Test: Fender Jack White Pano Verb
Fender und Jack White haben mit dem Pano Verb einen spannenden Combo realisiert, der auf den ersten Blick mit seinem unkonventionellen Design hervorsticht, während unter der Haube eine interessante Schaltung steckt, die ihr Hauptaugenmerk auf den Einsatz im Stereo-Setup legt. Jack White gilt seit nunmehr über zwei Jahrzehnten als eine der prägendsten Persönlichkeiten der modernen Rockmusik.
Als Multiinstrumentalist und 12-facher Grammy-Gewinner prägte er mit den White Stripes und Songs wie „Seven Nation Army“ die moderne Musiklandschaft. Seine musikalische Reise führte ihn weiter zu Charterfolgen mit den Raconteurs und Zusammenarbeiten mit Ikonen wie Alicia Keys oder Bob Dylan. Sein Einfluss reicht jedoch auch hinter die Kulissen: Third Man Records, das 2001 von ihm mitbegründete Label, hat sich zu einer wichtigen Plattform mit über 800 Releases entwickelt.
Welche Features der Jack-White-Signature-Combo mitbringt und welche klanglichen Möglichkeiten damit erreicht werden können, erfahrt ihr in diesem Testbericht!
Das Innenleben des Pano Verb
Drei Amp-Klassiker in einem Gehäuse

Der Pano Verb orientiert sich am Innenleben des 1964 Vibroverb, des 1960 Vibrosonic sowie des Vibro-King von 1993. Die Mischung dieser Schaltungsphilosophien ergibt einen Verstärker, der traditionelle Fender-Eigenschaften mit einem außergewöhnlichen Stereo-Speaker-Konzept vereint.
Doch blicken wir erst einmal auf das Äußere: Optisch zeigt das Modell sofort seine Signature-Verbindung zu Jack White. Das Schwarz-Gelb-Gehäusedesign verleiht dem Amp eine Ästhetik, die sich deutlich von klassischen Fender-Combos abhebt.
Gleichzeitig wirkt die Verarbeitung – wie man es aus Corona, Kalifornien kennt – äußerst hochwertig. Das massive Gehäuse, die sauber montierte Hardware und Details wie die integrierten Tilt-Back-Legs machen den Combo zu einem robusten Power-Klotz für harte Konzert- oder Tour-Tage.

Außergewöhnliche Lautsprecher-Kombi: Jensen 15″ C15N- und Jensen 10″ P10R-Speaker
Technisch hebt sich der Pano Verb vor allem durch seine True-Stereo-Endstufe hervor. Fender hat hier eine Kombination aus zwei 6L6- und zwei 6V6-Endstufenröhren realisiert, die jeweils einen der beiden Lautsprecher separat ansteuern.
Die Entscheidung, einen 15-Zoll Jensen C15N mit einem 10-Zoll Jensen P10R zu kombinieren, wirkt dabei zunächst fast schon absurd, entpuppt sich aber besonders im Stereo-Setup schnell als die größte Stärke des Combos.

Der große 15”-Speaker liefert ein weit geöffnetes Höhenbild und glänzt bei hohen Lautstärken mit üppigen Tiefmitten, während der 10”-Speaker den Sound mit knackigem Attack und fokussiertem Mitten- und Höhenbereich ergänzt. Zusammen erzeugen die beiden Speaker ein sehr breites Frequenzspektrum, das dem Pano Verb eine grandiose Tiefe verleiht.
So klingt der Pano Verb
Im praktischen Spielverhalten zeigt sich der Verstärker sofort mit einem Sound, der sich deutlich vom klassischen Vibro-Sound abhebt, im Kern jedoch denselben Spirit trägt. Dabei reagiert der Combo ausgesprochen gut auf unterschiedliche Anschlagsstärken, was gerade bei dynamischen Spielweisen aus der Blues- oder Funk-Ecke besonders willkommen ist. Die Clean-Sounds wirken offen und präsent, ohne steril oder flach zu klingen.
Der Amp besitzt eine leichte Bissigkeit, die vor allem mit Singlecoils deutlich hervortritt. Telecaster- oder Stratocaster-Spieler werden schnell feststellen, dass die Höhen extrem strahlend ausfallen können und bei Bedarf mittels Tone-Regler an der Gitarre oder über das Absenken der Höhen direkt am Amp etwas gezähmt werden wollen. Gleichzeitig liefern Neck-Singlecoils einen angenehm weichen Klang, der sich besonders für sanfte Rhythmusparts oder seichte Blues-Licks anbietet.
Wird der Drive-Regler weiter aufgedreht, gleitet der Pano Verb in den Crunch-Bereich, der an klassische Vintage-Fender-Overdrives erinnert, jedoch mit spürbar mehr Attack daherkommt. Der Verstärker bleibt dabei sehr kontrollierbar, was vor allem bei percussivem Spiel oder intensiven Anschlägen viel Ausdruck verleiht. Mit Humbuckern verändert sich das Klangverhalten entsprechend und wird deutlich fetter.
Wer hier definiert bleiben möchte, sollte entsprechend eher auf Single Coils gehen – wer jedoch das Maximum an Clean-Power erreichen möchte, bekommt mit outputstarken E-Gitarren einen satten Sound, der sich gerade auf mittelgroßen bis großen Bühnen definitiv bewährt.
Integrierte Effekte
Reverb & Tremolo: Stereo-Effekte für Tüftler
Wer bislang nichts oder nur wenig mit Stereo-Setups am Hut hatte, wird sich wahrscheinlich fragen, wie ein Combo-Gehäuse mit Stereo-Features funktioniert beziehungsweise wie man es sinnvoll einsetzen kann. Im ersten Schritt lässt sich der Combo beispielsweise mit zwei verschiedenen Mikrofonen abnehmen, die jeweils vor dem 15-Zoll Jensen C15N-Speaker sowie vor dem 10-Zoll P10R-Speaker positioniert werden.

