Pedal des Monats: Cornerstone Gladio SC Preamp

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(noch) ein Dumble in a Box?

Mit dem Gladio Single Channel Preamp wird uns von Cornerstone ein Dumble im Pedalformat versprochen. Ein Versprechen, das ich in etwa so oft gehört habe wie „Ich werde mich diesmal nicht während des Gigs selber lauter machen!“. Im Laufe der Zeit haben sich viele Pedalhersteller des Ersteren und unzählige Gitarristen des Zweiteren schuldig gemacht. Wie geht es diesmal aus? Steuern wir auf eine weitere Enttäuschung zu, oder werden wir weich dahin schmelzen, wie Zucker bei der Karamellherstellung?

Cornerstone Music Gear

Italien ist für so einige Exportschlager bekannt. Aber in der ellenlangen Liste aus Speisen, Getränken, Musik, Kunst und Fahrzeugen blieb bislang eine pedalförmige Lücke. Diese werden wir heute schließen! Bei den Boutique-Kennern ist Cornerstone schon lange in aller Munde, das kleine Familienunternehmen fliegt bei den meisten Gitarristen allerdings noch unter dem Radar und das völlig zu Unrecht. Seit 2015 werden in Norditalien die Lötkolben aufgeheizt, um uns mit exzellenten Handmade-Pedalen zu beschenken. Der in seiner Kindheit in den Pedaltrank gefallene Gründer und CEO Emilio Massari lötet in detailverliebter Handarbeit akribisch einen weg. Jede Tretmine ein Ferrari, der andere Vertreter seiner Gattung wie einen alten Fiat nach einem Demolition Derby aussehen lässt. Die Komponenten werden beim Herstellungsprozess liebevoller behandelt, als die sonnengereiften Tomaten von Mutti.

Gladio Single Channel Preamp

Frontansicht des Cornerstone Gladio SC Preamp Pedals.
Cornerstone Gladio SC Preamp. (Bild: Cornerstone)

Der Pedal Alchemist Emilio beschreibt den Gladio Preamp als das Ergebnis seiner persönlichen Quest nach dem Stevie Ray Vaughan Sound. „Du kannst seinen Zerrsound nicht vollständig einfangen, ohne eine Portion des Clean-Signals hinzu zu mischen.“ Heißt es auf der Webseite des Herstellers. Dass das unverzerrte Signal das Geheimnis eines bahnbrechenden Overdrive sein soll, klingt zunächst kontraintuitiv. Wenn man die Idee aber einmal sacken lässt, leuchtet sie komplett ein. Die hinzu gemischte Clean-Gitarre bringt die Definition und die Artikulation, die besonders bei höheren Gain-Pegeln gern untergeht, wieder zurück. Den Anteil dessen kannst Du sogar stufenlos bestimmen!

Als jemand, der aus dem Metal-Genre kommt, musste ich mit der Zeit an mir selbst feststellen, dass man den Zerranteil im Gitarrenton sehr gut mit dem Zuckeranteil im Wein vergleichen kann. Wenn wir viel drin haben, ist es natürlich sehr lecker und ballert wie die Hölle. Aber erst wenn du den Zucker nur zum dezenten Verfeinern nimmst, schmeckst du was die Traube tatsächlich auf dem Kasten hat. Scheinbar entwickelt man mit steigendem Alter einen sogenannten „acquired taste“ für Sound und Wein 😉

Bedienung und Features

In die Rüstung aus matt gebürstetem Alu wurden vier Potis, ein Mini-Switch und der Fußschalter gerömert. Das Design weist bewusst auf altes Rom hin. Vermutlich wurde das Pedal schon bei den Gladiatorenkämpfen der Antike genutzt, um bluesige SRV-Style Licks über die PA des Kolosseums zu jagen. Die Potis steuern folgende Parameter:

Bedienelemente des Cornerstone Gladio SC.Tone:

Regelt den Höhenanteil des Zerrsignals.

Clean:

Bestimmt die Lautstärke des hinzu gemischten Clean Signals

Volume:

Steuert die Gesamtlautstärke

Gain:

Kontrolliert den Zerrgrad

Der 2-Wege Mini Kippschalter aktiviert oder deaktiviert den eingebauten Kompressor und der Fußtaster schaltet, wie üblich, den Bypass an/aus. Die Input, Output und 9V DC Buchsen sind oben auf dem Pedal angebracht.

Sound

Was sofort positiv auffällt, ist die dynamische Ansprache des Pedals. Der Gladio Preamp dickt das Signal sehr schön an, bleibt dabei aber locker und fluffig. Mit dem Tone Poti unter 12 Uhr hat die Zerre einen sehr weichen, warmen Charakter. Schlicht verblüffend wie gut dieses Setting mit einem Neck-Humbucker harmoniert. Die Licks kommen singend sahnig und dennoch drückend knusprig aus dem Amp, wie Butterpopcorn. Drehen wir das Poti im Uhrzeigersinn auf, zeigt das Pedal seine Zähne und verlangt nach einer Tele-Stegposition.

Allein mit dem Gain und dem Tone Poti kann man schon eine Menge Spaß haben und viele geniale Sounds schaffen. Mit dem Volumenpoti können wir steuern mit wie viel Pegel wir die Ampröhren prügeln. Es ist eine pure Freude hier einen akustischen Deep Dive zu machen und am Gain und Volume hin und her zu drehen. Der Fender 65 Deluxe Reverb, den ich für diesen Test genommen habe, reagiert völlig unterschiedlich wenn Gain auf 9 und Vol. auf 15 Uhr stehen und wenn wir’s umdrehen. Mal ist es dichter und drückender und bei umgekehrter Einstellung macht der Amp komplett auf und wir spielen mit einer ganz anderen Dynamik.

Mehr Clean für besseren Drive

Der springende Punkt, der Twist, die Kirsche auf diesem karamelligen Drivebecher ist natürlich der Clean Regler. Damit können wir das nicht verzerrte Dry-Signal zu unserem Overdrive hinzu mischen. Dieses geniale Feature ermöglicht es uns einen verhältnismäßig hohen Zerrgrad einzustellen, ohne Klarheit einzubüßen. Die Anschlagdynamik wird im Gegensatz zu anderen Drive Pedalen nicht totkomprimiert, sondern bleibt erhalten und bei offenen Akkorden hört man jede Saite deutlich und definiert. Schalten wir den Kompressor per Mini-Switch dazu, werden die Dynamiksprünge geglättet und das Sustain deutlich erhöht.

Fazit

Mit der vollmundigen Zerre des Preamps und den gut durchdachten Features feiern wir mit jeder Note ein Fest auf dem Griffbrett. Weil das Pedal so viel zurück gibt, spielt man mit deutlich mehr Gefühl. Sätze wie:“ Jede Note muss für Sich stehen können.“, oder „Mut zur Pause.“ Ergeben plötzlich Sinn. Der Spieler entdeckt ganz neue Facetten seiner Spieldynamik. Dieses Pedal macht dich zu einem reflektierten Spieler. Es klingt so gut, dass die Frage wie nah es nun am Dumble ist, schon fast egal scheint. Aber für diejenigen, denen es nicht egal ist – es ist verdammt nah dran!


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Cornerstone Gladio SC Single Channel Preamp

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