Stromversorgung fürs Pedalboard – Ohne Strom kein Tone

Bild eines Pedalboards für E-Gitarre.

Alle lieben Pedals! Man kann von diesen kleinen, bunten Kisten mit ihren tollen Sounds einfach nicht genug bekommen. Und so wachsen die Pedalboards vieler meiner Kolleg*innen – meins eingeschlossen – stetig weiter. Pedals machen Spaß, Pedals machen glücklich. Aber irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man sich fragen muss: Woher kommt eigentlich der Strom für das neue Pedal? Vielleicht ist dein Netzteil voll und bereits an der Leistungsgrenze, vielleicht nutzt du einzelne Netzteile und die Steckerleiste ist überbelegt.

Wie auch immer – Strom für Pedalboards ist ein wichtiges Thema. Heute drehen wir die ganz große Runde, und hoffentlich schließt sich am Ende der (Strom-) Kreis.

Netzteil-Basics – Was gibt es zu beachten?

Als Endnutzer*innen interessieren uns im Wesentlichen vier Angaben: Stromart, Spannung, Stromstärke und Polarität. Wer im Physikunterricht lieber Tische beschmiert hat als zuzuhören, bekommt bei diesen Begriffen vielleicht leichtes Herzklopfen – aber keine Sorge: Alles, was ihr wissen müsst, steht im technischen Datenblatt eures Pedals (meist auf Englisch unter Technical Data oder Specifications zu finden). Dieses findet ihr in der Regel am Anfang oder Ende der Anleitung.

Beispiel:

In der Anleitung des Eventide H9 stehen folgende Angaben:

9 VDC, 500 mA, Center Pin (+)

Wir benötigen also ein Netzteil mit 9 Volt Gleichstrom (VDC), 500 Milliampere Stromstärke und einer positiven Polarität am Center Pin.

Dieses Beispiel ist bewusst gewählt, denn Eventide ist einer der wenigen Hersteller, deren Pedale eine sogenannte reverse polarity erfordern. Der Center Pin ist hier positiv – der Strom fließt also andersherum als bei den meisten Pedalen. Die meisten Effektpedale benötigen 9 Volt Gleichstrom. Während analoge Pedale meist deutlich unter 100 mA Strom ziehen, können digitale Vertreter wie Reverbs oder Delays auch mal 500 mA, Modeler locker über 1000 mA benötigen.

Wichtig ist also, die Werte der eigenen Pedale zu kennen, um ein passendes Netzteil zu finden. Achtet außerdem darauf, ein stabilisiertes Netzteil zu verwenden. „Stabilisiert“ bedeutet, dass das Netzteil immer die gleiche Spannung abgibt und nur geringe Schwankungen aufweist – ein nicht stabilisiertes Netzteil kann im Leerlauf deutlich höhere Spannungen liefern, was empfindliche Elektronik beschädigen kann.

Genauere Informationen zu Spannung, Stromstärke und Polarität von Netzteilen findest du in unserem Guide Welches Netzteil benötige ich für mein Effektpedal?

Pedalboard planen

Auf den Webseiten verschiedener Hersteller, etwa Rockboard oder Pedaltrain, könnt ihr euer Board bequem am PC planen. Das ist ein bisschen wie der Küchenplaner im schwedischen Möbelhaus – nur deutlich cooler.

Wenn das Layout steht, könnt ihr euch Gedanken über die Stromverteilung machen. Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Möglichkeiten:

1. Batterien

EHX Batterien
9-Volt-Blöcke gibt’s auch von Electro Harmonix.

Wer keine Lust auf Netzteile hat, kann viele Pedale einfach mit 9-Volt-Batterien betreiben. Das hat Vorteile wie Mobilität und Unabhängigkeit, aber meiner Meinung nach überwiegen die Nachteile: Batterien müssen regelmäßig ersetzt werden, was teuer und unökologisch ist. Außerdem kann das Board nicht dauerhaft verkabelt bleiben, da die Batterie entladen wird, sobald ein Klinkenkabel im Input steckt – egal, ob das Pedal eingeschaltet ist oder nicht.

2. Einzelne Netzteile

Music Store DC-Netzteil.
Einzelnetzteil für Effektgeräte.

Die zweite Variante: Jedes Pedal bekommt sein eigenes Netzteil. Für kleine Boards mit zwei bis drei Pedalen ist das oft die einfachste Lösung. Man hat keine Probleme mit Brummschleifen oder Nebengeräuschen, und der Verkabelungsaufwand hält sich in Grenzen. Nachteil: Bei größeren Boards wird es schnell unübersichtlich und platzintensiv.

