig absinkt. Praktisch bei dynamischen Passagen mit kurzen Pausen, etwa bei funkigen Anschlägen oder Arpeggien.
  • Release (in Millisekunden): Definiert, wie schnell das Gate wieder schließt, nachdem das Signal unter den Threshold fällt. Eine zu kurze Release-Zeit kann das Signal abrupt abschneiden; eine längere sorgt für natürliches Ausklingen.
  • Range (in dB): Regelt, wie stark das Signal im geschlossenen Zustand gedämpft wird. Statt komplette Stille zu erzwingen, lässt sich das Rauschen auf ein kontrolliertes Minimum reduzieren – ideal, wenn absolute Ruhe unnatürlich wirken würde. Dieser Parameter wird teils auch Floor genannt und ist nicht bei allen Geräten vorhanden.

Diese Parameter erlauben es, ein Noise Gate präzise auf das eigene Spielverhalten und Equipment abzustimmen – vom aggressiven Metal-Riff bis zum sanften Ambient-Pad.

Noise Gate vs. Noise Suppressor – gibt es einen Unterschied?

Oft werden beide Begriffe synonym verwendet, doch technisch arbeiten sie etws unterschiedlich!

Boss NS-2 Noise Suppressor
Boss NS-2 Noise Suppressor

Ein Noise Gate agiert strikt binär: Es ist entweder offen oder geschlossen. Das heißt, es lässt das Signal komplett durch oder kappt es nahezu vollständig, sobald der Pegel unter den Threshold fällt. Das ist effektiv und sorgt für knochentrockene Stille in Spielpausen – aber auch für hörbare „Cut-offs“, wenn die Einstellungen nicht passen.

Ein Noise Suppressor hingegen arbeitet kontinuierlich und dynamisch. Statt das Signal zu blockieren, reduziert er das Rauschen graduell – meist mithilfe von Kompression, spektraler Analyse oder intelligenter Pegelverfolgung. Dadurch bleibt der Sound natürlicher, vor allem bei langen Ausklängen oder cleanen Passagen.

ISP Technologies Decimator X Noise Reduction

Der Decimator X zeichnet sich beispielswiese durch sein patentiertes „Integration Release Window“ aus, wodurch die Modulationswellen im Signal direkt erkannt werden. Dadurch ermöglicht der Decimator ein noch präziseres Gate, welches sauber arbeitet und unerwünschtes Rauschen im Signalweg reduziert. Man kann also sagen:

  • Ein Noise Gate ist chirurgisch präzise, schneidet das Signal ab dem eingestellten Schwellwert ab und ist perfekt für High-Gain-Setups.
  • Ein Noise Suppressor ist subtiler und besser für cleane oder dynamische Single-Coil-Sounds geeignet, um beispielsweise ein permanentes Grundrauschen zu unterdrücken.

Einige moderne Pedale, etwa das Boss NS-2 oder der ISP Decimator X G String, kombinieren beide Ansätze und bieten einen variablen Grad der Rauschunterdrückung. Damit lassen sich auch komplexe Signalwege – beispielsweise mit mehreren Verzerrern oder Effektschleifen – elegant kontrollieren.

Wer nicht gleich tief in die Tasche greifen möchte, findet mit dem Fame Noise Gate oder dem Electro Harmonix Silencer einige alternativen unter 100 €, die zwar mit weniger Kontrollmöglichkeiten ausgestattet sind, aber dennoch einen zuverlässigen Job erfüllen!


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Fame LEF-319 Noise Gate

Typische Einsatzbereiche

Besonders in Metal-, Hardcore- oder Djent-Genres, wo hohe Gain-Reserven und viele Distortion-Stufen zum Klang gehören, ist ein Noise Gate Pflicht. Ohne es würde das Grundrauschen in Spielpausen oder harten Drops extrem störend wirken. Gitarristen wie Misha Mansoor (Periphery) oder Lee Malia (Bring Me The Horizon) schwören auf präzise Gates, die exakt im Timing mit dem Spiel interagieren und Stopps punktgenau betonen.

Aber auch Funk-, Pop- oder Studio-Gitarristen profitieren von dezent arbeitenden Noise Reducern, um saubere Clean-Passagen zu gewährleisten. Besonders beim Einsatz von Single-Coil-Pickups, die anfällig für elektromagnetische Einstreuungen sind, kann ein leichtes Gate oder ein zuverlässiger Reducer Wunder wirken.

In modernen Produktionsumgebungen – ob im Tonstudio oder Home-Setup – werden Noise Gates zudem häufig in der DAW eingesetzt: als Hardware-Unit oder digitales Plug-In auf Gesangsspuren, Drums oder Synths, um Nebengeräusche zu entfernen, ohne dass Audiospuren manuell angefasst und aufwendig geschnitten werden müssen.

Praxistipps für die richtigen Einstellungen

1.Position im Signalweg: In der Regel gehört das Gate hinter den Verzerrer (Distortion/Overdrive) oder in die Effektschleife des Amps, wo der Pegel am stärksten ist. Wer mehrere Gain-Stufen nutzt, kann auch zwei Gates kombinieren – eines vor, eines nach der Verzerrung.

2.Einstellung nach Gehör: Beginne mit niedrigem Threshold und arbeite dich langsam nach oben, bis nur noch das gewünschte Spiel durchkommt. Achte darauf, dass Ausklänge natürlich bleiben oder dass du sie bewusst stoppst, damit das Gate direkt greift.

3.Attack/Release abstimmen: Zu kurze Zeiten führen zu hörbaren „Abwürgungen“, zu lange Zeiten lassen Rauschen durch. Ziel ist ein fließender Übergang. Du kannst den Threshold-Wert bei geringem Rauschen auch sehr niedrig einstellen, um zwischen Songs Ruhe zu bekommen, ohne das Volume manuell abdrehen zu müssen.

4.Kein Allheilmittel: Wenn du nicht gerade im Deathcore heimisch bist, sondern beispielsweise auf dynamische Indie-Sounds setzt, sollte ein Noise Gate eher die letzte Instanz zur Rauschunterdrückung sein. Besser ist es, Brummquellen im Setup zu identifizieren – etwa schlecht abgeschirmte Kabel, Netzteile oder Dimmer in der Nähe. Erst wenn mehrere Gain-Stages mit verschiedenen Verzerrer-Pedalen in deinem Setup relevant werden, sollte ein Noise Gate definitiv zu deiner Grundausstattung gehören.


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Electro Harmonix Silencer Noise Gate

Fazit: Rauschunterdrückung für mehr Definition, Kontrolle und Professionalität

Noise Gates und Noise Suppressor gehören zu den unterschätzten, aber essenziellen Werkzeugen im Gitarren-Setup. Sie schaffen nicht nur Stille in Spielpausen, sondern verleihen deinem Gesamtsound mehr Definition, Kontrolle und Professionalität. Während das klassische Gate durch konsequentes Öffnen und Schließen punktgenau eingreift, arbeitet der Suppressor feiner und bewahrt natürliche Dynamik.

Beide sind keine Zauberformel gegen schlechte Stromversorgung oder andere Rauschquellen im Setup – aber richtig eingesetzt, verwandeln sie ein störanfälliges Pedalboard in ein präzises, rauscharmes Effekt-Setup. Egal ob du High-Gain-Fan bist oder eine Vorliebe für rauschanfällige Single Coils hast: Mit dem passenden Gate oder Suppressor herrscht endlich Ruhe im Signalweg und dein Sound bekommt den Raum, den er verdient!

Titelbild: Electro Harmonix

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