Blicken wir nun auf das Frontpanel des Combos, so sehen wir zwei Effektsektionen für Reverb und Tremolo, die sich per Schalter auf die beiden Lautsprecher verteilen lassen. Der Full/Split-Schalter erlaubt, den Reverb ausschließlich über den 10”-Speaker oder über beide Lautsprecher laufen zu lassen, was interessante klangliche Varianten ermöglicht. Der Tremolo-Effekt kann wahlweise als Mono- oder Stereo-Effekt betrieben werden.
Das Ergebnis: Als Stereospur aufgenommen oder live über eine große PA lassen sich gigantische Clean-Flächen schaffen, die dank des im Stereobild wandernden Tremolos wirklich fantastisch klingen können. Auch der gesplittete Reverb-Effekt erlaubt einen subtilen Hall-Einsatz, der zahlreiche Möglichkeiten zur Klanggestaltung bietet und sich besonders im Full-Modus für dichte Klangwände nutzen lässt. Unterm Strich ist dieser Combo ein wahrer Ohrenschmaus, der Vintage-Charme mit einem außergewöhnlichen Stereo-Feature vereint.
Power-Combo für laute Umgebungen
26 dB-Boost und 70 Watt Leistung
Ein weiteres Highlight des Pano Verb ist der eingebaute Boost. Mit bis zu 26 dB zusätzlicher Verstärkung eignet er sich ideal, um Soli hervorzuheben oder Clean-Sounds mit mehr Präsenz auszustatten. Der Boost pusht den Sound zuverlässig an, ohne unkontrollierte Verzerrungen oder Artefakte zu erzeugen, wodurch noch mehr Power aus dem Combo herausgekitzelt werden kann.
Mit seinen 70 Watt Leistung bietet der Verstärker genug Reserven für große Bühnen, bleibt aber auch in moderaten Lautstärken gut kontrollierbar. Wer den Verstärker hauptsächlich im Wohnzimmer spielen möchte, sollte sicherstellen, dass die Nachbarn damit d’accord sind, denn hier kann ordentlich Lautstärke in den Raum gepustet werden. Der Pano Verb funktioniert entsprechend seiner klassischen Röhrenkonstruktion in lauten Umgebungen wie Proberäumen, Tonstudios oder auf Bühnen deshalb auch am besten.
Stilistisch eignet sich der Pano Verb für eine breite Palette an Musikrichtungen: von Blues, Indie und Alternative bis hin zu experimentellen Sounds, wie man sie von Jack White kennt. Als Pedalplattform für moderne High-Gain-Welten ist er hingegen weniger prädestiniert, da sein Charakter ganz klar im Vintage-Bereich verortet ist!
Fazit:
Der Fender Jack White Pano Verb kombiniert eine klassische Röhrenarchitektur mit einer außergewöhnlichen True-Stereo-Endstufe, die einen 15”- und einen 10”-Jensen-Speaker separat ansteuert. Mit 70 Watt Leistung, integrierter Boost-Funktion, umfangreicher Reverb- und Tremolo-Sektion sowie wahlweise Mono- oder Stereo-Effektbetrieb bietet der Combo eine vielseitige Ausstattung für Studio und Bühne. Die Klangcharakteristik reicht von offenen Clean-Sounds bis zu typischem Vintage-Crunch, während die Stereofunktionen zusätzliche räumliche Tiefe ermöglichen.
Eignet sich der Combo für den reinen Heimgebrauch? Die Gesamtleistung von 70 Watt und der breite 15″-Lautsprecher bietet reichlich Power, die jedoch erst bei weit aufgedrehtem Volume entfaltet wird. Für den Wohnzimmergebrauch empfiehlt es sich gegebenenfalls einen Attenuator zu benutzen. Die Kraft, die dieser Amp in sich trägt ist enorm und ist daher eher für den professionellen Studio- und Bühnengebrauch geeignet.
In Summe liefert der Pano Verb ein außergewöhnliches Konzept für professionelle Setups, die klassische Fender-Tonalität mit modernen Stereo-Optionen in einem Combo vereint suchen.
Pro
- 70 Watt Leistung mit True Stereo-Endstufe
- Zwei hochwertige Lautsprecher
- Reverb- und Vibrato-Effekte lassen sich separat über beide Speaker aufteilen
- Kristallklarer Sound
Contra
- Hohes Gewicht mit ca. 34,5 kg
- Entfaltet sein Potenzial aufgrund seiner Röhrentechnik erst bei hoher Lautstärke. Für den Wohnzimmergebrauch empfiehlt es sich ggf. mit einem Attenuator zu spielen.

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Titelbild: Fender

