Die Geschichte eines Gitarrenpioniers
Wer einen Fuß in die Welt der Musikinstrumente setzt wird früher oder später mit Gitarren, Bässen oder Verstärkern von Fender konfrontiert (oder wird zumindest davon gehört haben) – unzählige Musikerinnen und Musiker machten sich den einzigartigen Sound der legendären Telecaster- und Stratocaster-Gitarren seit Mitte des 20. Jahrhundert zu nutze und transportierten den ikonischen Klang der Instrumente nicht nur auf den größten Bühnen dieser Welt, sondern verewigten den typischen Fender-Sound über Jahrzehnte auf unzähligen Tonträgern. Dabei trug Leo Fender nicht nur bei der bloßen Weiterentwicklung von elektromagnetisch abgenommenen Instrumenten wie der Lapsteel-Gitarre bei, sondern revolutionierte regelrecht den Sound und das Design moderner E-Gitarren, E-Bässe und Verstärker.
Die Anfänge in den 1940er-Jahren
„Fender Radio Service“ und Zusammenarbeit mit Doc Kauffman

Leo Fender arbeitete als studierter Betriebswirt in den frühen 1930er-Jahren als Buchhalter und war bereits in den 20er-Jahren als Rundfunkelektriker aktiv, um Beschallungsanlagen und Verstärker für diverse Veranstaltungen zu bauen. 1939 machte er sein Hobby zum Beruf und gründete sein erstes Geschäft, den „Fender Radio Service“, welches sich auf Dienstleistungen und Reparaturen rund um elektrische Geräte, Schallplatten und Musikinstrumente spezialisierte.
Mit der aufsteigenden Popularität von Hawaii- und Country-Musik und insbesondere der Lapsteel-Gitarre, experimentierte Leo Fender mit dem professionellen Lapsteel-Gitarristen Doc Kauffman, der einer seiner Kunden war, an elektrischen Tonabnehmersystemen, Gitarren und an Verstärkern.
Nachdem sie die Firma „Kaufmann & Fender“ gegründet hatten und lokalen Anklang mit ihren Instrumenten fanden, trat Kaufmann 1946 aufgrund der hohen Arbeitsbelastung aus dem Unternehmen aus. Nach Kaufmanns Austritt wechselte Fender in größere Produktionsstätten innerhalb Fullertons um und gründete noch im gleichen Jahr die Firma „Fender Electric Instrument Manufacturing Company“ – Dabei experimentierte Leo Fender bis Ende der 1940er-Jahre an einem Solid-Body-Modell, welches im Vergleich zur Konkurrenz erschwinglicher und praktischer in der Handhabung sein sollten.
Die legendären Fünfziger

Esquire, Broadcaster und Telecaster
Während Gitarren mit elektromagnetischen Tonabnehmersystemen in der 40ern mit Feedback-Problemen zu kämpfen hatten revolutionierte Leo Fender mit der Telecaster im Jahre 1951 die Welt der Musikinstrumente: Ursprünglich entwickelte Fender die beiden Modelllinien Esquire und Broadcaster, die jedoch aus namensrechtlichen Gründen in Telecaster umbenannt werden musste. Als erstes Solid-Body-Modell, welches in Massenproduktion hergestellt und für 169,95 US-Dollar verkauft wurde, prägte der Sound und das Design der Telecaster die zukünftigen Jahrzehnte.
Precision Bass
Gleichzeitig brachte Fender mit dem Precision Bass im Jahre 1951 den ersten Solid-Body-Bass mit Tonabnehmer und Bundstäben auf den Markt, der im Vergleich zum Kontrabass praktischer zu Bespielen und dank der sichtbaren Bünde zugänglicher als der bis dato übliche Kontrabass war.
Stratocaster
1954 erschien mit der Fender Stratocaster das wohl berühmteste Gitarrenmodell der Welt, welches seit nun mehr als 70 Jahren die moderne Musiklandschaft prägt und mit der Telecaster eine der am meisten nachgebauten Gitarrenmodelle ist. Das für damalige Verhältnisse futuristische Design, der einzigartige Sound, das Tremolo-System sowie der hohe Spielkomfort setzten wichtige Maßstäbe für die weitere Entwicklung des Gitarrenhandwerks in den folgenden Jahrzehnten. Größen wie Jimi Hendrix, Eric Clapton, David Gilmour oder Mark Knopfler holten grandiose Klänge aus der Stratocaster heraus und prägten mit diesem E-Gitarrenmodell die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Ende der Leo Fender-Ära
Neben Instrumenten wie der Telecaster, Stratocaster und dem Precision Bass entwickelte Fender in den 40er- und 50er-Jahren diverse Verstärker wie den Princeton, Bassman, Twin oder den Tweed Deluxe, die den E-Gitarren- und Bass-Sound ebenfalls nachhaltig prägten.
Nach den revolutionären 1950er-Jahren und dem enormen Erfolg von Leo Fender erschienen in den 1950er- und Anfang der 60er-Jahre weitere E-Gitarren-Modelle, die den zukünftigen Markt prägten – unter anderem füllten Instrumente wie die Jaguar, die Jazzmaster sowie der handliche Jazz Bass das Fender-Sortiment. 1965 erkrankte Leo Fender körperlich und mental nach zwei Jahrzehnten intensivster Arbeit und verkaufte die Fender Electric Instrument Manufacturing Company für 13 Millionen US-Dollar an CBS (Columbia Broadcasting System).
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