Beim Kauf der ersten Gitarre fühlen sich Einsteiger meist schier überwältigt. Dabei stellt sich die große Frage „Westerngitarre oder Konzertgitarre?“. Zunächst sind natürlich beide Gitarrentypen für den Anfang geeignet. Bei der Wahl solltest Du jedoch einige Punkte berücksichtigen, da jeder angehende Gitarrist unterschiedliche Bedürfnisse hat. Beide Instrumente haben ihre Vorzüge, unterscheiden sich allerdings deutlich in Spielgefühl, Klang und Einsatzmöglichkeiten. Besonders ratsam ist es, Dich vor Ort im Musikgeschäft Deines Vertrauens beraten zu lassen, die verschiedenen Modelle in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Im folgenden Beitrag geben wir Dir einige grundlegende Informationen zu den beiden Gitarrenarten, die Dir als Anfänger dabei helfen, Deine Wünsche näher einzugrenzen und Dir eine kleine Einführung in die Welt der akustischen Gitarren zu bieten.
Das Spielgefühl: Nylon- oder Stahlsaiten?

Da sich mit der Zeit erst noch eine Hornhautschicht auf den Fingerkuppen bilden muss, sind die ersten Gehversuche auf der Gitarre noch etwas mühsam. Wer jedoch fleißig übt, wird schon nach kurzer Zeit feststellen, dass ihm die Griffe immer leichter von der Hand gehen. Dennoch ermöglichen Konzertgitarren, die grundsätzlich mit Nylonsaiten bespannt werden, einen deutlich sanfteren Einstieg. Das liegt einerseits an der weicheren Beschaffenheit des Materials und andererseits an der geringeren Saitenspannung, dank derer sich Akkorde und Töne leichter greifen lassen. Westerngitarren hingegen sind mit härteren Stahlsaiten ausgestattet, die zwar die Finger schneller kräftigen, aber gerade zu Beginn schwerer zu bespielen sind. Daher zeichnen sich auf der Konzertgitarre schneller Fortschritte ab, was auch gerade Kinder zum Weitermachen motiviert.
Die Halsbreite
Auch die Breite des Gitarrenhalses trägt zum Spielgefühl bei. So haben Konzertgitarren in der Regel eine Sattelbreite (der Sattel ist die schmale Leiste zwischen Griffbrett und Kopfplatte) von 52 mm. Daraus erfolgt ein großzügiger Saitenabstand, der das präzise Greifen der einzelnen Saiten erleichtert. Wer gerne klassische Spieltechniken erlernen möchte, profitiert hier definitiv von der Konstruktion.

Mit einem Sattel von circa 42 bis 45 mm Breite ist der Hals einer Westerngitarre hingegen schmaler, was ungeübten Fingern saubere Griffe zunächst etwas erschwert. Mit etwas Ausdauer gibt sich dies jedoch mit der Zeit und bietet ideale Voraussetzungen für kräftige Anschläge bei Rock und Pop.
Zusätzlich kommt es natürlich auf die Körper- bzw. Handgröße des Spielers an. Leuten mit kleinen Händen fällt das Spielen auf einer Konzertgitarre deutlich schwerer. Zahlreiche Hersteller haben dafür allerdings bereits die perfekte Lösung: Konzertgitarren mit einem schmaleren Hals gibt es bereits im Einsteigerbereich.
Ganz wichtig: Den Musikgeschmack beachten!
Da sich Akustikgitarren nicht nur in ihrem Bau, sondern auch in ihrem Klang unterscheiden, eignen sie sich dementsprechend für unterschiedliche Musikrichtungen.
Wer ein Faible für Klassik, Latin und Liedbegleitungen mit sanften Zupfmustern hat, ist mit einer Konzertgitarre besonders gut beraten. Ihre Nylonsaiten erzeugen einen weichen Klang, der perfekt zu ruhiger Musik, aber ebenso emotional geladenem Flamenco passt. Darüber hinaus lassen sich komplexe Fingerstyle-Techniken aufgrund des breiteren Saitenabstands sauberer spielen.
Unterdessen begeistert die Westerngitarre mit ihrem hellen, brillanten Klang vor allem Singer-Songwriter, Pop-, Folk- und auch Countrymusiker. Kräftige Schlagtechniken kommen hier besonders gut zur Geltung und sind eine hervorragende Gesangsbegleitung. Auch live und im Bandkontext ist die Westerngitarre ausgesprochen beliebt, da sie sich mit ihrem vollen Klang mühelos durchsetzt und sich auch im Zusammenspiel mit Drums, Bass, Keyboard und mehr behauptet.
Bei der Wahl der ersten Gitarre sollten musikalische Vorlieben und Lieblingsgenres also unbedingt berücksichtigt werden, weil der Spielspaß mit der Musikrichtung steht und fällt.
Fazit: eine Individuelle Entscheidung
Beim Gitarrelernen ist die Entscheidung zwischen einer Western- und einer Konzertgitarre ein ausschlaggebender Punkt. Zwar haben beide ihre Vorteile, doch welche die bessere Wahl ist, hängt in erster Linie von den Zielen des Lernenden ab.
Die allgemeine Empfehlung ist die Konzertgitarre, weil diese mit ihren weichen Saiten die Fingerkuppen schont und einen sanfteren Einstieg ermöglicht. Gerade Anfänger kämpfen noch mit schmerzenden Fingern, bis sich genügend Hornhaut gebildet hat, um entspannt greifen zu können. Nylon ist dabei ausgesprochen entgegenkommend und sorgt eher dafür, dass Schüler mit empfindlichen Fingern oder speziell auch Kinder am Ball bleiben. Die Konzertgitarre ist demnach ein idealer Einstieg für diejenigen, die ihre Finger beim Üben schonen möchten und sich für Klassik, Zupftechniken und Flamenco interessieren. Wer lieber Pop- oder Rocksongs spielen möchte, kann sich mit dem ruhigen Klangcharakter auf Dauer eingeschränkt fühlen.
Die Westerngitarre ist dagegen am Anfang schwerer zu spielen, da sowohl die Saiten aus Stahl als auch die höhere Saitenspannung mehr Druck auf die Finger ausüben. Dafür liefert sie genau den Sound und das Klangvolumen, die im Pop, Rock und auch in Bands gefragt sind. Kurz gesagt sind Westerngitarren perfekt für alle, die zeitnah ihre Lieblingssongs begleiten möchten und dafür gerne einen etwas schmerzhafteren Start in Kauf nehmen. 😉
Schlussendlich musst Du Dich für die Gitarre entscheiden, die Deine Motivation aufrecht erhält und Dir die Freude verschafft, täglich zu üben. Es gibt also nicht die „eine richtige Antwort“, sondern es kommt auf die persönlichen Voraussetzungen und Wünsche an. Daher solltest Du vorher unbedingt mehrere verschiedene Modelle antesten. Wahrscheinlich merkst Du schon schnell, welcher Klang und welches Spielgefühl Dir besser gefallen.