3. Netzteil mit Daisy Chain

Daisy-Chain-Kabel für bis zu drei Pedale.
Daisy-Chain-Kabel

Netzteile wie das Rockboard Power Ace oder One Spot bieten hohe Leistung (z. B. bis zu 1700 mA) und können mehrere Pedale gleichzeitig mit Strom versorgen. Dazu nutzt man eine Daisy Chain, also ein Verteilerkabel mit mehreren Ausgängen. Diese Lösung klingt zunächst verlockend: günstig, einfach und fest verkabelt.

Es gibt aber ein paar Dinge zu beachten:

  • Die Gesamtstromaufnahme aller Pedale darf die Leistung des Netzteils nicht überschreiten.
  • Betreibt man analoge und digitale Pedale über dasselbe Netzteil, kommt es häufig zu Brummen oder Surren.

Wer hingegen ausschließlich analoge Pedale nutzt (z. B. Kompressoren, Overdrives, Wahs), kann diese meist problemlos über eine Daisy Chain betreiben.

4. Multinetzteil

T-Rex Fuel Tank Chameleon.
T-Rex Fuel Tank Chameleon.

Die beste Lösung für ein Pedalboard ist ein Multinetzteil. Diese Netzteile sind speziell für Effektboards konzipiert und so gebaut, dass sie oft unter dem Board Platz finden – also unsichtbar, vielleicht gibt es deshalb so wenig Hype darum. Multinetzteile gibt es ab etwa 30 €, Spitzenmodelle kosten über 200 €.

Um die Preisunterschiede besser einordnen zu können, hier drei Typen im Überblick:

Nicht isolierte Netzteile

Ein nicht isoliertes Netzteil ist im Grunde eine Daisy Chain im Gehäuse. Der Strom wird von einem Ausgang zum nächsten weitergegeben. Diese Netzteile sind günstig und liefern meist nur geringe Stromstärken pro Ausgang. Für Boards mit ausschließlich analogen Pedalen sind sie eine solide, preiswerte Wahl.

Teilisolierte Netzteile

Teilisolierte Netzteile haben meist ein oder zwei galvanisch getrennte Ausgänge, oft mit hohen Stromstärken, die sich besonders für digitale Effekte eignen.

Beispiel: Fame DC 8

  • Ausgänge A und B: je 1000 mA, schaltbar zwischen 9, 12 und 18 V
  • Sechs weitere Ausgänge: 300 mA, nicht voneinander getrennt

Ideal für Setups mit stromhungrigen Digitaleffekten und analogen Pedalen.

Vollisolierte Netzteile

Ein vollisoliertes Netzteil hat ausschließlich galvanisch getrennte Ausgänge. Diese sorgen für einen nebengeräuschfreien Betrieb – allerdings zu einem höheren Preis.

Ein bei Profis beliebter Klassiker ist das Cioks DC7:
Sieben Ausgänge, alle in der Spannung schaltbar, erweiterbar um weitere Module, und bis zu 660 mA pro Ausgang. Damit lassen sich nahezu alle modernen Pedale zuverlässig versorgen.

Zubehör

Zurück zu unserem Beispiel mit dem Eventide H9:

Um dieses Pedal mit einem Standard-Pedalboardnetzteil zu versorgen, muss die Polarität gedreht werden.Dafür gibt es spezielle Adapter, sogenannte Polarity Inverter. Sie werden einfach auf das Stromkabel gesteckt, das zum Pedal führt. Viele Hersteller kennzeichnen sie farblich, oft mit roten Steckern.

Weitere nützliche Adapter sind:

  • Voltage Doubler: verdoppelt die Spannung (z. B. 9 V → 18 V)
  • Current Doubler: verdoppelt die Stromstärke (mA)

Beide werden über Y-Kabel an zwei Ausgänge des Netzteils angeschlossen.

Achtet unbedingt darauf, den richtigen Adapter zu verwenden – eine zu hohe Spannung kann eure Pedale beschädigen! Für ältere oder Reissue-Pedale mit Miniklinkenanschluss gibt es passende Adapterkabel.

Fazit

Stromversorgung ist kein sexy Thema – aber sie entscheidet, ob dein Board rockt oder rauscht. Wer sich einmal die Mühe macht, Spannung, Polarität und Stromreserven richtig zu planen, hat Ruhe auf der Bühne und im Studio. Ein gutes Netzteil ist wie ein solider Amp: Es läuft einfach, ohne zu murren. Und das ist genau das, was man will – Sound statt Störgeräusche, Energie statt Chaos.

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